Gosheim:Bussarde attackieren Jogger und Radfahrer

Bussard Angriffe

Die hohe Zahl der Angriffe durch Bussarde hat die Gemeinde dazu veranlasst, auf den Straßen zu den Baggerseen Hinweisschilder aufzustellen.

(Foto: Wolfgang Widemann)

Das Greifvogelpaar in Gosheim hält seine Opfer offenbar für gefährliche Füchse. Die Gemeinde muss die Angriffe wohl noch einige Wochen aushalten.

Von Christian Rost, Huisheim

Zunächst ist nur ein Schatten auszumachen, dann ist das Rauschen der Flügel zu hören. Wer jetzt nicht den Kopf einzieht, macht möglicherweise eine schmerzhafte Erfahrung. In Gosheim in der Gemeinde Huisheim (Kreis Donau-Ries) attackieren Bussarde Jogger und Radfahrer. Es handelt sich offenbar um ein Vogelpaar, das seinen Horst verteidigt, in dem es seine Jungen aufzieht. Jeder, der sich schnelleren Schrittes oder radelnd dem Revier der Greifvögel nähert, muss mit einem Angriff rechnen. Laut Bürgermeister Harald Müller passiert das zurzeit täglich, obwohl die Gemeinde eigens Warnschilder aufgestellt hat.

An der Straße zu den Baggerseen stehen die Schilder mit einem großen Foto eines Bussards und dem Hinweis: "Vorsicht! Bussard greift an! Bitte nur Schrittgeschwindigkeit mit dem Fahrrad fahren und Schrittgeschwindigkeit laufen!" Schon im vergangenen Jahr hatten die Vögel ihren Horst in einem Wald nördlich von Gosheim, und hatten Eindringlinge aktiv vertrieben. In den meisten Fällen flogen sie dicht über die Köpfe der Jogger und Radfahrer hinweg, um sie zu warnen.

In diesem Jahr packen sie auch zu. Ein 49-Jähriger trug Kratzwunden an der Kopfhaut und eine blutende Wunde am Ohr davon, als ihn ein Bussard mit den Krallen attackierte. Bürgermeister Müller berichtet von Fällen, in denen Menschen über eine Strecke von 500 Metern immer wieder angeflogen und angegriffen worden seien. Ein Opfer sei fünfmal nacheinander angegangen worden. "Das ist neu", sagt der Rathauschef, der gar nicht mehr mitzählt, wie viele Bussard-Angriffe es in seiner Gemeinde schon gegeben hat. Den Leuten rät er, wie es auf den Warntafeln steht, sich tatsächlich nur langsam auf der Straße zu den Baggerseen zu bewegen.

Radfahrer sollten zudem einen Helm und möglichst auch einen Rucksack tragen, um sich zu schützen. In einem Fall schlug ein Bussard seine spitzen Krallen in den Helm eines Radfahrers und hinterließ tiefe Furchen. Der Mann hatte Glück, dass er die Kopfbedeckung trug. Andere würden die Warnung vor den Bussarden, die auch im Amtsblatt veröffentlicht wurde, ignorieren und einen Angriff riskieren, berichtet der Bürgermeister: "Die fürchten sich nicht." Sein Rad schiebe jedenfalls niemand, so seine Beobachtung.

Laut Bund Naturschutz kommt es immer wieder vor, dass gerade Bussarde ihr Revier aktiv verteidigen. Es handle sich aber um Ausnahmefälle. Sobald die Brut den Horst verlassen habe, würden die Vögel wieder friedlich. Der Bürgermeister schätzt, dass es allerdings noch einige Wochen dauern wird, bis die jungen Bussarde ausgeflogen sind. Solange gilt auch die Warnung vor Angriffen.

Weshalb es die Vögel auf Radfahrer und Jogger abgesehen haben und weniger auf Fußgänger, war zunächst auch Harald Müller ein Rätsel. Er erkundigte sich bei Fachleuten und erfuhr, dass die Bussarde Lebewesen, die sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegen, als Gefahr empfinden, andere nicht. Es sei davon auszugehen, dass joggende oder radelnde Menschen von den Greifvögeln für Füchse gehalten werden, die vom Nest ferngehalten werden müssten. Wo genau sich das Nest befindet, weiß der Bürgermeister nicht. Er habe nicht danach gesucht, sagt er, weil die Gemeinde keine weiteren Maßnahmen ergreifen wolle. Es stehe jedenfalls nicht zur Diskussion, den Horst umzusetzen. Möglicherweise kommen den Gosheimern ja andere Vögel zu Hilfe. "Raben", sagt Müller, würden sich nichts von Bussarden gefallen lassen. "Die sind total frech und vertreiben die Bussarde."

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