Junge Frau aus Oberpfalz vermisst:Spurlos verschwunden

Junge Frau aus Oberpfalz vermisst: Seit einem Jahr verschwunden: Von Maria Baumer fehlt jede Spur.

Seit einem Jahr verschwunden: Von Maria Baumer fehlt jede Spur.

(Foto: LKA)

Will sie sich religiös verwirklichen oder wurde sie Opfer eines Gewaltverbrechens? Seit gut einem Jahr läuft die Suche nach Maria Baumer aus der Oberpfalz. Die junge Frau gilt als extrem zuverlässig, dann verschwand sie an Pfingsten 2012 völlig unvermittelt.

Von Wolfgang Wittl

Das letzte bekannte Lebenszeichen von Maria Baumer war eine Nachricht an ihren Verlobten. Es war Pfingstsamstag, 26. Mai 2012, als die damals 26-Jährige mitteilte, dass sie sich auf den Weg nach Hamburg machen wolle. Eigentlich war ausgemacht, dass Maria und ihr Verlobter das Wochenende bei Baumers Familie in Muschenried im Landkreis Schwandorf verbringen würden. Das Paar wollte noch Einladungen zur Hochzeit verteilen, die in ein paar Monaten stattfinden sollte. Und dann war Maria Baumer weg.

Seit gut einem Jahr läuft die Suche nach der jungen Frau aus der Oberpfalz. Wer die Fahndungsseite der bayerischen Polizei aufruft, findet dort gut zwei Dutzend Vermisstenanzeigen. Was den Fall Baumer aus Sicht der Ermittler so ungewöhnlich macht, ist die Unvermitteltheit, mit der die heute 27-Jährige verschwand.

"Es gab überhaupt keine Anzeichen", sagt Michael Rebele, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz. Baumer habe "in einem absolut stabilen Umfeld" gelebt, hatte weder Schulden noch gesundheitliche Probleme. Ihr Studium hatte sie gerade abgeschlossen, ein Arbeitsplatz war gefunden, der Hochzeitstermin fest verabredet. Eine Woche vor ihrem Verschwinden wurde Baumer zur Landesvorsitzenden der Katholischen Landjugendbewegung gewählt. Der Lebensplan schien vorgezeichnet. War es am Ende ein zu enges Korsett, das sich Maria Baumer geschnürt hatte? Eines, aus dem sie ausbrechen wollte?

Die Polizei sagt, sie ermittle in alle Richtungen. Als extrem zuverlässig gelte Maria Baumer, aber auch als sehr zielorientiert. Wenn sie sich etwas vornahm, setzte sie es auch um. Am 26. Mai wirkte sie allerdings weniger strukturiert als sonst. Wie ihr Verlobter in der ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" berichtete, habe Baumer ihn erst unterrichtet, dass sie nach Nürnberg fahre; wenig später sagte sie dann, dass es sie nach Hamburg ziehe. Ihren Facebook-Zugang hatte sie bereits deaktiviert, Verlobungsring und Handy fanden sich in der Schublade des Nachtkästchens wieder. Ihr Bankkonto blieb seitdem unangetastet, teilt die Polizei mit.

Im ersten Vermisstenaufruf vom 6. Juli 2012 schrieb die Polizei, der "derzeitige Aufenthalt und die Gründe für das Verschwinden" seien "völlig unklar". Daran hat sich bis heute nichts geändert. Zwar gab und gibt es immer wieder Hinweise von Zeugen, die Baumer gesehen haben wollen, die Gesuchte aber bleibt unauffindbar. Dabei ist Maria Baumer eine auffällige Person: 1,80 Meter groß, 94 Kilogramm schwer, schulterlanges braunes Haar, hochdeutsch mit bayerischem Akzent sprechend - so wird sie beschrieben. Um den Hals trug sie eine Kette mit Kreuz, in ihren schwarzen Rucksack hatte sie ein paar T-Shirts und eine Hose gepackt.

Zwischen Hoffen und Bangen

Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat sich Baumer in Nordrhein-Westfalen aufgehalten. Mehrere glaubwürdige und unabhängige Zeugen hätten sie in Gevelsberg (Ennepe-Ruhr-Kreis) gesichtet, sagt Polizeisprecher Rebele. Der Einsatz von sogenannten Mantrailing-Hunden, die sogar nach Monaten noch die Spuren von Vermissten in der Luft wittern können, hätte dies bestätigt. Zeugen berichten, Maria Baumer habe ihnen gesagt, sie sei auf dem Jakobsweg unterwegs - einem Pilgerpfad ins spanische Santiago de Compostela.

Mit Fahndungsplakaten in vier Sprachen - deutsch, englisch, französisch, spanisch - sucht die Polizei nun auf der Hauptroute des Jakobswegs nach Maria Baumer. Das Landeskriminalamt hat 5000 Euro Belohnung ausgesetzt. Auch von neuen Medien und Internetforen erhofft sich die Familie Erfolg. Ob die junge Frau sich religiös verwirklichen will, ob sie versteckt gehalten wird, ob sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde - niemand weiß Genaues.

Die jüngsten Hinweise nach der Plakataktion stammen aus der nördlichen Oberpfalz. Drei Zeugen versicherten, sie hätten Baumer am 20. Juni als Anhalterin an der Anschlussstelle Weiden-Nord gesehen, etwa 50 Kilometer von deren Heimat Muschenried entfernt. Baumer habe einen großen Trekking-Rucksack mit gelber oder roter Regenschutzhülle sowie eine leere Gitarrentasche mit sich geführt. Einem Zeugen habe sie gesagt, dass sie aus Italien gekommen und nun - nach dem Besuch bei einer Verwandten in Weiden - über Regensburg nach Portugal unterwegs sei.

Für die "Ermittlungsgruppe Maria" der Kriminalpolizei in Regensburg, wo Baumer zuletzt gelebt hat, liefern solche Aussagen womöglich neue Ansatzpunkte. Die Familie stürzen sie jedes Mal in ein Wellental der Gefühle zwischen vorsichtiger Hoffnung und tiefer Verzweiflung.

Am Montag, so ließ Maria Baumer an jenem Pfingstsamstag wissen, werde sie wieder aus Hamburg zurückkehren. Als auch der letzte Zug ohne sie angekommen war, verständigte die Familie die Polizei. Die Suche, sie geht weiter.

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