Interview: Kultusminister Ludwig Spaenle:Hauptschule als Chance

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle will die Durchlässigkeit des Schulsystems erhöhen - die Hauptschule will er dafür aber nicht abschaffen.

Christine Burtscheidt

Bayern liegt bei der Pisa-Studie nur noch auf Platz zwei in Deutschland. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) will die Durchlässigkeit des Schulsystems erhöhen, die Hauptschule aber nicht abschaffen.

Ludwig Spaenle, dpa

Ludwig Spaenle: "Es wäre ein Fehler die Hauptschule als Chance für eine bestimmte Schülerschaft aufzulösen."

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Sind Sie nicht enttäuscht?

Ludwig Spaenle: In keiner Weise. Die Leistungsbilanz der bayerischen Schüler kann sich sehen lassen. Wir liegen nur wenige Punkte hinter Sachsen.

SZ: Aber sie führen das nationale Ranking nicht mehr an. Die Nummer eins zu sein, war doch für die CSU immer so wichtig.

Spaenle: Es ist für Bayern ein ausgezeichneter Qualitätsnachweis aus zwei Gründen. Erstens liegen die Leistungen der 15-jährigen Schüler auf höchstem Niveau. Auch im internationalen Vergleich schneiden wir ganz herausragend ab und befinden uns unter den ersten zehn Ländern. Zweitens hat sich die Durchlässigkeit des Schulsystems seit der ersten Pisa-Studie massiv verbessert.

SZ: Bildungsforscher raten Ihnen, sich nicht länger auf den Lorbeeren auszuruhen. Was muss in Bayern geschehen?

Spaenle: Aus Pisa ergeben sich konkrete Arbeitsaufträge: Die Durchlässigkeit des Schulsystems muss weiter erhöht, die Chancen von Migrantenkindern müssen verbessert, die Wiederholerquote gesenkt und die Hauptschule weiter gestärkt werden. Dazu müssen die Ganztagsschulen ausgebaut, die Klassenstärken gesenkt und mehr Lehrer eingestellt werden. In diese Aufgaben werden wir in den nächsten Jahren unsere Kraft geben.

SZ: Könnte nicht Sachsen mit seiner Mittelschule statt der Hauptschule für Bayern ein Modell sein?

Spaenle: Sicherlich muss man sich anschauen, was Sachsen besser macht; etwa dass es kleinere Klassen hat. Ich denke aber, dass wir einen Fehler machen würden, wenn wir jetzt die Hauptschule als Chance für eine ganz bestimmte Schülerschaft auflösen würden.

SZ: Sie halten weiter am dreigliedrigen Schulsystem fest?

Spaenle: Wir haben kein dreigliedriges, sondern ein differenziertes Schulsystem mit drei Kernschularten und einer Durchlässigkeit, die nun durch neue Wege der berufliche Bildung zum Abitur verbessert wurde.

SZ: Gibt es auch eine gute Nachricht für die Bayern?

Spaenle: Die Chancen eines sozialen Aufstiegs unabhängig der Herkunft sind hier sehr viel größer geworden. Das ist für mich die beste Nachricht des Tages.

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