Bistum Eichstätt:Finanzskandal: Welche Rolle spielte der Bischof?

Bischof Gregor Maria Hanke

Bischof Gregor Maria Hanke kennt einen der Beschuldigten im Finanzskandal "schon aus Studienzeiten".

(Foto: pde / Christian Klenk)
  • Bischof Gregor Maria Hanke aus dem Bistum Eichstätt hat sich in einem Interview zerknirscht gezeigt und Fehler eingestanden.
  • Zuvor war bekannt geworden, dass ein mutmaßlicher Betrüger 50 Millionen Euro aus der Kasse des Bistums verzockt hat.
  • Doch weitere Aussagen von Hanke werfen Fragen auf, insbesondere an die eigene Rolle des Bischofs in dem Finanzskandal.

Von Matthias Drobinski

Es hätte eigentlich eins dieser freundlichen Gespräche werden sollen, die die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) immer mit dem Bischof führt, der Gastgeber der Frühjahrsversammlung der katholischen Bischofskonferenz ist. Die beginnt am Montag in einer Woche in Ingolstadt und damit im Bistum Eichstätt. Doch der Kollege hatte diesmal naheliegenderweise weniger schöne Fragen zum Treffen mit Bischof Gregor Maria Hanke mitgebracht: Wie konnte es passieren, dass das Bistum Eichstätt einem mutmaßlichen Betrüger vertraute, der bis zu 50 Millionen Euro verzockt hat? Hat da keiner kontrolliert? Und hätte nicht der Bischof eher und konsequenter handeln müssen?

Das von der KNA veröffentlichte Interview ist die erste Äußerung des Bischofs zum Skandal nach Tagen des Schweigens - es zeigt einen durchaus zerknirschten, selbstkritischen Hirten. Er sei "erschüttert wegen dieses Vertrauensmissbrauchs", sagt er, und "zutiefst beschämt wegen des damit verbundenen Verlustes an Glaubwürdigkeit für uns als Kirche in Deutschland". Und ja, gibt Hanke zu: "Es wäre sicher besser gewesen, schon früher mit der Transparenzoffensive zu beginnen"; und: "Vielleicht hätte ich noch härter durchgreifen müssen". Den Bischof treibt die Sache sehr um, ist aus Eichstätt zu hören.

Manche Sätze Hankes wecken Zweifel an der Version, er sei bloß das naive Opfer

Es gibt aber auch eine Passage in dem Gespräch, die Zweifel aufkommen lässt an der vom Bistum vertretenen Version, man sei das unschuldige, vielleicht ein wenig zu vertrauensselige Opfer gerissener Betrüger geworden. Hanke gibt zu, dass er einen der Beschuldigten, der nun in Untersuchungshaft sitzt, schon lange kennt, "schon aus Studienzeiten", so der Bischof: "Wir haben uns dann aber aus den Augen verloren. Zuletzt arbeitete er für eine Bank. Zunächst hat er mich von dort aus kontaktiert, ob wir Interesse hätten an einer Anlageberatung. Daraufhin habe ich ihn mit unserer Finanzkammer in Verbindung gebracht." Und so nahm das Unglück seinen Lauf: Die ersten von dem Mann empfohlenen Anlagen waren top, daraufhin wurde er eingestellt.

Man kennt sich, hält sich für verlässlich katholisch und loyal - das genügt manchmal für eine Kirchenkarriere. Auch Hanke hat, das stieß schon früher auf Kritik, ihm (auch kirchenpolitisch) nahestehende und loyale Priester in Führungspositionen berufen, nicht immer habe die fachliche Qualifikation an erster Stelle gestanden. Damit ist er nicht der einzige in der katholischen Kirche - nur diesmal führte es dazu, dass sich viele Millionen Euro quasi in Luft auflösen.

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