Kaufbeuren:Flüchtlinge sollen trotz Brandanschlag in Unterkunft ziehen

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Ein Feuer in der geplanten Flüchtlingsunterkunft hat einen Schaden von mehreren hunderttausend Euro verursacht. (Foto: dpa)
  • In einer Flüchtlingsunterkunft in Kaufbeuren war in der Nacht zum Sonntag ein Brand ausgebrochen.
  • Die Polizei geht von einem Anschlag aus.
  • Oberbürgermeister Bosse (CSU) zeigt sich entsetzt und stellt klar, dass die Stadt an ihren Plänen festhalten werde.

Von Stefan Mayr, Kaufbeuren

Einen Tag nach dem Brand in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft in Kaufbeuren wählt Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) klare Worte: "Das ist ein schlimmer Vorfall und wirft ein Licht auf diese Leute, die ohne Nachdenken Feuer legen." Die Täter hätten nun "eine Haftstrafe und hohe Schadensersatzforderungen im Nacken und rein gar nichts erreicht - außer einem hohen Schaden für die Gemeinschaft und einen Imageverlust für die Stadt."

In der Nacht zum Sonntag war in einer städtischen Immobilie ein Feuer ausgebrochen. Im Frühjahr sollten dort etwa 40 Asylbewerber einziehen. Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen von einem Anschlag aus, auch wenn die endgültige Bestätigung am Montag noch nicht vorlag. "Es gibt Hinweise, die auf eine vorsätzliche Brandstiftung schließen lassen", sagte eine Polizeisprecherin am Montag.

Unterkunft soll im Herbst in Betrieb genommen werden

OB Bosse zeigt sich entsetzt und stellte klar: "Die Stadt wird an ihren Plänen festhalten und das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft nützen." Bei dem Feuer in dem leer stehenden Haus wurde niemand verletzt, es entstand Schaden in sechsstelliger Höhe. Diese Tat sei "nicht nur hoch kriminell, sondern auch völlig sinnfrei", betont Bosse, "denn sie wird die Unterkunft nicht verhindern."

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Der oberste deutsche Strafverfolger will künftig unter anderem die Ermittlungen an sich ziehen, wenn es vor Flüchtlingsunterkünften zu "pogromartigen Szenen" kommt.

Dieses Signal sei ihm sehr wichtig. Statt im Frühjahr werde die Unterkunft nun voraussichtlich im Herbst in Betrieb genommen. Am Freitag wird es einen Solidaritätsmarsch zur Brandstelle geben. Dieser wurde vom Kaufbeurer Bündnis für Flüchtlinge angemeldet und wird von der Stadt unterstützt.

Gegen die geplante Unterkunft im Stadtteil Neugablonz hatte sich Ende 2015 Widerstand formiert, da sich direkt daneben eine Kindertagesstätte befindet. Die Stadt sagte den Anwohnern deshalb zu, in dem ehemaligen Stadtteil-Treff ausschließlich Familien unterzubringen. Dass es trotz dieser Zusage zu einem Brandanschlag kam, bezeichnet Bosse als "zusätzlich bedrückend".

Die Menschen machen sich große Sorgen, sagt Bosse

Der finanzielle Schaden für die Stadt halte sich nach Bosses Angaben in Grenzen, weil das Haus versichert war. "Aber über den Imageschaden müssen wir schon reden", sagt er, "Kaufbeuren steht jetzt auf der Liste der Städte, in denen es einen Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft gab." Dabei seien weder in der Stadt Kaufbeuren noch im Stadtteil Neugablonz überproportional viele Flüchtlinge untergebracht. Derzeit leben in Kaufbeuren 650 Flüchtlinge.

Für 2016 wird mit weiteren 600 gerechnet. Kaufbeuren hat 44 000 Einwohner. Bosse bezeichnet die Stimmung in der Stadt als "ganz normal": Die Begeisterung über die Flüchtlingswelle sei inzwischen abgeebbt, die Menschen machten sich große Sorgen. Aber es gebe keine Fremdenfeindlichkeit und viele Leute "helfen nach Kräften mit", um die Flüchtlinge zu betreuen.

In Burtenbach im Landkreis Günzburg gab es am Wochenende einen Übergriff auf ein Asylbewerberheim. Am Samstag schmierten Unbekannte zwei Hakenkreuze auf die Wände und auf eine Holztafel vor dem Gebäude. Die Beamten fanden außerdem ein weiteres Hakenkreuz auf einer Holzfigur, die in einer umliegenden Straße stand. Bis jetzt sind die Ermittlungen noch ergebnislos.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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