Gymnasium in Bayern:Wie die Lehrpläne entrümpelt werden

Das Kultusministerium hat den neuen Lehrplan fürs Gymnasium vorgestellt. In vielen Fächern wurde der Stoff reduziert - manchmal muss gar ein kurzer Überblick reichen.

Tina Baier

Ein wichtiger Teil der Reform des achtstufigen Gymnasiums, die das Kabinett diese Woche beschlossen hat, ist die Überarbeitung des Lehrplans. Grundlage war eine Umfrage unter Lehrern an 370 Gymnasien im Freistaat, die über ihre Praxiserfahrung berichteten und Verbesserungsvorschläge machten. In elf von 25 Fächern wurde der Stoff reduziert - und zwar in Sozialkunde, Geschichte, Informatik, den Fremdsprachen, evangelischer Religion, Geografie und Biologie.

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Neuer Lehrplan für das G 8: ambitioniert, aber machbar.

(Foto: dpa-tmn)

Es war eine Gratwanderung, einerseits den Ansprüchen der Universitäten gerecht zu werden und andererseits die Schülerinnen und Schüler nicht zu überfordern", sagte Staatssekretär Bernd Sibler, der das Projekt geleitet hat und am Mittwoch im Kultusministerium die wichtigsten Neuerungen vorstellte.

Die größten Änderungen gab es demnach in den Lehrplänen der zehnten, elften und zwölften Klasse. In den Jahrgangsstufen zehn und elf soll bereits im kommenden Schuljahr nach den neuen Vorgaben unterrichtet werden, in der zwölften Klasse erst im Schuljahr 2013/2014.

"Das ist ambitioniert, aber machbar", sagte Sibler. Der neue Lehrplan kann bereits über die Seite des Kultusministeriums im Internet eingesehen werden (www.isb-gym8-lehrplan.de). Für die Lehrer soll es zusätzliche Handreichungen und verpflichtende Einführungsveranstaltungen zu Beginn des neuen Schuljahrs geben. Die wichtigsten Änderungen im Überblick:

Moderne Fremdsprachen

In Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Russisch müssen die Schüler in der elften und zwölften Klasse statt vieler verschiedener Lektüren nur noch eine einzige ganz lesen. Alles andere kann in Auszügen durchgenommen werden.

Geschichte

Hier gab es in der elften und im ersten Halbjahr der zwölften Klasse große Änderungen. In Siblers Entwurf, der der Süddeutschen Zeitung in Auszügen vorliegt, wimmelt es von rot durchgestrichenen Absätzen und Kommentaren. Betroffen ist beispielsweise der Punkt G11.1 "Gesellschaft im Wandel (15. bis 19. Jahrhundert)". Sibler sagt: "Die Ständegesellschaft im Mittelalter wurde bisher zu ausführlich behandelt." Im Entwurf steht an dieser Stelle der Kommentar: "Betonung des Wesentlichen, Verzicht auf Detailfülle."

Ambitioniert, aber machbar

Beispielsweise müssen sich die Schüler nicht mehr mit zehn verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen beschäftigen, sondern nur noch mit zwei, etwa dem Adel und den Bauern. Dafür gibt es im zweiten Halbjahr der elften Klasse mehr Zeit für die Weimarer Republik und die "Geschichte der Bundesrepublik und der DDR". Im ersten Halbjahr der zwölften Klasse soll unter dem Punkt Nationalstaatenbildung nur noch ein Beispiel durchgenommen werden, und zwar die deutsche Einigung. Am zweiten Halbjahr der zwölften Klasse gibt es keine Änderungen.

Sozialkunde

In der zehnten Klasse ist nur noch eines von bisher vier Projekten vorgeschrieben. Zur Auswahl stehen unter anderem die Themen "Der Freistaat Bayern" und "Bürgerschaftliches Engagement seit 1945".

Informatik

Der neue Lehrplan für die zehnte Klasse betont, dass die Lehrer für ihren Unterricht einfache Beispiele auswählen sollen und auf keinen Fall komplizierte, was offenbar bisher oft der Fall war.

Geografie

Unter anderem müssen die Schüler beim Thema "Der blaue Planet und seine Geozonen", das im ersten Halbjahr der elften Klasse auf dem Lehrplan steht, weniger Beispiele lernen. "Ein Überblick reicht", sagt Sibler.

Evangelische Religion

In diesem Fach werden verschiedene Themengebiete, die bisher behandelt werden mussten, fakultativ. Das heißt, die Lehrer dürfen selbst entscheiden, ob sie die Themen behandeln wollen. "Was fakultativ ist, darf dann natürlich auch nicht in der Abiturprüfung drankommen", sagt Sibler.

Biologie

Das Thema "Der Mensch als Umweltfaktor", das bisher in der zwölften Klasse behandelt wurde, wird nach den neuen Vorgaben in der elften unterrichtet. Dafür rutscht die komplexe "Neuronale Informationsverarbeitung" von der Elften in die Zwölfte. Das entspreche besser dem Entwicklungsstand der Schüler, heißt es aus dem Ministerium. Die entsprechenden Kapitel in den Lehrbüchern müssen neu gedruckt werden.

In der Unter- und Mittelstufe gibt es weniger gravierende Veränderungen. Der neue Lehrplan setzt dort vor allem auf Synergieeffekte. So sollen beispielsweise der Konjunktiv und die indirekte Rede in der siebten Klasse parallel in Deutsch und Englisch unterrichtet werden. Neu sind auch feste Vorgaben in allen Fächern außer den modernen Fremdsprachen, wie lange ein bestimmtes Thema behandelt werden soll.

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