Kommentar:Brunners Angst vor dem bösen Wolf

In seinen fast neun Jahren als bayerischer Agrarminister agierte Helmut Brunner stets umsichtig und verschaffte sich viel Respekt. Aber wenn es um den Wolf geht, der nach Bayern zurückkehrt, handelt er zaudernd und unentschlossen

Von Christian Sebald

Helmut Brunner ist seit gut neun Jahren Landwirtschaftsminister. Vom ersten Tag seiner Berufung an hat der inzwischen 63-jährige gelernte Landwirt, der sich mit Ablauf der Legislaturperiode aus der aktiven Politik zurückzieht, selbstbewusste Akzente gesetzt, wie man sie lange nicht mehr gewohnt war aus dem klotzigen Ministerium an der Münchner Ludwigstraße. Zum Beispiel in den Milchkrisen, als er die zerstrittenen Bauernorganisationen an einen Tisch zwang, um Auswege zu suchen. Oder mit seiner Bio-Offensive, die die Öko-Landwirtschaft so weit nach vorne brachte, dass es manchem Anhänger der konventionellen Landwirtschaft viel zu viel des Guten ist. Brunner hat stets erfrischend unabhängig, offen und ganz nah an den Menschen und der Sache agiert. Alsbald hatten nicht nur die Bauern großen Respekt und hohe Achtung vor dem Agrarminister. Sondern auch die Verbraucherschützer, die Umweltverbände und andere mehr.

Nun zum Ende seiner Ministerzeit duckt sich Helmut Brunner erstmals weg. Bei der Rückkehr der Wölfe nach Bayern agiert er so zaudernd, unentschlossen und hinhaltend, dass es aussieht, als wolle er das Thema zum Ende seiner politisch aktiven Zeit aussitzen. Oder wie sonst soll man Brunners strikte Weigerung interpretieren, eine Herdenschutzberatung für Nutztierhalter an seinen Landwirtschaftsämtern zu etablieren? Anstatt die Angelegenheit so offensiv aufzugreifen, wie er es bisher in strittigen Fragen tat, übernimmt er vom Bauernverband und anderen Wolfsgegnern die Forderungen nach "wolfsfreien Zonen" und "Abschusserleichterungen" - obwohl er sehr genau weiß, dass beides dem EU-Naturschutzrecht zuwiderläuft und auf absehbare Zeit nicht durchsetzbar ist. Mit seinem Wegducken tut Brunner den Bauern, Schäfern und anderen Tierhaltern keinen Gefallen. Sie brauchen schleunigst den ruhigen, sachlichen Umgang mit dem Thema Wolf, den Brunner auch bei allen anderen strittigen Themen in seiner Amtszeit gepflegt hat.

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