Iggensbach:Vorsicht: Elch kreuzt!

Elch im Nationalpark Bayerischer Wald

Beweisfoto: Dieser Bulle ist neulich in eine Fotofalle getappt. Ein Artgenosse wurde jetzt auf der A 3 totgefahren.

(Foto: Nationalpark Bayerischer Wald/dpa)

Ein Wildunfall zeigt: Der Großhirsch ist in Bayern angekommen

Von Sebastian Beck, Iggensbach

Er war ein Bulle in der Blüte seiner Jugend und auf der Suche nach einem neuen Revier. Dann stakste der Elch am Sonntag kurz vor Mitternacht über die Fahrbahn der A 3 bei Iggensbach im Landkreis Deggendorf. Dort wurde er von einem Auto erfasst. Die drei Insassen überstanden den Unfall unverletzt, das Auto war demoliert, der Elch tot. Sein zentnerschwerer Kadaver musste mit einem Kranwagen geborgen werden.

Zusammenstöße wie dieser kommen inzwischen auch in Bayern immer wieder mal vor, seit sich die Großhirsche aus Osteuropa entlang der tschechischen Grenze ausbreiten. Vor zwei Wochen war ein wilder Elchbulle erstmals im Nationalpark Bayerischer Wald fotografiert worden. Das junge Tier war in eine selbstauslösende Fotofalle getappt, die von Rangern aufgestellt worden war. Zuvor gab es nur Hinweise von Parkbesuchern, die die scheuen Tiere gesehen haben wollen, aber kein Elch-Beweisfoto.

Dass ein Elch aber fast bis an die Donau vordringt, das überrascht auch den Wildtierexperten des Nationalparks, Marco Heurich. Möglicherweise stammt das Tier aus der Elchpopulation, die südlich des Moldaustausees lebt. Sie wird gerade mal auf 15 bis 20 Tiere geschätzt, wobei sich die Jungbullen immer wieder auf Wanderschaft begeben. "Wir haben sehr gute Lebensräume hier", sagt Heurich mit Blick auf den Bayerischen Wald, wo die Landschaft dem Elchparadies in Südschweden gleicht. Wenige Menschen, viele Bäume - das gefällt den Tieren. Im Sommer fressen sie bis zu einen Zentner Zweige, Blätter und Rinde am Tag, was vor allem Forstleuten missfällt.

Mit ihrem strikt veganen Speiseplan bringen es die Elche auf bis zu 800 Kilo und mehr als zwei Meter Schulterhöhe. Das ist das eigentliche Problem, wenn sie mit der Zivilisation in Kontakt kommen: Elche sind ähnlich groß wie Pferde und entsprechend selbstbewusst. Wildzäune überspringen sie oder trampeln sie um. Naht ein Auto, bleiben Elche einfach auf der Straße stehen. In Norwegen ist ein Viertel aller Verkehrstoten bei einem Zusammenstoß mit einem Elch ums Leben gekommen.

Laut Heurich gibt es bisher noch keine Hinweise darauf, dass Elche in Bayern Nachwuchs bekommen haben. Ob sie hier wieder heimisch werden, hängt nicht nur von der Toleranz der Menschen ab, sondern auch von der Temperatur: Im Sommer kann es ihnen schnell zu warm werden, dann sind sie auf Badegewässer angewiesen. Die Staatsregierung hat in Erwartung der Einwanderer vorsorglich einen Elchplan erstellt. Darin geben die Beamten Empfehlungen für Autofahrer: "Die Geschwindigkeit ist bei Sichtung zu verringern und der Fahrer sollte bremsbereit sein. Wenn ein Elch die Straße überquert, kann damit gerechnet werden, dass weitere folgen." Letzteres ist in Bayern aber eher unwahrscheinlich.

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