Kirche:Bamberger Erzbischof Schick bekommt Todesdrohungen

Ludwig Schick

Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg, berichtet von anonymen Drohungen, allerdings seien diese nie konkret.

(Foto: dpa)
  • "Tagtäglich" wird der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nach eigener Aussage beschimpft und bedroht - weil er gegen Fremdenhass Stellung bezieht.
  • Im oberbayerischen Zorneding, wo ein dunkelhäutiger Pfarrer am Sonntag wegen Morddrohungen seinen Rücktritt verkündet hat, läuft eine Solidaritätsaktion für den Geistlichen.
  • Am Abend sind eine Kundgebung und eine Lichterkette geplant.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der immer wieder gegen Fremdenhass Stellung bezieht, bekommt offenbar Todesdrohungen. Schon seit Ende 2014 erhalte er Hasskommentare auf Facebook oder werde in anonymen E-Mails beschimpft und bedroht, sagte eine Bistumssprecherin. Damals hatte sich Schick in einem Kommentar klar von der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung distanziert. Inzwischen passiere so etwas "tagtäglich". Die Sprecherin bestätigte einen Bericht des Bayerischen Rundfunks.

Erst am Sonntag hat der Pfarrer von Zorneding, der dunkelhäutige Olivier Ndjimbi-Tshiende, seinen Rückzug wegen rassistischer Hetze und Morddrohungen verkündet. Er hatte im vergangenen Herbst die Äußerungen der damaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher verurteilt, die von einer Invasion der Flüchtlinge sprach.

Auch der Bamberger Erzbischof Schick wird nun bedroht, weil er sich gegen Rassismus stellt. Der 67-jährige Geistliche war einer der ersten, der sich von der Pegida-Bewegung abgrenzte und sagte, Christen dürften nicht mitmarschieren.."Wenn Menschenverachtung, Rassismus und Hetze verbreitet werden, wenn Menschen kategorisiert werden, dann ist das nicht christlich. Wenn ich das wiederhole, dann bekommen ich auch heute noch böse Mails", sagte der Erzbischof in einem Interview der Nürnberger Nachrichten bereits Anfang der Woche gesagt: "Von rechten Gruppen erhalte ich heftige Kritik, bis hin zu Todesdrohungen."

Die Drohungen seien nie konkret, sagte die Sprecherin. Der Bischof wolle sich auch nicht dazu äußern, um dem Ganzen nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das Bistum leite die Drohungen an die Polizei weiter. "Die Verfolgung ist jedoch schwierig. Die Urheber sitzen oft auch im Ausland."

Der Umgang mit Drohungen und Hetze sowieso der Rücktritt des Pfarrers von Zorneding wird auch zum Thema der Freisinger Bischofskonferenz, deren stellvertretender Vorsitzender Schick ist. "Ich gehe davon aus, dass sich Kardinal Marx zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung am Donnerstag zu diesem Thema äußern wird", sagte dessen Sprecher Bernhard Kellner.

65 000 Unterschriften für Ndjimbi-Tshiende

Unterdessen reißen die Solidaritätsbekundungen in Zorneding für den zurückgetretenen Olivier Ndjimbi-Tshiende nicht ab. Mehr als 65 000 Menschen unterstützten bis zum Mittag die von einer ehemaligen Gemeindebürgerin initiierte Online-Petition "Unser Pfarrer soll in Zorneding bleiben". Darin heißt es: "Wenn wir den Weggang des Pfarrers nun stillschweigend akzeptieren, überlassen wir kriminellen Nationalsozialisten das Feld."

Am Abend ist in Zorneding eine Kundgebung unter dem Motto "Rassismus entgegentreten" geplant. Daran will auch die Generalsekretärin der bayerischen SPD, Natascha Kohnen, teilnehmen. Der Zornedinger Bürgermeister Piet Mayr (CSU) kündigte eine Rede an. Anschließend soll es eine Lichterkette zwischen katholischer und evangelischer Kirche geben.

Der aus dem Kongo stammende Geistliche hat den Ort bei München bereits verlassen und lebt derzeit abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung gegen unbekannt.

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