Kempten:Zwei Stunden Todesangst

Beim Anflug auf den Flughafen Durach ist ein Hobbypilot in einer Hochspannungsleitung hängengeblieben. Er überlebte das Unglück unversehrt.

Er und seine Frau hatten sich vom Leben schon verabschiedet, sagt Reinhard Leveringhaus. Am Tag nach der Rettung aus einer Hochspannungsleitung bei Kempten berichtet der Pilot des abgestürzten Sportflugzeugs unversehrt von dem spektakulären Unfall.

Kempten: Zwei Stunden saß ein Hobbypilot in dem Flugzeug fest. Beim Landeanflug waren er und seine Ehefrau in die Hochspannungsleitung geraten.

Zwei Stunden saß ein Hobbypilot in dem Flugzeug fest. Beim Landeanflug waren er und seine Ehefrau in die Hochspannungsleitung geraten.

(Foto: Foto: ddp)

"Uns geht es gut", sagt er auf einer Pressekonferenz auf dem Flughafen Durach, wo er 24 Stunden zuvor mit seiner Ehefrau Heidi im Cockpit des Leichtflugzeugs hatte landen wollen. Aber das Fliegen will er künftig lieber sein lassen: "Man hat im Leben nur einmal so viel Glück."

Beim Anflug war laut Leveringhaus eine Fahrwerkseite an der 380.000-Volt-Leitung hängengeblieben. Mehr als zwei Stunden dauerte es, bis Hebebühnen das Flugzeug in fast 20 Meter Höhe erreichten und beide Insassen gerettet werden konnten.

Sekunden nach dem Unglück sei für ihn und seine Ehefrau klar gewesen: "Das ist unser Ende", erzählt der 65-jährige Unternehmer aus Obergünzburg im Ostallgäu. Im Laufe der Rettungsaktion aber sei die Hoffnung gewachsen, den Absturz überleben zu können.

Er habe mit seiner zwei Jahre jüngeren Frau Händchen gehalten und sie getröstet: "Wir sind 40 Jahre verheiratet. In dieser Situation sagt man sich, dass man sich liebt."

Zur Unfallursache berichtet der Pilot, er sei zunächst von aufsteigender Warmluft erfasst worden. Deshalb habe er die Maschine nach unten steuern müssen. Beim weiteren Landeanflug auf den Flugplatz Durach sei der Westwind über einer bewaldeten Hangkuppe plötzlich abgerissen. Das Selbstbauflugzeug vom Typ Europa sei nach unten gedrückt worden, habe deshalb die Hochspannungsleitung berührt und sei hängengeblieben, sagt Leveringhaus.

Ihm und seiner Frau sei klar gewesen, dass das Leitungsseil jeden Moment hätte reißen können. "Uns haben der Blickkontakt und der Sprechfunkverkehr mit den Rettungskräften geholfen", sagt Leveringhaus weiter. Seiner guten sportlichen Konstitution sei es zu verdanken, dass er die mehr als zwei Stunden Gefangenschaft im Cockpit völlig gesund überlebt habe.

Seine Frau habe mehr darunter gelitten, von den Gurten eingeschnürt gewesen zu sein. Nach der Rettung habe sie gesagt, es wäre noch schlimmer für sie gewesen, wenn sie die Situation vom Boden aus hätte beobachten müssen.

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