Initiative "Return to Bavaria":Der Anwerbeflop

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Die ausgewanderte Elite und die bayerische Wirtschaft sollte "Return to Bavaria" wieder zusammenbringen. Nun wird das Projekt eingestellt.

(Foto: dpa-tmn)

Die Besten der Besten wollte die Staatsregierung zurück nach Bayern locken. Gewonnen wurden in zwei Jahren aber nur 65 junge Akademiker. Jetzt kippt Wirtschaftsministerin Aigner das Projekt ihres Amtsvorgängers Zeil - wegen Erfolglosigkeit.

Von Ralf Scharnitzky

Für die Besten der Besten in aller Welt, die nach Bayern gelockt werden sollten, war der Staatsregierung nur das Beste gut genug. Mit Riesenpomp wurde die Initiative "Return to Bavaria" im futuristischen Doppelkegel der Münchner BMW-Welt der Öffentlichkeit vorgestellt. Die ersten 100 Kandidaten wurden drei Tage lang massiv umworben. "Ich will die klügsten und besten Köpfe der Welt für den Freistaat gewinnen", sagte der damalige Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP). Gewonnen wurden in zwei Jahren: 65 junge Akademiker. Nachfolgerin Ilse Aigner (CSU) hat das Förderprogramm jetzt eingestellt - wegen Erfolglosigkeit.

Wollen die klügsten Köpfe nicht zurück nach Bayern oder wurde zu wenig für ihre Rückkehr getan? Die Verantwortlichen für das Programm, die das beantworten könnten, dürfen nichts sagen. Für Zeil ist klar: "Meine Initiative war ja nie ein Lieblingsprojekt der CSU."

Bei dem großen Fest im Doppelkegel wollte der liberale Minister der Koalitionsregierung die ausgewanderte Elite und die bayerische Wirtschaft wieder zusammen- bringen: Zahlreiche Firmen präsentierten sich im Untergeschoss den ersten Bewerbern. Hoch qualifizierte Rückkehrer sollten den Fachkräftemangel lindern helfen.

"Überwältigt" von der Resonanz auf die erste Bewerber-Konferenz im April vergangenen Jahres war Kerstin Dübner-Gee, Geschäftsführerin der Initiative. Die Nachfrage nach dem Förderprogramm sei so groß gewesen, dass ein strenges Auswahlverfahren durchgeführt werden musste. Von den 100 geladenen Kandidaten wollte die Hälfte noch 2013 ihren Arbeitsplatz nach Bayern verlegen, ein Fünftel wollte 2014 umsiedeln.

Kosten von 1,1 Millionen Euro

Seit der Gründung der Initiative sind zwei Jahre vergangen, die Pilotphase ist abgelaufen. Bei der Bilanz musste die neue Wirtschaftsministerin feststellen: 65 zurückgeholte Arbeitskräfte - mehr sind es nicht geworden - stehen Kosten von 1,1 Millionen Euro gegenüber. "Wir schauen uns grundsätzlich jedes Projekt an, und wenn das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht stimmt, dann stellen wir es auch wieder ein", sagte Aigner dazu. Die Verträge der drei Vollzeit- und einer Teilzeitkraft wurden nicht verlängert.

An den vier Mitarbeitern von "Return to Bavaria" und an der German Scholars Organization (CSO) in Berlin, die das Projekt betreute, dürfte es nicht gelegen haben, dass das Ergebnis im Vergleich zu anderen Anwerbungsprogrammen tatsächlich eher gering ist. Allerdings: Über ihre Arbeit und ihre Möglichkeiten dürfen sie nicht sprechen.

Initiativ-Chefin Dübner-Gee verwies auf SZ-Anfrage auf die CSO-Geschäftsführerin Sabine Jung. Und die teilte nach Rücksprache mit dem Ministerium per Mail mit: "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir als Dienstleister aus vertraglichen Gründen nicht befugt sind, gegenüber Dritten Auskunft zu geben." Die Zuständigkeiten lägen beim Ministerium.

"Vielleicht muss man es richtig groß machen"

Dort vertritt man die Ansicht, dass es nicht Aufgabe des Staates sei, Fachkräfte anzuwerben, "zumal die Wirtschaft das selbst besser kann", wie ein Sprecher erklärte. Die Zeil-Initiative sei ein "Experiment" gewesen. Möglicherweise mit zu wenig Geld ausgelegt: "Wenn man so etwas macht, muss man es vielleicht richtig groß machen", hieß es.

In der Tat waren nicht nur die Bewerberzahlen geringer als erwartet, es haben sich auch nicht so viele Firmen der Initiative angeschlossen wie erhofft. Der wohl wichtigste Grund: Zahlreiche Firmen, die Wirtschaftsverbände und die Kammern betreiben in der Regel eigene Programme, um Fachkräfte anzuwerben. Diese sind zudem maßgeschneidert für die jeweiligen Branchen. Vertreter der Wirtschaft hatten das Ministerium für die Initiative zwar gelobt, aber auch gefordert, Hausaufgaben im eigenen Land zu erledigen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Die Idee Zeils war es, nach der Pilotphase die Unternehmen als Partner mehr mit ins Boot zu holen: "Ich hätte das Projekt vermutlich verstärkt fortgeführt", meinte er am Mittwoch. Wenn die Einstellung des Programms bedeute, sich aus diesem Thema zurückzuziehen, "dann wäre das ein Fehler". Im Ministerium sieht man das nicht so: "Wir brauchen so ein falsches Instrument nicht." Es wurde aber betont, dass die Streichung nichts mit Aigners ungeliebtem FDP-Vorgänger zu tun hat: "Das ist irrelevant", hieß es. Interessant in diesem Zusammenhang: In der Mediathek der Behörde sind keine Reden und Presseerklärungen Zeils mehr abrufbar - sie wurden allesamt gelöscht.

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