Hausverbote für Frankenberger:Der Lieblingsfeind

Immer wieder unerwünscht: Sebastian Frankenberger erhält von Wirten öfter Lokalverbot.

Immer wieder unerwünscht: Sebastian Frankenberger erhält von Wirten öfter Lokalverbot.

(Foto: dapd)

Das Rauchverbot in bayerischen Wirtshäusern ist längst akzeptiert, doch den Initiator Sebastian Frankenberger trifft immer noch der Zorn mancher Wirte. Und die Raucherlobby wittert gar Hetzkampagnen gegen Raucher.

Von Peter Fahrenholz

Kaum ein politischer Kampf hat die Gemüter so erhitzt wie die Auseinandersetzung um das Rauchverbot. Noch höher würden die Wogen der Erregung vermutlich nur schlagen, falls irgendwann auch in Deutschland ein allgemeines Tempolimit eingeführt würde. Die Gegner eines strikten Rauchverbotes malten apokalyptische Visionen an die Wand, wonach die bayerische Wirtshauskultur ohne Tabakqualm praktisch ausgelöscht würde.

Das hielt die Bürger jedoch nicht davon ab, im Sommer 2010 mit einer Mehrheit nahe an der Zweidrittel-Grenze per Volksentscheid für ein strenges Rauchverbot zu stimmen. Die Politik hatte das zwar zunächst auch ohne die Mithilfe des Volkes eingeführt, dann aber unter dem Druck der Raucherlobby wieder verwässert.

Seither ist weder die bayerische Wirtshauskultur untergegangen, noch ist eine Bußgeldlawine ausgelöst worden, um diejenigen zu bestrafen, die sich dem Verbot widersetzen. Das Rauchverbot hat sich längst eingespielt: Die Mehrheit der Gäste genießt den Wirtshaus-Aufenthalt ohne beißenden Qualm, die Raucher gehen brav vor die Tür, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten. Grund genug also, die Streitaxt zu begraben.

Doch ein Teil der Wirte mag keine Ruhe geben. Ihr Lieblingsfeind ist der ÖDP-Bundesvorsitzende Sebastian Frankenberger, der das Volksbegehren zum Nichtraucherschutz einst initiiert hatte. Als ob Frankenberger das Rauchverbot im Alleingang eingeführt hätte, halten es immer wieder Wirte für eine gute Idee, ihn als unerwünschten Gast mit Lokalverbot zu belegen. Eben erst hat Wiesn-Wirt Georg Heide dem ÖDP-Mann die rote Karte gezeigt. Frankenberger sollte als Laudator bei einer Faschingsveranstaltung im Heide-Volm in Planegg auftreten, einer Großgaststätte, die wegen des Rauchverbots wahrscheinlich nicht einen Schweinsbraten weniger verkauft.

Heides kleinkarierter Racheakt wäre vermutlich unentdeckt geblieben, gäbe es nicht den "Verein zum Erhalt der Bayerischen Wirtshauskultur" (VEBWK), der den Wirt via Pressemitteilung prompt zum Helden erklärte, der "ein Zeichen gesetzt" habe, für das man ihm "höchsten Respekt" zollen müsse. "Ja, es gibt Hetzkampagnen gegen Raucher", beklagt VEBWK-Vorstand Jürgen Koch gar.

Der Verein will derartige Kampagnen, die außer ihm selbst vermutlich niemand bemerkt, nicht länger hinnehmen. Ebenso wenig, wie er bereit zu sein scheint, einen mit großer Mehrheit zustande gekommenen Volksentscheid endlich zu akzeptieren. "2013 ist ein wichtiges Wahljahr", raunt der Verein. Und da sei es "durchaus denkbar", dass das Rauchverbot wieder zu einem "Thema an der Wahlurne" werde. Und darauf wollen sich die Zigaretten-Freunde rechtzeitig vorbereiten. "Der VEBWK hat auf jeden Fall schon einmal eine Strategiesitzung 2013 anberaumt".

Der Politik wird darob allerdings nicht gleich der Schreck in die Glieder fahren. Denn nicht immer ist da, wo Qualm ist, auch Feuer.

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