Gleusdorf:Angeblich weitere Todesfälle in fränkischem Seniorenheim

Altenheim-Mitarbeiter nach rätselhaften Todesfällen verhaftet

Auch wegen Misshandlung Schutzbefohlener, Austausch von Medikamenten und Vermögensdelikten wird ermittelt.

(Foto: dpa)
  • Gegen die Geschäftsführerin und den Pflegedienstleiter eines Seniorenheims in Franken sind Haftbefehle wegen Verdachts des Totschlags ergangen.
  • Nun tauchen neue Vorwürfe um angebliche Todesfälle in dem Heim auf.
  • Der Oberstaatsanwalt warnt: Angesichts kursierender Vorwürfe bestehe "die große Gefahr, dass Dinge kolportiert werden".

Von Olaf Przybilla, Untermerzbach

Nach der Festnahme zweier Führungskräfte eines Seniorenheims im fränkischen Gleusdorf (Landkreis Haßberge) tauchen immer neue Vorwürfe auf. In Medien meldeten sich frühere Mitarbeiter zu Wort, die von weiteren "rätselhaften" Todesfällen berichten.

So sollen in den Jahren 2005 und 2013 zwei Bewohner im Teich des Heims ertrunken, die Todesursache aber soll vertuscht worden sein. Ein weiterer Bewohner soll an einer zu hoch dosierten Insulinspritze gestorben sein. Oberstaatsanwalt Otto Heyder warnte am Montag indes vor "Vorverurteilungen". Angesichts kursierender Vorwürfe bestehe "die große Gefahr, dass Dinge kolportiert werden". Der Fall sei komplex, die Vorwürfe bezögen sich auf Zeiträume von vielen Jahren.

Man prüfe alle Hinweise, es bleibe aber bei den bisher von der Staatsanwaltschaft bestätigten Angaben. Demzufolge ergingen gegen die Geschäftsführerin und den Pflegedienstleiter Haftbefehle wegen Verdachts des Totschlags. Ein Bewohner soll nach einem Sturz nicht ärztlich versorgt worden und gestorben sein. Auch wegen Misshandlung Schutzbefohlener, Austausch von Medikamenten und Vermögensdelikten wird ermittelt, bei einer Razzia wurde Material sichergestellt.

Gegen einen Arzt wird ebenfalls ermittelt. Neue Verfahren seien aufgrund nun auftauchender Vorwürfe bisher nicht eingeleitet worden. Beim Fränkischen Tag hatte sich zuletzt eine Ex-Pflegerin gemeldet. Ihr zufolge soll eine Bewohnerin in ihrem Zimmer von einer psychisch Kranken "drangsaliert worden" und angeblich daran gestorben sein.

Laut Bayerischem Rundfunk soll eine weitere Frau nach einem Sturz nicht versorgt worden und gestorben sein. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden bei der letzten Heimkontrolle nur ungeöffnete Psychopharmaka-Packungen entdeckt, die keinem der Bewohner zugeordnet werden konnten. Ob Kontrollen widerrechtlich angekündigt wurden, werde geprüft. Die Landtags-Grünen sprechen bereits von einem Versagen der Kontrollinstanzen.

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