Humor:Dieser Mann könnte Bayerns erster Witzemeister werden

Humor: Fonsi Doppelhammer hat den Witz von Klein auf studiert. Er wuchs im Wirtshaus auf und hockte schon als Kind mit am Stammtisch. Eine Schule fürs Leben.

Fonsi Doppelhammer hat den Witz von Klein auf studiert. Er wuchs im Wirtshaus auf und hockte schon als Kind mit am Stammtisch. Eine Schule fürs Leben.

(Foto: Privat)
  • Alfons Doppelhammer ist in Straubing berühmt.
  • Bald könnte ihn auch der ganze Freistaat kennen, sollte er am 25. März der erste bayerische Witzemeister werden.

Von Elisa Schwarz, Straubing

Auf Alfons Doppelhammers Handy gibt es eine sehr lange Notiz. 648 Stichworte stehen darauf, und wenn er vom Anfang der Liste bis ans Ende scrollt, springen die Zahlen wie die Preisanzeige an einer Zapfsäule. 4. Bauer mit Stier deckt nicht mehr. 101. Sterben wie Opa. 139. Sau und Österreicher.

Mit der Nummer 139 ist Doppelhammer im letzten Jahr niederbayerischer Witzemeister geworden und wahrscheinlich hat "Sau und Österreicher" schon ausgereicht, um die Jury zu überzeugen. Im Freistaat sind Österreicher noch lustiger als alle Beamten, Blondinen und Schwiegermütter zusammen, und weil man so einen Insiderwitz nicht erklären kann, klatschte die Jury ein bisschen länger und begründete ein bisschen kürzer. Originell, bühnenpräsent und saumäßig witzig sei Kandidat "Fonsi" aus Straubing gewesen.

Während Doppelhammer in Straubing eine Anstecknadel an die Brust bekam, beklatschte, belachte und krönte man irgendwo in Oberbayern, Franken und der Oberpfalz drei weitere Witzemeister. Und weil es in Bayern immer nur einen König geben kann, begann mit dem Ende der Regionalmeisterschaft der eigentliche Wettbewerb. Am 25. März bekommt Bayern also einen weiteren Würdenträger und der ist dann offiziell der Lustigste im Land.

Doppelhammer sitzt auf einer Eckbank im Wirtshaus "Zum Geiss". Er bestellt Schweinsbraten, ohne die Karte aufzuschlagen und Bier, ohne es zu erwähnen. "A Helles, geh", sagt Kellnerin Andrea und diesen Satz wird sie in den nächsten Stunden noch drei Mal sagen. "Also der Titel is scho auf mi zugschnittn." Doppelhammer sagt das ohne Arroganz. Der Oberpfälzer? Kann gut Stimmen nachmachen. Der Oberbayer? Schlüpft gut in Rollen. Der Franke? Hat auch seine Fans. "Aber koana von denen hat ma oan neien Witz erzählt und i mindestens 30, 40!"

Doppelhammer erfindet keine neuen Witze, er findet sie. Das geht dann so: Er sitzt in der Badewanne, oder im Fitnessstudio, und während er an nichts denkt, taucht manchmal ein Schlagwort auf. Dann googelt er "Witz" und "Ameisenbär" oder "Witz" und "amputieren", wie bei Nummer 9 auf seiner Liste. Gute und schlechte Nachricht, amputieren: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht, sagt der Arzt. Welche wollen Sie denn zuerst hören? Ja, die schlechte! Wir müssen ihr Bein amputieren. Und was ist dann bitte schön noch die gute? Ihr Nachbar kauft Ihnen die Schuhe ab."

Im Internet gibt es mindestens fünf Versionen von dem uralten Kalauer, offline sicher fünfzig. Borderline-Witze nennt Doppelhammer diese Kategorie. Nicht für die öffentliche Bühne bestimmt, aber in den Hinterstuben wahre Knaller. 7+ auf einer Skala bis 10.

"I will die breite Masse a bisserl auflockern von dem ganzen Alltagsstress. Wie a Rezept: Oamoi herzlich lachen, bitte!" Doppelhammer wuchs in einem Wirtshaus auf und hockte am Stammtisch, als er noch nicht einmal über die Tischkante schauen konnte. "Ah, der Fonsi!", sagten Hinz und Kunz und schon saß Doppelhammer zwischen ihnen und ihren Gesprächen. Vor allem aber saß er zwischen ihrem Gelächter.

Mit jedem Maßkrug knallte er auch einen Witz auf den Tisch

Nach der Realschule machte Doppelhammer eine Ausbildung zum Krankenpfleger und wurde dann Beamter im medizinischen Dienst bei der JVA. Nebenher bediente er auf der Wiesn und knallte mit jedem Maßkrug auch einen Witz auf den Tisch. "I brauch mei Publikum, sonst is da Witz witzlos. Des hob i am Harry auch gsogt."

Harry heißt eigentlich Harald Meier. Er ist Erfinder der bayerischen Witzemeisterschaft, aber eigentlich, sagt Meier, erfinde sich die Meisterschaft gerade selbst. "Ein Riesenhype gibt's da gerade im Internet." Meier ist Lehrer und wohnt in Kastl. 2009 schrieb er einen oberpfälzischen Witzewettbewerb aus, weil ihm langweilig war, und den anderen 2446 Dorfbewohnern in Kastl wahrscheinlich auch. 1000 Zuschauer kamen in das 350 Mann-Zelt und mit dem ersten Witzemeister aus der Oberpfalz war klar, dass es auch den ersten bayerischen Witzemeister geben muss.

Bis zum 11. März konnten die Fans online abstimmen. Keine Jury, kein Publikum, kein Bierzelt-Spektakel, sondern eine Witzemeister-Homepage, auf der die vier Regionalmeister ihre Bewerbungswitze in Kurzvideos präsentieren. Man sieht vier Männer in Trachten vor weißblauem Hintergrund, und wenn man es sehen will, auch vier Pointen. "Du hast meine Stimme!", steht unter jedem Video, und wer darauf klickte, nahm automatisch auch an einem Gewinnspiel für Freibier teil.

Meier zählt nun die 3000 eingegangenen Stimmen aus. Das dauert einen Mausklick oder eben eine Woche, wenn die Verkündung noch geplant werden muss. Meier plant so: Er wird bei dem Gewinner vorbeifahren, ihm eine Kamera vor die Nase halten und sagen: "Frei di, du bist es!"

Doppelhammer wartet jetzt also. Das fällt ihm schwer. Auch, weil er in Straubing nicht gewinnen kann. Im Lokal: "Der Fonsi, mei internationaler Witzemeister!" Vor dem Supermarkt: "Wo konn ma Sie denn moi sehen? Live moan i?" Beim Schnellimbiss: "Grunz, grunz - Supa Witz mit de Säu und dem Österreicher!" Im Wahlkampf-Endspurt wurde ihm das alles zu viel.

Er erstellte eine eigene Facebook-Seite für die Fans, um zu trennen zwischen dem Hype um Fonsi Doppelhammer und Fonsi Doppelhammer. "Zammhoidn Niederbayern!", postete er unter jeden Witz. Offline ist das schwieriger, mit dem Trennen und dem Zusammenhalten, weil sein treuster Follower er selber ist. "I versuch scho, auch moi a paar Stund ned an oan Witz zu denken. Aber es macht halt süchtig, des Ganze."

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