Jubiläum:Rauschendes Fest à la CSU

Die Fraktion feiert 70. Geburtstag - mit reichlich Sticheleien

Vor dem Landtag ein Meer von schwarzen Limousinen. Aus ihnen steigt: Wer wichtig ist in der CSU, wer es mal war, wer es werden will und auch wer einfach nur gerne zu später Stunde "Griechischer Wein" singt. Die zum Rücktritt gezwungenen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Günther Beckstein sind da, ja selbst Skandalumwitterte wie der durch die Verwandtenaffäre gestürzte einstige Fraktionschef Georg Schmid.

Denn die Fraktion feierte am Montagabend niemand geringeren als sich selbst. 70 Jahre ist die Fraktion jetzt alt. Ihren Werdegang fasste Kabarettist Django Asül zusammen. Vom Stoiber-Putsch über die ausgeklügelten Überlegungen zum Rauchverbot, die Asül so wiedergibt: "Wie können wir uns strategisch blöd anstellen, ohne uns dabei taktisch klug zu verhalten." Dann der Schock: eine Koalition! "Bis dahin hieß Koalition für die CSU: Wenn's draußen regnet, darf die Opposition im Landtag drinsitzen", so Asül. Vom Publikum gibt's Applaus. Bei Stoiber aber wurden "erstarrte Gesichtszüge" gesichtet. Wer nicht weiß, dass er ein "stiller Genießer" ist, wie einer sagt, könnte sein bescheidenes Klatschen glatt fehlinterpretieren. Interessiert lurten einige zum Platz von Finanzminister Markus Söder. Der dürfte sich gewünscht haben, auch Parteichef Horst Seehofer würde nur scherzen. Ausschließlich das Wohl Bayerns, "kein Karrierestreben" dürfe das Handeln in der Partei bestimmen, sagte der. Frei übersetzt: Wenn die Partei Dich in Berlin sehen will, Markus, dann solltest Du besser gehen. Söder aber will bleiben und Ministerpräsident werden. Wer ihn nach seinem Befinden fragt, kriegt ein "Passt schon" zu hören. Aber das ist bestimmt nur seine fränkische Art. Genau wie die Ausgelassenheit seiner Konkurrentin Ilse Aigner nur ihrem fröhlichen Gemüt geschuldet ist. So weit, dass sie am Ende noch "Griechischer Wein" angestimmt hätte, ging es dann aber nicht. Das übernahmen zwei lautstarke und schunkelnde Kollegen, deren Namen hier unerwähnt bleiben sollen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: