Gut Kaltenbrunn:Der Coup vom Tegernsee

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2008 wurde der Biergarten auf Gut Kaltenbrunn geschlossen - bald soll es sich dort wieder so schön sitzen wie einst. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Münchner Gastronom Michael Käfer soll es richten: Fünf Jahre lang lag einer der schönsten Biergärten des Freistaats brach, nun gibt es ein Konzept für Gut Kaltenbrunn am Tegernsee. Die Wirtschaft soll 2015 eröffnet werden und eine zweite Terrasse bekommen.

Von Heiner Effern

Michael Käfer hat gerade wenig Zeit, seinen Coup am Tegernsee zu erklären. Es ist Oktoberfest, und die Wiesnschänke erfordert seine volle Aufmerksamkeit. Doch ein paar Worte lässt er gerne schicken, schließlich ist sein neuestes Gastroprojekt ganz offensichtlich eine Herzenssache für ihn.

Er sei sehr dankbar, in Zukunft auch "an einem der schönsten Orte der Welt arbeiten" zu dürfen, schreibt er in einer Mitteilung. Er sei dem Tegernsee seit seiner Kindheit "sehr eng verbunden", er habe hier "wunderschöne Stunden verbracht". Wenn mit den Bauplänen alles klappt, wird der Münchner Gastronom am Tegernsee künftig auch beruflich tätig sein: Er soll der neue Wirt auf Gut Kaltenbrunn werden.

Nach etwa fünf Jahren des Stillstands, des Stacheldrahts am Eingang, soll also wieder Leben in das historische Ensemble kommen, das am Taleingang bei Gmund oberhalb des Tegernsees thront. Die überraschende Nachricht verkündete am Dienstagabend der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing (CSU) im Gemeinderat. Gleichzeitig verschickte die Blue Lion GmbH, in der die Münchner Unternehmerfamilie Schörghuber die Immobilie betreut, eine Mitteilung über die Pläne "mit dem künftigen Betreiber Michael Käfer".

Das Ensemble wird erhalten

Das Gesamtensemble werde in seiner historischen Form erhalten und saniert, heißt es. Bürgermeister Preysing, dem die Unterlagen bereits vorliegen, präzisiert: Im ersten Bauabschnitt werde der Königsbau mit dem Restaurant und dem Biergarten hergerichtet. Unterhalb davon werde eine neue Terrasse in den Hang gebaut, in der ein zweiter Biergarten mit Selbstbedienung eingerichtet wird. Auf dieser Ebene wird es auch Toiletten geben. Das Salettl oben wird abgerissen und neu gebaut. Von beiden Biergärten werde man wie früher den "Super-Blick auf den See und die Berge" haben. Preysing rechnet mit breiter Zustimmung zu den Plänen, auch von Einheimischen, Natur- und Denkmalschützern.

Diese zeichnet sich bereits am Tag nach der Bekanntgabe ab. Geradezu euphorisch reagierte der oberste Denkmalschützer in Bayern, Generalkonservator Egon Greipl. Es sei "genau der richtige Schritt, um aus der verzwickten Situation herauszukommen. Das Konzept Gastwirtschaft und Biergarten ist Kaltenbrunn auf den Leib geschneidert".

Auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, die mit kritischen Augen den Bauboom am Tegernsee verfolgt, freut sich über die neuen Pläne für Kaltenbrunn. "Das ist eine sehr positive Nachricht, nicht nur für Gmund und für die Region Tegernsee, sondern weit darüber hinaus", sagt die Vorsitzende Angela Brogsitter-Finck. Die Gastronomie und der Gutsbetrieb auf den Feldern entsprächen am besten dem Naturell dieses Kleinods. Brogsitter-Finck setzt große Hoffnungen in den Betreiber Michael Käfer. Der habe Geschmack und werde nicht nur der Schickeria, sondern auch dem normalen Bürger die Möglichkeit bieten, "im schönsten Biergarten Bayerns ein Bier zu trinken".

Es ist viel zu tun

Bis im Jahr 2015 die neue Gastwirtschaft eröffnen wird, ist noch viel zu tun. Die historischen Gebäude lagen jahrelang völlig ungenutzt oberhalb des Sees. Die Familie Schörghuber investierte nicht mehr in den Vierseithof, als zur Sicherung des Bestands nötig war. Das war ihre Reaktion auf eine bittere Niederlage, die sie davor in einem emotionalem Kampf um Gut Kaltenbrunn hatte hinnehmen müssen. Sie wollte aus den historischen Gebäuden ein Luxushotel machen.

Das Gesindehaus hätte dafür abgerissen werden müssen, massive Neubauten hätten den Charakter des Guts verändert. Die Familie Schörghuber trotzte dem Widerstand und brachte ihre Pläne in einem Bürgerentscheid und im Gemeinderat durch, scheiterte letztlich jedoch vor Gericht. Der bayerische Verfassungsgerichtshof erklärte im Juli 2008 den Bebauungsplan der Gemeinde Gmund für ungültig. Die Kommune habe bei der Genehmigung so massiv den Denkmalschutz missachtet, dass sie damit gegen die bayerische Verfassung verstoßen habe, urteilten die Richter.

Nun gibt es nach vielen Spekulationen also konkrete neue Pläne. In einem zweiten Bauabschnitt will die Familie Schörghuber dann auch die übrigen Gebäude für Feiern und Events renovieren. "Voraussetzung für die Wiedereröffnung und den umfassenden Erhalt des Ensembles ist ein Gesamtkonzept und ein Betreiber, der dieses auch mit Leben füllen kann. Wir sind überzeugt, dass Michael Käfer dieser Betreiber ist", erklärte Alexandra Schörghuber.

Käfer wiederum will mit einem "bodenständigen Gastronomiekonzept" die Familien am Tegernsee, die Ausflügler und seine Gäste ansprechen. Also könnte auch der Wunsch des Generalkonservators Egon Greipl in Erfüllung gehen. "Schon jetzt freue ich mich darauf, dort als einer der Ersten ein Bier in der Wirtschaft zu trinken."

© SZ vom 26.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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