Ingolstadt:Anklage gegen Klinik-Chef erhoben

Die Affäre um mutmaßliche Vetternwirtschaft am Ingolstädter Klinikum kommt vor Gericht. Wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte, wurde ihre Anklage gegen den früheren Geschäftsführer Heribert Fastenmeier wegen des Verdachts der Untreue in 99 Fällen, der Vorteilsannahme in drei Fällen und der Bestechlichkeit zugelassen. Nach Abschluss der Ermittlungen werde ihm unter anderem zur Last gelegt, Verwandte über Fremdfirmen zu nicht vertretbaren Konditionen angestellt und Aufträge zu ungewöhnlich hohen Summen vergeben zu haben. Auch soll er etwa privat gratis Steuerberatungsleistungen erhalten haben im Gegenzug für die Vergabe von Klinik-Aufträgen. Zudem geht es um Ungereimtheiten beim Verkauf eines Altstadtareals mit Luxuswohnungen. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Millionenschaden im niedrigen Bereich aus.

Man prüfe die Anklage, sagte Fastenmeiers Anwalt André Szesny. Bereits bei den Ermittlungen habe sich gezeigt, dass die Auffassungen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung "über die tatsächlichen Geschehnisse und deren rechtliche Bewertung erheblich voneinander abweichen". Dass Fastenmeier weiter in Untersuchungshaft bleibe, sei "weder angemessen noch zu rechtfertigen". Eine dafür erforderliche Flucht- oder Verdunkelungsgefahr bestehe nicht. Gleichwohl war der Angeklagte im April eben wegen Verdunkelungsgefahr festgenommen worden.

Der Ombudsmann des Klinikums, das die Stadt zu drei Vierteln trägt, war 2016 auf Verdachtsfälle gestoßen, entstanden ist ein Ermittlungskomplex, in dessen Zentrum Fastenmeier stand sowie gut ein Dutzend Personen, darunter Alt-OB Alfred Lehmann. Die Ermittlungen gegen weitere Beschuldigte dauern an, hieß es, wegen der Inhaftierung war Fastenmeiers Verfahren "vorrangig".

© SZ vom 04.11.2017 / ojo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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