Gleichgeschlechtliche Liebe:Ein bisschen Gleichheit

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Die Junge Union lehnt die Homo-Ehe in ihrem Grundsatzprogramm ab, zeigt sich beim Familienbild aber liberaler als die CSU

Von Lisa Schnell, Nürnberg

Die Junge Union (JU) hat sich bei ihrer Sonderlandesversammlung am Samstag gegen die Homo-Ehe entschieden. Der Begriff Ehe dürfe demnach weiterhin nur für die Verbindung von Mann und Frau verwendet werden. Allerdings erkennt sie an, dass auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen "die Grundlage für Familie gegeben" sein kann. Dies wird als Öffnung in der Frage des Adoptionsrecht gesehen. Die JU schlägt damit einen etwas liberaleren Weg ein als die CSU, die ein Adoptionsrecht weiterhin ablehnt.

Damit entschieden sich die 165 Delegierten der JU für einen Mittelweg. Die konservative Variante, bei der andere Lebensformen nur anerkannt, die Ehe aber als "klares Leitbild" definiert wird, lehnten sie ebenso ab wie eine "Ehe für alle". Allerdings war hier das Abstimmungsergebnis mit 57 Prozent gegen die Homo-Ehe recht knapp. Dass die Ehe Frau und Mann vorbehalten bleiben müsse, begründeten die Gegner einer Gleichstellung mit den konservativen Werten der CSU. Auch wenn die CSU in den letzten Jahren viele ihrer Positionen geändert hatte wie etwa ihre Einstellung zur Wehrpflicht oder zur Kernenergie, dürfe es hier keine Abkehr von konservativen Werten geben. Auch der Konflikt mit der Schwesterpartei CDU um die Frage, wie weit rechts sich die Union positionieren soll, tauchte bei der Diskussion auf. "Wollen wir wie die CDU werden - jung, hip, dynamisch? Oder wollen wir konservativ bleiben?", fragte Timo Greger vom Kreisverband Nürnberger Land. Befürworter der Homo-Ehe argumentierten, dass es sich nur noch um eine begriffliche Unterscheidung handele. Aufgrund von Urteilen des Bundesverfassungsgerichts haben gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften der Ehe gegenüber steuerlich keinen Nachteil mehr. "Leben und leben lassen - das ist das, was Bayern ausmacht", sagte Johannes Eichelsdörfer vom Kreisverband Nürnberg-Süd. Auch JU-Chef Hans Reichhart hatte sich zuvor ähnlich geäußert. Für ihn habe sich die JU mit ihrer Abstimmung für "ein ganz, ganz offenes Familienbild" entschieden. Einzig der Begriff der Ehe sei weiter auf Mann und Frau beschränkt. Der homosexuelle Jungpolitiker Patrick Slapal aus dem Kreisverband München-Schwabing hätte sich das anders gewünscht. "Für die JU wird das Thema ein Ballast bleiben, weil es in den nächsten Jahren immer wieder aufploppen wird", sagte er. Allerdings lese er aus dem Antrag eine "vollkommene zivilrechtliche Gleichstellung heraus, die auch ein Adoptionsrecht" mit einschließt. Wenigstens das ist für ihn ein Grund zur Freude.

Bei SPD, Grünen und FDP ist die begriffliche Gleichstellung seit Jahren eine Standardforderung. Die Jusos kritisierten, die JU würde an der "Diskriminierung Homosexueller" festhalten. Claudia Stamm von den Grünen verwies darauf, dass es in Deutschland eine breite Mehrheit für die Öffnung der Ehe für Homosexuelle gibt. Bayern nehme bei diesem Thema "die Rolle eines Entwicklungslandes" ein. Während es in der CSU seit dem letzten Parteitag im November 2015 nur ein loses Netzwerk für Schwule und Lesben gibt, sind die Interessen von Homosexuellen in der Parteistruktur von Grünen, SPD und FDP fest verankert. Die Position der Freien Wähler zur Homo-Ehe orientiert sich stark an den Urteilen des Bundesverfassungsgerichts. Auch ihre Meinung zum Adoptionsrecht machen sie von dessen Entscheidung abhängig

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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