700 Jahre Schlacht von Gammelsdorf:Nur Geschichte bitte, keine Politik!

Schlacht bei Gammelsdorf

Zum Glück haben die Bayern 1313 in Gammelsdorf gesiegt, sonst wären sie heute Österreicher. Horst Seehofer ist auch 700 Jahre danach noch dankbar.

(Foto: Lukas Barth)

Im Jahr 1313 fand die Schlacht von Gammelsdorf, eine blutige Keilerei um die Vorherrschaft in Bayern, statt. Die Ansprache zum Jubiläum hielt nun Horst Seehofer - und ignorierte dabei brav den Wahlkampf.

Von Birgit Goormann-Prugger

Ganz kurz wurde Horst Seehofer am Sonntag bei seiner Festansprache auf dem Streitfeld zu Gammelsdorf politisch. Wie immer dieser Wahlkampf auch ausgehe, sagte er, eines wisse er sicher: Bei der nächsten Jubiläumsfeier anlässlich der Schlacht von Gammelsdorf von 1313 werde er als bayerischer Ministerpräsident nicht dabei sein. Der blutigen Keilerei zwischen dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayer und dem Habsburger Friedrich dem Schönen im Nordosten des Landkreises Freising um die Vorherrschaft in Bayern wird nämlich nur alle 50 Jahre gedacht. Das nächste Mal wäre Seehofer dann 114 Jahre alt, selbst einem alten Schlachtross wie ihm könnte es dann ein bisschen zu viel werden.

Das Heer der Wittelsbacher siegte an jenem Novembertag 1313, Bayern verkümmerte nicht zu einem österreichischen Außenposten und die Tradition fordert es darum, dass zum Schlachtenjubiläum auch Bayerns Ministerpräsident die Festansprache hält, sozusagen als direkter Amtsnachfolger von Ludwig dem Bayern.

Seehofer gab sich auf dem Streitfeld friedlich und erfüllte die Bitte des Gammelsdorfer Bürgermeisters Paul Bauer, CSU, seine Festansprache nach dem Gottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx doch bitte so wenig politisch wie möglich zu gestalten, um den Sinn der Feierlichkeiten nicht in den Hintergrund geraten zu lassen. Drei Jahre lang hatten die Gammelsdorfer ihr viertägiges mittelalterliches Spektakel mit Lagerleben und täglichem Schlachtengetümmel vorbereitet. Das wollten sie sich nicht verderben lassen. Übrigens auch nicht von den Gegnern der geplanten dritten Startbahn, die ja im Landkreis Freising immer gerne mit Trillerpfeifen und Protestbannern aufziehen, wenn sich Granden der CSU-Staatsregierung angekündigt haben. Eigentlich hatten das die Flughafenausbau-Gegner von Plane Stupid auch für diesen Sonntag in Gammelsdorf auf dem Zettel.

Doch die Gemeinde und Plane Stupid trafen sich zu "konstruktiven Gesprächen", so hieß es, und einigten sich auf einen skurrilen Kompromiss. Plane Stupid wollte auf die Demonstration verzichten, wenn Gammelsdorf öffentlich Verständnis für die Demonstration aufbringt. Bürgermeister Paul Bauer schaltete daraufhin Anzeigen in der örtlichen Tagespresse, lobte die Aktivisten für ihre Heimatverbundenheit, bedankte sich dafür, dass sie die historische Feier nicht stören wollten - und Plane Stupid hielt Wort. Es blieb störungsfrei auf dem Schlachtfeld.

Seehofer hatte nichts anders zu tun, als den "weißblauen Himmel, das Meer der Trachten und der Fahnenträger" zu loben. "Das gibt es nur in Bayern", schwärmte er. Weil er es an diesem Tag so schön fand in Gammelsdorf, so ganz ohne Trillerpfeifen, und vielleicht auch, weil ihm die aktuellen Umfrageergebnisse signalisieren, dass er seine Wahlkampfschlacht ohne größere Blessuren überstehen wird, tat er das, was nur ein bayerischer Ministerpräsident darf. Er änderte die erste Zeile der Bayernhymne und schloss seine Ansprache mit den Worten: "Gott mit Dir, du Land der Gammelsdorfer".

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