Grünen-Parteitag:Eike, wer?

Inhaltlich präsentieren sich die bayerischen Grünen wieder geschlossen. Das Problem der Partei ist nun ein ganz anderes: Niemand kennt ihr Spitzenpersonal

Von Lisa Schnell

Die Grünen haben einen erfolgreichen Parteitag hingelegt. Letztes Jahr stritten sie sich noch über ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik, es brach ein Graben auf zwischen Idealisten und Pragmatikern. Jetzt präsentieren sie sich geschlossen, bescheren ihrem Vorsitzenden ein Spitzenergebnis. Doch ihr größtes Problem bleibt. Außer den fast 300 Delegierten kennt niemand in Bayern das Spitzenpersonal, dem die Grünen auf ihrem Parteitag zujubeln. Eike Hallitzky mag ein integrer und fleißiger Politiker sein, außerhalb des Landkreises Passau ist er aber ungefähr so bekannt wie der Torwart der Würzburger Kickers.

Deshalb ist es sinnvoll, dass die Partei den Weg freigemacht hat für eine Urwahl ihres Spitzenkandidaten oder einer Doppelspitze für die Landtagswahl. Denn eine Urwahl bringt vor allem eines: Öffentlichkeit. Sonst gibt es nur einmal - bei der Nominierung auf einem Parteitag - die Aufmerksamkeit der Medien. Bei einer Urwahl aber beginnt die Berichterstattung schon viel früher. Die Kandidaten werden durch das Land ziehen, sich in Urwahlforen präsentieren. Die Hoffnung ist, dass jedes Mal die Lokalzeitung darüber berichtet. Früher sperrte man sich bei den Grünen noch gegen Personenwahlkämpfe, man stehe ja schließlich für Inhalte. Gut, dass sie sich von dieser Haltung verabschiedet haben. Denn in Zeiten, in denen die Stammwählerschaft schrumpft und Wahlkämpfe vor allem Medienwahlkämpfe sind, werden Personen immer wichtiger. Aber auch nach innen kann eine Urwahl positive Effekte haben. Sie stimmt die Mitglieder schon zeitig auf den Wahlkampf ein, ermöglicht eine frühe Mobilisierung.

Eine Urwahl birgt aber auch Risiken. Entscheidet sich die Partei für eine Doppelspitze, wird sich die Spannung für den Männerposten in Bayern in Grenzen halten. Außer dem Fraktionsvorsitzenden Ludwig Hartmann, der immerhin mittelprominent ist, gibt es derzeit keinen anderen aussichtsreichen Kandidaten. Bei einer Urwahl aber stimmen auch politisch nicht aktive Mitglieder ab. Gerade wenn die Kandidaten unbekannt sind, besteht die Gefahr, dass die Basis eine Entscheidung trifft, die mehr oder weniger willkürlich ist und nicht dem Wahlkalkül der politischen Spitze entspricht.

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