25 Jahre Grüne im Bayerischen Landtag:Gewählt, um zu bleiben

Und nun die Regierung übernehmen: Seit 25 Jahren sitzen die Grünen im Bayerischen Landtag. Anfangs wurden sie von den etablierten Parteien ignoriert, heute sind sie aus der politischen Landschaft nicht mehr wegzudenken - auch wegen ihrer zahlreichen Aktionen.

Birgit Kruse

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25 Jahre Grüne im bayerischen Landtag

Quelle: dpa

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Der Abend der Landtagswahl 1986 sollte die politische Landschaft in Bayern für immer verändern: Mit 7,5 Prozent der Stimmen werden die Grünen zum ersten Mal ins Parlament gewählt. Zehn Tage nach der Wahl, am 22. Oktober 1986, ziehen sie in den Landtag ein - mit Sonnenblumen, Sambatrommeln und einem Bündel verstrahltem Heu.

25 Jahre Grüne im bayerischen Landtag

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Für die etablierten Parteien im Parlament kommt die Wahl der Ökopartei einem Kulturschock gleich. Die 15 Abgeordneten waren eben anders. Sie provozierten nicht nur durch ihr Äußeres - Wollpullover schienen obligatorisch -, sondern auch durch ihre Reden, Anträge und Zwischenrufe.

(Vor Beginn der konstituierenden Sitzung wollte der Grünen-Abgeordnete Hans-Günter Schramm, rechts, dem alten und neuen Landtagspräsidenten Franz Heubl einen Blumenstrauß überreichen, den Heubl jedoch ablehnte.)

25 Jahre Grüne im bayerischen Landtag

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Vor allem Ministerpräsident Franz Josef Strauß (links) waren die Grünen ein Dorn im Auge. Für ihn und seine CSU waren die Neuen "Schmuddelkinder". Aus der Staatskanzlei kamen dann auch zwei Anweisungen: der Maulkorberlass und der Persona-non-Grata-Erlass. Kein Beamter der Staatsregierung durfte demnach an einer öffentlichen Fraktionssitzung der Grünen teilnehmen. Und kein Grüner durfte zu einem offiziellen Anlass der Staatsregierung eingeladen werden.

Die erste Einladung zu einem offiziellen Termin kam zum 7. Oktober 1988 - der Beerdigung von Franz Josef Strauß.

(Die Abgeordnete der Grünen, Christine Scheel nimmt den Stimmzettel von Ministerpräsident Franz Josef Strauß entgegen)

Explosion des Reaktorblocks Vier im Atomkraftwerk Tschernobyl, 1986

Quelle: AP

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Während einige der etablierten Parteien gar die Rechtmäßigkeit der Wahl anzweifelten, erhielten die Grünen Unterstützung aus der Bevölkerung. Mit ein Grund für das wachsende ökologische Bewusstsein in der Bevölkerung war sicher das Reaktorunglück von Tschernobyl, wenige Monate vor der Landtagswahl in Bayern.

Demonstration in Wackersdorf, 1986

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Überhaupt war und ist der Widerstand gegen die Atomkraft eines der Markenkerne der Grünen. Bis 1989 ist der Kampf gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf für die grüne Landtagsfraktion ein Schwerpunkt der parlamentarischen Arbeit.

Im Frühjahr 1989 kündigt die Industrie den Ausstieg aus dem Projekt an. Der Protest gegen die Atomenergie ist für die Grünen damit jedoch nicht beendet.

Aktion der Grünen beim Atomkraftwerk Isar I

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Auch 25 Jahre nach ihrem Einzug in den Landtag gehen sie für den Atomausstieg auf die Straße. Noch im vergangenen Herbst rollten die Grünen-Politiker Margarete Bause und Thomas Mütze Atommüllfässer vor sich her, um für die Abschaltung von Isar I zu demonstrieren.

Doch egal, ob es um den Atomausstieg, Energiewende oder Frauenrechte geht. Die Grünen gehen offenbar gerne auf die Straße - vor allem, mit medienwirksamen Aktionen wie etwa im Jahr 2001.

GRÜNE FÜR KLIMASCHUTZ

Quelle: DPA/DPAWEB

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Damals bauten die Grünen Martin Runge und Ruth Paulig ihr rotes Rettungsboot am Münchner Stachus auf. Unter dem Motto "Rette sich wer kann" forderten sie, die CO2-Emmissionen in Bayern bis zum Jahr 2010 um 20 Millionen Tonnen zu reduzieren. In Bonn fand zeitgleich der  Weltklimagipfel statt.

Hohlmeier auf neuem Grünen-Plakat

Quelle: dpa/dpaweb

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Als die damalige Kultusminister Monika Hohlmeier 2004 in die Wahlfälschungsaffäre der Müncher CSU verstrickt war, machten die Grünen ihrem Ärger darüber mit diesem Plakat Luft. In Anspielung auf eine TV-Reality-Soap schlugen sie der Strauß-Tochter "Alm statt Amt" vor und forderten "Konsequenzen aus Moni-Gate".

Höchstes Wahlplakat Deutschlands

Quelle: dpa/dpaweb

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Mit dem höchsten Wahlplakat Deutschlands zogen der damalige Grünen-Landesvorsitzende Sepp Daxenberger und Reinhold Messner auf die Zugspitze. Das Plakat trug die Aufschrift "JA! Umwelt und Klima vor Merkel schützen".

Zeitung: Muenchener Transrapid-Projekt deutlich teuerer

Quelle: ddp

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Im Jahr 2007 waren Proteste gegen den Transrapid von München an den Flughafen angesagt. Das Projekt drohte deutlich teurer zu werden, als zunächst von der Staatsregierung angenommen. Die Grünen schaufelten symbolisch Geldscheine in das Milliardenloch. Im darauffolgenden Jahr wurden die Pläne gestoppt.

Landtag Bayern - Rauchverbot

Quelle: dpa

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Zwei Jahre später, im Jahr 2009, protestierten die Grünen gegen die von der schwarz-gelben Koalition beschlossene Lockerung des Nichtraucherschutzes. Am Fuße des Landtags stellten sie eine übergroße Zigarettenschachtel auf mit der Aufschrift "Schwarz-Gelb gefährdet Ihre Gesundheit". Erst das Volksbegehren des ÖDP-Politikers Frankenberger führte letztlich zum absoluten Rauchverbot im Freistaat.

Plakataktion der Gruenen gegen Innenminister Herrmann

Quelle: dapd

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Jüngste Aktion der Grünen: Ein Plakat, das Innenminister Joachim Herrmann (CSU) als Trojanisches Pferd zeigt. Der Minister war wegen des Einsatzes einer Spähsoftware massiv in die Kritik geraten und musste dem Landtag Rede und Antwort stehen.

Herbstklausur der Grünen in Bayern

Quelle: dpa

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Mit 7,5 Prozent der Wählerstimmen wurden die Grünen einst in den Landtag gewählt, heute würden sie - Umfragen zufolge - auf mehr als 20 Prozent der Stimmen kommen. Grund für die Fraktionschefs Margarete Bause und Martin Runge, hohe Ziele für die Zukunft auszugeben: Nach der nächsten Landtagswahl 2013 wollen sie Regierungsverantwortung übernehmen.

© sueddeutsche.de/bica
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