Grenze zu Österreich:Hunderte Flüchtlinge müssen im Freien übernachten

Grenze zu Österreich: Flüchtlinge warten nachts in Braunau, dass sie über den Inn nach Deutschland dürfen.

Flüchtlinge warten nachts in Braunau, dass sie über den Inn nach Deutschland dürfen.

(Foto: Robert Piffer)
  • An zwei Grenzübergängen mussten in der Nacht jeweils mehrere Hundert Menschen stundenlang im Freien ausharren.
  • Deutsche und österreichische Polizeibehörden weisen sich gegenseitig die Verantwortung dafür zu.
  • In den nächsten Tagen soll die Zahl der ankommenden Flüchtlinge deutlich steigen.

Von Andreas Glas

Tagelang mussten Tausende in Kroatien und Slowenien ausharren, nun drängen umso mehr Flüchtlinge nach Bayern. An den Grenzübergängen hat dies am Samstag- wie am Sonntagabend zu chaotischen Zuständen geführt. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt warteten etwa Samstagnacht in Braunau am Inn gut 1000 Menschen auf ihre Einreise, teilweise auf der Innbrücke, weil die deutsche Bundespolizei die Grenze geschlossen hielt. Am Sonntagabend zählte die Bundespolizei weitere 1000 Flüchtlinge in Simbach, für die man keine Unterbringungsmöglichkeit mehr hatte. An der Grenze in Wegscheid überrannten über 400 Flüchtlinge die Absperrung. Zudem wurden am Sonntagabend in Achleiten bei Passau 25 Busse mit 1000 Asylbewerbern aus Österreich erwartet, obwohl Passau am Samstag bereits mehr als 4000 Menschen aufgenommen habe. "Wir sind am Limit", sagte Frank Koller von der Bundespolizei. Bernd Innerhofer, Sprecher der Landespolizeidirektion Oberösterreich, sagte, es sei vereinbart gewesen, dass Deutschland in der Nacht auf Sonntag 1000 Flüchtlinge an der Grenze in Simbach aufnehme. "Als wir die Menschen hingebracht haben, sind aber nur ganz wenige übernommen worden." Warum die deutsche Polizei die Grenze plötzlich dicht machte, sei ihm nicht bekannt. Die Version der Bundespolizei ist eine ganz andere. Es habe "die klare Absprache" gegeben, dass Deutschland pro Stunde 50 Menschen über die Grenze lasse, sagte Frank Koller, Sprecher der zuständigen Bundespolizei Freyung.

Österreich mache es sich "weiter sehr einfach", heißt es

Nur so sei es möglich, die Flüchtlinge mit Bussen nach und nach in die Erstaufnahmeeinrichtungen zu bringen - und eben zu verhindern, dass die Menschen im Freien ausharren und frieren müssen. Statt sich an die Absprachen zu halten, habe sich Österreich am Sonntag "dazu entschieden, mehr Migranten an die deutsch-österreichische Grenze zu schicken", als vereinbart war.

Dabei steuern sie mittlerweile auch die kleinsten Grenzübergänge an, was mit Einbrechen der Nacht die Versorgung der Flüchtlinge noch mehr erschwere. Österreich mache es sich "weiter sehr einfach", sagte Koller, "nach dem Motto: Was weg ist, ist weg." Auch der Grenzübergang zwischen dem österreichischen Kollerschlag und dem niederbayerischen Wegscheid war in der Nacht zum Sonntag wegen des großen Andrangs geschlossen worden, dort mussten etwa 400 Flüchtlinge unter freiem Himmel ausharren, schließlich überwanden sie die Absperrung. Bis gegen 21 Uhr erhöhte sich die Zahl auf 1000 Flüchtlinge. In Passau wurde die Dreiländerhalle als Quartier zur Verfügung gestellt, ebenso eine Halle auf dem Bundeswehrgelände. Außerdem wurden etliche Flüchtlinge am Passauer Hauptbahnhof in Zelten untergebracht, sie sollten Montagfrüh mit den erste Zügen die Grenzregion verlassen.

Was die Polizei in Rosenheim in den nächsten Tagen erwartet

Am Grenzübergang Freilassing bei Salzburg hat sich die Lage etwas entspannt. Am Samstagvormittag hatten sich rund 1000 Flüchtlinge zu Fuß von Salzburg aus in Richtung deutsche Grenze gemacht - und dort um die Mittagszeit für einen enormen Andrang gesorgt.

Während die deutsche Bundespolizei die Grenze für eine halbe Stunde komplett dicht machte, brachten österreichische Polizisten die Flüchtlinge vorübergehend in einem Camp in der Nähe des Grenzübergangs unter. Nach und nach wurden die Menschen dann von der Bundespolizei über die Saalachbrücke nach Bayern gelassen. Inzwischen herrsche "wieder Normalbewegung", sagte am Sonntagnachmittag Manfred Ludwig, Pressesprecher der Bundespolizei Rosenheim.

Für die kommenden Tage erwartet aber auch die Rosenheimer Bundespolizei eine erhöhte Zahl neu Ankommender. "Wir haben gemerkt, dass die Welle aus den südlichen Nachbarstaaten angekommen ist, und wir sind darauf eingerichtet", sagte Ludwig.

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