In Afghanistan getöte Soldaten:Halbmast in der Bayerwaldkaserne

Die Menschen im Bayerischen Wald gedenken der drei Soldaten, die in Afghanistan ums Leben kamen. In die Trauer mischen sich Zweifel und Wut. "Ich möchte noch heute hinunterfliegen und zwanzig von denen erschießen", sagt der Vater eines Getöteten.

Die Faschingsvorbereitungen sind abgesagt, der Unteroffiziersball in der kommenden Woche ebenso. Stattdessen wurde an diesem Sonntag ein Kondolenzbuch im Offizierskasino aufgelegt und die Flaggen vor der Bayerwaldkaserne auf Halbmast gehängt: Die Menschen im Bayerischen Wald trauern um die drei Soldaten, die am Freitag in einem Bundeswehr-Lager in Afghanistan von einem verbündeten afghanischen Soldaten erschossen wurden. Sechs Soldaten wurden bei dem Anschlag schwer verletzt. Alle waren in der Regener Kaserne stationiert, als Teil der 10. Panzergrenadierdivision.

Trauer in Bayerwaldkaserne

Drei getötete und mehrere verletzte Kameraden haben die Soldaten in der Regener Bayerwaldkaserne zu beklagen.

(Foto: dapd)

Ein Opfer soll aus dem Raum Augsburg stammen, eines aus der Gegend um Stuttgart, beide waren Anfang zwanzig. Beim dritten Toten, dem Hauptfeldwebel Georg M., ist sicher bekannt, dass er im Landkreis Regen zu Hause war, in der kleinen Gemeinde Langdorf. "Es war ein junger Mann, der gerade eine Familie gegründet hatte und eine kleine Tochter hinterlässt", sagte Landrat Heinz Wölfl (CSU).

Am Samstagnachmittag fuhren Vertreter der Bundeswehr am Wohnhaus vor, um der trauernden Witwe beizustehen. "Ich möchte noch heute hinunterfliegen und zwanzig von denen erschießen", sagt der Vater des Verstorbenen. Der Sonntagsgottesdienst in St. Maria Magdalena in Langdorf wurde spontan zu einem Gedenkgottesdienst für den 30 Jahre alten Soldaten.

Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) würdigte die drei erschossenen Soldaten. "Wir trauern um die gefallenen Soldaten, die Opfer eines feigen Anschlags geworden sind", sagte er am Wochenende. Die Männer hätten ihren Dienst für Freiheit, Frieden und Grundwerte mit ihrem Leben bezahlt. "Wir teilen die Trauer der Angehörigen, ihr Schmerz ist auch der unsere", sagte Seehofer. Der Pressesprecher der 10. Panzerdivision, Oberstleutnant Hagen Messer, versichert indes, dass es trotz der Ereignisse in der Truppe keine Zweifel an dem Einsatz gebe. "Die Soldaten sehen die Notwendigkeit des Einsatzes trotz des schrecklichen Anschlags ein."

Viele der Angehörigen, Freunde und Politiker daheim scheinen das anders zu sehen. Am Samstagabend versammelten sich in Zwiesel vor dem Kriegerdenkmal drei Dutzend Menschen, um gegen das "sinnlose Sterben" zu protestieren. Auch der Bürgermeister von Langdorf, Otto Probst, der selbst 34 Jahre Berufssoldat war, verlangt ein sofortiges Ende des Afghanistan-Einsatzes. "Unsere Soldaten haben das nicht verdient, da unten zu sterben", sagte Probst. "Das ist keine Friedensmission, das ist Krieg."

Die Panzergrenadiere aus Regen gehören zu den sogenannten Stabilisierungskräften des Heeres und sind seit Jahren regelmäßig im Auslandseinsatz. Die Soldaten waren etwa in Bosnien-Herzegowina, mehrfach im Kosovo und dienen derzeit in Afghanistan als "Schnelle Eingreiftruppe". Im März sollten sie nach Regen zurückkehren.

Der Vorfall am Freitag ist das erste Mal, dass Soldaten aus dieser Kaserne durch Waffengewalt zu Tode gekommen sind. "Die Menschen bei uns sehen jetzt, dass die Einsätze nicht immer glimpflich verlaufen", sagt Landrat Wölfl. Nun werde wieder eine Diskussion über Sinn und Zweck der Afghanistan-Mission beginnen. Seine Tendenz ist dabei klar: Die Bundeswehr soll möglichst rasch nach Hause kommen. "Der Ansatz des Einsatzes mag richtig gewesen sein, aber wenn man die Geschichte Afghanistans kennt: Man kann es nicht befrieden", sagt der CSU-Politiker.

Die drei getöteten Soldaten werden voraussichtlich am Montag nach Deutschland gebracht. Zuvor soll es eine Trauerfeier im Einsatzgebiet geben, wahrscheinlich im Hauptquartier in Masar-i-Scharif. Später ist eine Trauerfeier in Deutschland geplant. Dazu müsse sich das Bundesverteidigungsministerium zuerst noch mit den Familien abstimmen, sagte Oberstleutnant Hagen Messer.

Die Bundeswehr werde alles daran setzen, die Familien zu unterstützen. "Wir möchten ihnen unser Mitgefühl aussprechen und auch auf keinen Fall die Verwundeten vergessen. Wir wünschen uns, dass sie bald und komplikationslos genesen", sagte Messer.

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