Klinik am Tegernsee:Rentenversicherung zieht Baupläne zurück

Der Streit im Tegernseer Tal hat ein Ende: Die Rentenversicherung zieht die umstrittenen Pläne für die 70-Millionen-Euro-Klinik zurück. Das freut nicht nur den Bürgermeister.

Von Heiner Effern, Tegernsee

Die Point, einer der markantesten Flecken im Tegernseer Tal, wird nicht zugebaut. Die Deutsche Rentenversicherung verkündete in einer Mitarbeiterversammlung am Montag überraschend, ihre entsprechenden Pläne aufzugeben. Sie wollte ihre dort angrenzende Orthopädische Klinik für 70 Millionen Euro auf der grünen Landzunge zwischen der Stadt Tegernsee und Rottach-Egern erweitern. Es hätten sich neue rechtliche Hürden ergeben, sagte der Vorstandsvorsitzende Ivor Parvanov laut schriftlicher Mitteilung. "Vor diesem Hintergrund nehmen wir Abstand von unserem Bauvorhaben, auch wenn ich das sehr bedauere."

Den "herausragende Standort" am Tegernsee will die Rentenversicherung trotzdem erhalten. "Nun werden wir Schritt für Schritt Instandhaltungsarbeiten prüfen, um weiterhin in unsere Klinik investieren zu können", erklärte Parvanov. Die Stadt Tegernsee begrüßt die Entscheidung. Er sei froh, dass die Point in ihrer jetzigen Form erhalten bleibe, sagt Bürgermeister Johannes Hagn. Die Dimension des Neubaus und auch Probleme mit dem Natur- und Denkmalschutz hätten zu rechtlichen Probleme bei der Genehmigung geführt, sagt Hagn. Das habe ein externer Fachanwalt bei einer Prüfung der Unterlagen festgestellt.

Sechsgeschossige Gebäude fast bis ans Seeufer

Die Baupläne sahen teilweise sechsgeschossige Gebäude vor, die an dieser exponierten Stelle fast bis ans Seeufer heranreichen sollten. Dagegen hatte die unmittelbar anschließende Nachbargemeinde Rottach-Egern bereits eine Klage angekündigt. Auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) sprach sich massiv gegen einen Neubau auf der Point aus. "Ein Moloch" würde entstehen, "ein Lindwurm", der erst gar nicht versuche, sich ins Tal-Landschaftsbild einzufügen, hieß es in einer Stellungnahme. Diesen "absurden Maßstabbruch" gelte es unbedingt zu verhindern. Mehr als 2500 Unterschriften sammelte die SGT gegen den Neubau der Orthopädischen Klinik.

Die Rentenversicherung hatte noch Anfang August angekündigt, ihre Pläne durchzuziehen. "Im Falle einer Ablehnung muss über die Zukunft der Klinik erneut beraten werden", hieß es damals. Die Versicherung verwies auf 120 qualifizierte Arbeitsplätze, die im Tal bei einem möglichen Umzug an einen anderen Standort verloren gehen könnten. Umweltschützer warfen der Rentenversicherung vor, auf diese Weise die Tegernseer Stadträte unangemessen unter Druck zu setzen.

Doch in den vergangenen Wochen soll sich zumindest ein Hotelbetreiber an einem Kauf des Geländes interessiert gezeigt haben, was einer möglichen Drohkulisse die Basis genommen haben könnte. Jetzt beteuert die Deutsche Rentenversicherung jedenfalls ausdrücklich, die Klinik und "die damit verbundenen Arbeitsplätze in Tegernsee" erhalten zu wollen. Das sei die zweite "hervorragende" Nachricht des Tages, sagt Bürgermeister Hagn.

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