Herbstklausur:Freie Wähler kritisieren Gesundheitssystem

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Bei ihrer Herbstklausur in Coburg hat die Landtagsfraktion der Freien Wähler (FW) der bayerischen Gesundheitspolitik eine bedenkliche "Schieflage" attestiert. Angesichts der drohenden Unterversorgung mit Haus- und Fachärzten, der Sorgen der Hebammen sowie der finanziellen Probleme vieler Kliniken forderte Karl Vetter, der gesundheitspolitische Sprecher der FW-Landtagsfraktion, "ein Umdenken sowie eine grundlegende Neuordnung". Mit Blick auf die Altersstruktur der Hausärzte, von denen im nordöstlichen Oberfranken etwa bereits jeder zweite 60 Jahre und älter sei, sagte Vetter: "Die Entwicklung zeigt, dass das gesamte System krankt." Auch in der Oberpfalz suchten viele Hausärzte vergebens einen Nachfolger.

Viel zu spät habe die Staatsregierung auf die seit Jahren bekannte Problematik im Hausärztebereich reagiert. "Da hilft es nichts, einzelne Löcher zu stopfen und Stipendien zu vergeben", sagte Vetter mit Blick auf die aktuellen Fördermaßnahmen, die Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) initiiert hat. Auch bei den Hebammen, die im Ringen mit den Kassen um ihre Arbeitsorganisation nun den Kürzeren zogen, sieht Vetter Defizite seitens der Staatsregierung: "Seit Jahren unternimmt sie hier nichts." Und was die Finanzlage vieler Klinken betreffe: "Der Krankenhaus Rating Report 2017 weist Bayern neben Baden-Württemberg die unrühmliche Position des Schlusslichts hinsichtlich der finanziellen Lage der Krankenhäuser zu."

Ministerin Melanie Huml wies die Vorwürfe zurück. "Wahlkampf-Polemik und Schwarzmalerei helfen nicht weiter", sagte sie. Fakt sei: "Die Anzahl der defizitären Krankenhäuser in Bayern nimmt seit vier Jahren ab und ist nun auf dem niedrigsten Stand seit 2012 angelangt." Der zitierte Krankenhaus Rating Report bescheinige Bayerns Klinken seit Jahren eine erhöhte Insolvenzgefahr, "ohne dass tatsächlich eine Insolvenz zu verzeichnen gewesen wäre". Und was die Nachwuchssituation der Hausärzte anbelange, da habe das Gesundheitsministerium "die Weichen frühzeitig gestellt, damit die Menschen auch künftig Hausärzte in ihrer Nähe haben". Unterstützung bekam die Ministerin am Donnerstag von intimen Kennern der Gesundheitsbranche. Einer sagte: "Was die Freien Wähler derzeit aufführen, ist wohl eher ein Wunschkonzert - ohne dass sie selbst konkrete Vorschläge hätten."

© SZ vom 15.09.2017 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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