Gundremmingen:In bester Lage

Die Gemeinde Gundremmingen verdient gut an dem AKW. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sollen nun sinnvoll investiert werden - in Münchner Immobilien.

Jürgen Wolfram

Wenn Bürgermeister Wolfgang Mayer (Freie Wähler) aus Gundremmingen über die Vorzüge seiner Gemeinde spricht, lenkt er den Blick am liebsten auf "die einzige Sternwarte mit Planetenweg im Landkreis Günzburg" oder auf "die wunderschönen Rad- und Wanderwege in den Donau-Auen". Doch eigentlich steht der 1500-Einwohner-Ort im Landkreis Günzburg für etwas ganz anderes: das größte Kernkraftwerk der Republik, gemeinsam betrieben von RWE (75 Prozent) und Eon (25 Prozent). Der Atommeiler hat der Gemeinde im Laufe der Zeit immense Gewerbesteuerneinnahmen beschert.

Cooling tower B is pictured at nuclear power station Gundremmingen

Der Atommeiler hat der Gemeinde im Laufe der Zeit immense Gewerbesteuerneinnahmen beschert.

(Foto: REUTERS)

Nur wohin mit all dem Geld, wenn Kindergarten, Grundschule und kommunale Einrichtungen längst in De-luxe-Ausführung dastehen? Die Gundremminger sind da schwäbisch-bodenständig vorgegangen und investieren seit Jahrzehnten in hochwertige Immobilien - zum Beispiel in München und Grünwald.

Es begann bereits Ende der 70-er Jahre, als die Gundremminger nicht mehr recht wussten, wo sie ihren Steuersegen noch unterbringen sollten. Also suchten sie andernorts nach "Geldanlagen mit ein wenig Zukunftsrendite". Rathauschef Mayer bescheinigt seinen Vorgängern dafür anerkennend "Weitblick". Der Einstieg in den schon damals lukrativen Immobilienmarkt in und um München war ein Gewerbekomplex in Grünwald.

Die Immobilie, in der acht Appartements, eine Leasingfirma, ein Fliesenladen sowie eine Orthopädiepraxis untergebracht sind, ist heute etwa sieben Millionen Euro wert. Jetzt soll ihr Dachgeschoss ausgebaut werden, ein Plan, mit dem sich der Bauausschuss des Grünwalder Gemeinderats am nächsten Montag befasst - wohlwollend, wie aus dem Rathaus verlautet. Die Kommune erhofft sich die Aufhübschung einer Gegend, die wenig von jenem Glanz ausstrahlt, der gemeinhin mit Grünwald verbunden wird.

Seinen zweiten Coup landete Gundremmingen Anfang der 80-er Jahre in München-Schwabing. In der Hohenzollernstraße erwarb die renditebewusste Gemeinde ein Gebäude mit drei Läden und 42 Wohnungen von einer Eigentümerin, die mit dem Erlös eine Seniorenresidenz in Günzburg errichtete. Investitionssumme für den Wohnblock damals: umgerechnet 3,5 Millionen Euro. "Inzwischen ist der längst einen zweistelligen Millionenbetrag wert", freut sich Bürgermeister Mayer.

Der dritte Schwabenstreich im Raum München liegt noch nicht ganz so lang zurück: Eine Günzburger Bank vermittelte den Gundremmingern ein Wohnhaus mit 45 Einheiten in Sendling. Hierfür machte die Kommune acht Millionen Euro locker. Auch dieser Deal habe sich längst als lukrativ erwiesen, sagt Bürgermeister Mayer: "Man sieht, unsere Strategie war zukunftsgerichtet."

Die naheliegende Frage, ob die reichen Grünwalder ihre 274 Millionen Euro Rücklagen im Gegenzug möglicherweise in RWE- und Eon-Aktien investieren, verneint ein Amtsleiter dort ganz entschieden: "Wir stecken unser Geld in die Geothermie, das ist eindeutig die bessere Idee."

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