Kampf gegen Rechtsextremismus:Passauer Szenen

Was auch immer herauskommen wird im Fall Mannichl: Die Neonazi-Szene ist für Passau schon lange ein Problem. Wie eine Stadt ihr Image bekämpft.

Karin Steinberger

Es ist ja nicht so, dass die Neonazi-Szene für Passau erst seit Mannichl ein Problem ist. Die Stadt kämpft schon lange gegen ein Image, das sie ihrer Meinung nach nicht verdient hat. 2004 riss man sogar die 1934 errichtete Nibelungenhalle ab, einen Nazi-Bau, den die rechtsextremen Parteien NPD und DVU bis 2001 für Veranstaltungen nutzten. "Die neue Mitte" ist jetzt Einkaufspassagenwelt.

Kampf gegen Rechtsextremismus: Bedrohliche Auftritte mitten in der Stadt: NPD-Demonstration in Passau Anfang 2009.

Bedrohliche Auftritte mitten in der Stadt: NPD-Demonstration in Passau Anfang 2009.

(Foto: Foto: dpa)

Aber mit dem Fall Mannichl ist das Image vom "braunen" Passau wieder hochgekommen, da spielt auch keine Rolle, wer der Täter ist. "Die Stadt war nie wirklich braun", sagen die von der Antifaschistischen Aktion. Es gebe hier zwei, die am rechten Rand aktiv sind: Günther Resch senior und Stephan Mühlberger. Aber kein Wirt in der Stadt traue sich mehr, den Rechtsradikalen einen Raum zu vermieten. Dafür hat Polizeichef Alois Mannichl gesorgt. Er hat die Wirte unter Druck gesetzt. Erfolgreich.

Die Journalistin Amelie Rosenbaum beschäftigt sich seit Jahren mit den Strukturen der rechtsradikalen Szene im Umkreis. Man habe das Gefühl, die Szene sei klein, sagt sie, aber das Sympathisanten-Netzwerk sei enorm groß, das reiche von den Vertriebenenverbänden bis zu den Burschenschaften. Und das rechte Gedankengut falle bei vielen Menschen hier auf einen guten Nährboden, das habe ja auch die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung bestätigt, die besonders in Bayern eine besorgniserregend hohe Zustimmung für Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus festgestellt habe.

Die rechtsextreme Szene hat das erkannt. Rosenbaum sagt, die NPD wolle vom Land aus die Städte erobern. Auf dem Land treffen sie sich, in Fürstenzell zum Beispiel, in Traudl's Café, ganz in der Nähe des Wohnhauses von Mannichl. Von dort aus wird dann gezielt agiert.

Als am 25. Juli 2008 hoch über Passau der Altnazi Friedhelm Busse beerdigt wurde, legte der Neonazi Thomas Wolff vor den Augen der Polizei eine Reichskriegsflagge mit Hakenkreuz auf den Sarg. Später brachen Rechtsradikale einem linken Journalisten zwei Rippen und verprügelten in der Innenstadt eine Asiatin.

"Stiche versetzen, von denen sie sich nicht mehr erholen werden"

Vielen Linken war Mannichl damals zu nachsichtig. Zwar ließ er Rechtsradikale verhaften, und später wurde auch das Busse-Grab geöffnet, um die Fahne als Beweismittel sicherzustellen. "Aber dass Mannichl überhaupt so aufgefallen ist bei den Nazis, liegt daran, dass sie in anderen Städten völlig unbehelligt agieren können", sagt Rosenbaum.

Sie werden also immer dreister, die Rechtsradikalen. So auch bei der Demonstration vergangenen Samstag, als Roland Wuttke, Pressesprecher der bayerischen NPD, vor dem Polizeipräsidium in Passau über die "partielle Hirnlähmung der Ermittlungsbehörden" lästerte und der als "Hitler von Köln" bekannte Axel Reitz vor Hunderten Polizisten drohte, man werde Bürgermeister Dupper und Polizeichef Mannichl durch "scharfe Federn und spitze Zungen Stiche versetzen, von denen sie sich nicht mehr erholen werden".

Was also auch immer herauskommen wird im Fall Mannichl: Mit den Neonazis wird man sich auf jeden Fall weiter beschäftigen müssen.

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