Gymnasien:Eine Rückkehr zum G9 ist unausweichlich

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Im zweiten Jahr des Pilotversuchs dürften im Schnitt zwei Drittel der Achtklässler in die Mittelstufe Plus gehen. (Foto: dpa)

Die Staatsregierung sollte endlich über ihren Schatten springen. Eine weitere Hopplahopp-Lösung, an der dann wieder herumgedoktert wird, kann sie sich nicht mehr leisten.

Kommentar von Anna Günther

Deutlicher hätte die Abstimmung kaum ausfallen können: Im zweiten Jahr des Pilotversuchs wollen noch mehr Schüler mehr Zeit bis zum Abitur. Von einem einmaligen Hype, wie die CSU im vergangenen Jahr den Ansturm von 59 Prozent der Siebtklässler auf die Mittelstufe Plus nannte, kann keine Rede sein.

Die Mehrheit der Eltern will wieder mehr Zeit und weniger Druck. Sie will ein neunjähriges Gymnasium in Bayern. Sogar Schulleiter, die gar keinen Pilotversuch anbieten, locken Eltern von Grundschülern mit der Aussicht auf neun Jahre zum Abitur. Sie haben die Zeichen der Zeit erkannt.

Die Staatsregierung wäre gut beraten, das Votum der Eltern zu akzeptieren und nach zwölf Jahren G-8-Gezanke zu handeln. Aber die CSU verteidigt eisern ihr G 8 und beruft sich darauf, dass man nach einem halben Jahr noch kein Urteil fällen könne. Nur, warum noch warten?

Keine weitere Hopplahopp-Lösung

Dass der Wunsch nach einem neunjährigen Gymnasium groß ist, steht fest. Die Staatsregierung könnte sich jetzt grundsätzlich zu neun Jahren bekennen, ohne gleich ein Konzept festzulegen. Dieses müsste ohnehin in Ruhe erarbeitet werden. Der Parallelbetrieb von acht und neun Jahren in einer Schule ist auf Dauer zu kompliziert und zu teuer.

Die einfachste Lösung wäre daher ein Zurück zum neunjährigen Gymnasium, zur Not mit einer Schnellspur für die besonders Cleveren. Dazu müsste die CSU aber über ihren Schatten springen. Eine weitere Hopplahopp-Lösung, an der dann wieder herumgedoktert wird, kann sich die Staatsregierung nicht mehr leisten.

Taktisch hätte es wohl seinen Reiz, kurz vor der Landtagswahl 2018 die Wähler mit einem neunjährigen Gymnasium willig zu stimmen. Aber so lange darf die CSU die Schulen nicht bangen lassen.

Zumal Ministerpräsident Horst Seehofer das Gerangel um acht oder neun Jahre ohnehin pragmatisch sehen wollte: Er hatte schon vor einem Jahr bei der CSU-Klausur in Andechs angesichts des Ansturms auf den Pilotversuch Mittelstufe Plus die Kraft des Wählerwillens betont. Daran muss er sich nun messen lassen.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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