Immer mehr pflegebedürftige Bayern:Akuter Mangel an Pflegekräften

Bayern steht vor einem riesigen Dilemma: Die Menschen im Freistaat werden im Schnitt immer älter und damit auch pflegebedürftiger. Doch zugleich finden sich immer weniger Menschen, die als Pflegekraft arbeiten wollen.

Bayern droht nach Prognosen von Arbeitsmarktforschern in den kommenden Jahren ein akuter Mangel an Pflegekräften. Allein bis zum Jahr 2020 könnte sich die Zahl der Pflegebedürftigen im Vergleich zum Jahr 2007 um ein Drittel auf 411.000 erhöhen.

Pflege im Altenheim

Allein bis zum Jahr 2020 könnte sich die Zahl der Pflegebedürftigen in Bayern auf 411.000 erhöhen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Da bis dahin zugleich die Zahl Beschäftigten sinke, werde sich die bestehende Fachkräftelücke im Pflegebereich weiter vergrößern, heißt es in einer Montag veröffentlichten Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Als Konsequenz fordert die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) eine bessere Bezahlung von Pflegekräften, eine kostenlose Altenpflegerausbildung, bessere Weiterbildung und familienfreundlichere Arbeitszeiten.

"Es muss dafür gesorgt werden, dass sich mehr Jugendliche für eine Ausbildung im Gesundheitsbereich entscheiden", geben die Autoren der Studie, Doris Baumann und Stefan Böhme, zu bedenken. Dazu müsse allerdings das schlechte Image von Gesundheitsberufen verbessert werden. Der Studie zufolge erweist sich die bayerische Gesundheitsbranche schon in der Vergangenheit als Jobmotor. Vom 2000 bis 2010 wuchs die Zahl der in der Branche beschäftigten Männer und Frauen um mehr als ein Fünftel auf 448.600.

Derzeit arbeite etwa jeder zehnte bayerische Beschäftigte in einem Krankenhaus, einem Alten- und Pflegeheim oder einer Arztpraxis. Die Schwerpunkte der Gesundheitswirtschaft in Bayern liegen der Studie zufolge in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen und Bad Kissingen. Als Überraschung werten die Arbeitsmarktforscher die große Berufstreue von Krankenschwestern. Von Krankenpflegerinnen, die bereits 1994 den Beruf ausübten, waren im Jahr 2008 noch immer 66,5 Prozent in ihrem angestammten Beruf tätig.

Bei Bürofachkräften etwa liegt dieser Anteil nach Erkenntnissen der Arbeitsmarktforscher im selben Zeitraum nur bei 51,3 Prozent. Im Vergleich zu Krankenpflegehelfern und Altenpflegern sind bayerische Krankenschwestern mit einem monatlichen Durchschnittseinkommen von 3096 Euro auch am besten bezahlt. Das Schlusslicht bilden Arzthelferinnen mit im Schnitt 1972 Euro im Monat.

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