Integration:Sorge um den inneren Frieden

Vertreter der Jugendhilfe fordern Ausbildung für junge Flüchtlinge

Experten der katholischen und evangelischen Erziehungshilfe und Jugendsozialarbeit haben die Staatsregierung am Freitag mit Nachdruck aufgefordert, die Integration junger Flüchtlinge nicht länger zu erschweren, sondern den geflüchteten Menschen statt dessen eine Berufsausbildung zu ermöglichen, "egal aus welchem Herkunftsland". "Wenn wir so weitermachen, gefährden wir hier die innere Sicherheit", warnte Michael Eibl, der Direktor der Katholischen Jugendfürsorge in Regensburg. Bereits jetzt sei es für die Mitarbeiter der Jugendhilfeeinrichtungen oft schwer, die Frustration unter den jungen Flüchtlingen in geregelte Bahnen zu lenken, hieß es auf einer Pressekonferenz in München.

Wie Eibl und weitere Referenten darlegten, sei für die gegenwärtige Krise vor allem eine Weisung des Innenministeriums an die Ausländerbehörden verantwortlich. Durch diese werde es vielen Flüchtlingen erschwert oder gar unmöglich gemacht, eine Berufsausbildung zu beginnen. Unter Flüchtlingen - vor allem jenen aus Afghanistan - gehe überdies die Angst vor der Abschiebung um. Diese Angst quäle aber auch jene, die in Bayern trotz aller Hindernisse in einer Berufsausbildung stehen. Ein Beispiel dafür ist Zahershakhan Tahuskhel aus Afghanistan, der bei den Münchner Stadtwerken unterkam. "Uns wird hier eine Hand zum Willkommen ausgestreckt, aber mit der anderen Hand wird zugeschlagen", beschreibt er seine Erfahrungen mit Bayerns Behörden. Die psychischen Belastungen der jungen Afghanen, so die Meinung der kirchlichen Jugendhilfe-Vertreter, würden zusätzlich gesteigert durch die täglichen Nachrichten über die schlechte Sicherheitslage ihrer Heimat. Der so entstehende Druck führe zu "Radikalisierungstendenzen und Suizidversuchen" sowie dazu, dass Traumata wieder aufbrächen.

Nach Auskunft des Wirtschaftsministeriums war die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt jüngst Thema im Kabinett. Offenbar aber gibt es zwischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Innenminister Joachim Herrmann noch Klärungsbedarf.

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