Kabarettist Wolfgang Krebs:"Seehofer ist nicht zimperlich"

Wolfgang Krebs imitiert seit Jahren die bayerischen Ministerpräsidenten. Er weiß, wie viel Humor diese haben und warum ihn Horst Seehofer oft an Franz-Josef Strauß erinnert.

Birgit Kruse

sueddeutsche.de: Herr Krebs, seit Horst Seehofer Ministerpräsident ist, parodieren Sie ihn. Wie viel Humor hat er?

Kabarettist Wolfgang Krebs: Kabarettist Wolfgang Krebs: "Es geht nicht darum, die Politiker nieder zu machen, sondern sie humorvoll auf den Arm zu nehmen."

Kabarettist Wolfgang Krebs: "Es geht nicht darum, die Politiker nieder zu machen, sondern sie humorvoll auf den Arm zu nehmen."

(Foto: Foto: dpa)

Wolfgang Krebs: Horst Seehofer ist nicht zimperlich. Als ich ihn auf dem Parteitag in Nürnberg getroffen habe, hat er mich gleich mal gefragt, ob ich nicht ein paar Termine für ihn übernehmen könnte - am liebsten die mit den Sozis. Das sind doch die besten Voraussetzungen, dass er lange Ministerpräsident bleibt (lacht).

sueddeutsche.de: Aber war es nicht viel einfacher, Edmund Stoiber mit seinen zahlreichen Versprechern zu parodieren, als jetzt Horst Seehofer?

Krebs: Sicher, im Moment ist Edmund Stoiber noch das Highlight. Das wird auch noch eine Weile so bleiben. Das liegt sicherlich daran, das sich Stoiber inzwischen stark von der realen Person abgekoppelt habe. Die Parodie trifft schon längst nicht mehr die Wirklichkeit. Seit Stoiber nicht mehr im Amt ist, redet er viel bedächtiger und überlegter.

sueddeutsche.de: Glauben Sie, die Menschen werden auch einmal so sehr über Ihren Seehofer lachen können?

Krebs: Ich denke schon. Der Mann hat Potenzial. Stoiber wurde auch erst mit den Jahren immer lustiger. Das wird auch bei Seehofer so sein: Man wird an ihm immer mehr Dinge erkennen, die ihn immer lustiger machen.

sueddeutsche.de: Was macht Horst Seehofer so schwierig?

Krebs: Seehofer wirkt auf den ersten Blick sehr glatt. Er hat eine ruhige Aussprache, spricht oft mit geschlossenen Zähnen und leistet es sich, zu vielen Dingen erst einmal nichts zu sagen. Doch genau hinter dieser Masche versteckt er seine Seitenhiebe gegen den politischen Gegner. Darin liegt meine Chance. Ebenso wie an seiner Stimmlage, die sehr der von Franz Josef Strauß ähnelt. Manchmal fällt er genau in dessen Sprachduktus, fast, als würde er das bewusst machen. Ich kann dann immer wieder vom Seehofer in den Strauß fallen und umgekehrt. Das funktioniert gut.

sueddeutsche.de: Und wie viel Humor verträgt Edmund Stoiber?

Krebs: Auf jeden Fall mehr, als man ihm zutraut. Ich glaube, die Parodien auf ihn haben Stoiber immer gut gefallen. Als ich ihn das letzte Mal getroffen habe, begrüßte er mich mit "Hallo, Herr Ministerpräsident". Nur bei Günther Beckstein hatte ich den Eindruck, dass ihm meine Scherze überhaupt nicht gepasst haben.

sueddeutsche.de: Vielleicht gingen Sie ihm einfach zu sehr unter die Gürtellinie?

Krebs: Ich gehe nie wirklich unter die Gürtellinie. Ein Ministerpräsident ist ja nicht irgendwer in Bayern. Hier ist das Amt schon noch hoch angesehen. Außerdem hätten Witze auf Kosten der Politiker auch nichts mehr mit der bayerischen Tradition des Derblecken zu tun. Es geht nicht darum, die Politiker nieder zu machen, sondern sie humorvoll auf den Arm zu nehmen.

sueddeutsche.de: Wie wichtig ist es, dass Sie die Politiker, die Sie parodieren, auch persönlich kennen?

Krebs: Es ist immer wieder spannend, die Politiker auch persönlich zu treffen. Man kann viel von ihrem Habitus abschauen, wenn man ihnen gegenüber sitzt. Dennoch ist mich die nötige emotionale Distanz wichtig.

sueddeutsche.de: Wie sind Sie überhaupt dazu zu kommen, bayerische Ministerpräsidenten zu imitieren?

Krebs: Das war Zufall und ist fast 22 Jahre her. Damals haben wir für unsere Abschlussfeier ein Theaterstück geprobt - "Die Bürgschaft" von Schiller. Ich war der Sprecher und stand zum ersten Mal vor einem Mikrofon. Bei den Tonproben habe ich aus Spaß angefangen, Strauß nachzumachen. Das kann unheimlich gut an. Nach dem Tod von Strauß habe ich mich noch eine Weile an Helmut Kohl versucht, bis ich dann letztlich zu Stoiber kam.

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