Gillamoos-Politspektakel:Tag der starken Sprüche

Drei Wochen vor der Landtagswahl in Bayern haben die Parteien das Gillamoos-Volksfest im niederbayerischen Abensberg zu einem heftigen Schlagabtausch genutzt. Die Auftritte der Politiker in Bildern

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Daxenberger, Getty

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"46 Jahre eine Partei, die regiert, das gibt es außer in Bayern nur noch in Kuba und in China."

Der bayerische Grünen-Landesvorsitzende Sepp Daxenberger beim Gillamoos-Volksfest in Abensberg über die CSU-Alleinregierung.

Die Grünen wurden erneut vom Wirt eines Festzeltes übergangen und durch den Kabarettisten Wolfgang Krebs ersetzt, da dieser mehr Zuschauer zieht und damit mehr Umsatz bringt. Daxenberger wich deshalb in einen Gasthof in der Abensberger Altstadt aus.

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Pauli, Aiwanger, Reuters

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"Es ist nicht länger hinnehmbar, dass eine Alleinregierung sich benimmt, als würde ihr der Staat gehören."

Nach der Ansprache des Chefs der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, brandete Jubel im Festzelt auf. Aiwanger forderte, Bayern müsse sich aus der Umklammerung der CSU lösen und jetzt alle Weichen neu stellen, "um nicht mit Volldampf an die Wand zu fahren."

Attacken gegen die CSU kamen auch von deren ehemaliger Parteirebellin Gabriele Pauli. Man müsse dafür sorgen, dass die Selbstherrlichkeit der Christsozialen aufhöre, schimpfte Pauli und warb für die Freien Wähler, für die sie als Landtagskandidatin antritt.

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Maget, AP

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"Die CSU muss endlich einen auf den Deckel kriegen, und zwar saftig! ... Nach über 50 Jahren Alleinregierung der CSU braucht es einen Neuanfang."

Drei Wochen vor der Landtagswahl warb auch SPD-Spitzenkandidat Franz Maget mit einer gepfefferten Rede für einen Regierungswechsel im Freistaat.

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Beckstein, AP

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Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) konterte prompt. Er wünscht seiner sozialdemokratischen Konkurrenz bei der Landtagswahl eine "gscheite Watschn":

"15 Prozent wären noch viel zu viel. Nur wenn sie eine gesunde Ohrfeige kriegen, kommen sie wieder zu Verstand!"

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Beckstein, AP

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Noch härter ging Beckstein nur mit dem Spitzenpersonal der Linkspartei ins Gericht:

"Diese Leute dürfen nie wieder eine verantwortliche Stellung bekommen. Lafontaine und Gysi sind zwei Verräter, die Freibier für alle wollen, aber niemanden haben, der bezahlt."

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Westerwelle, AP

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FDP-Chef Guido Westerwelle sprach dagegen dem CSU-Spitzenduo Beckstein und Huber die Glaubwürdigkeit ab:

"Die sammeln jetzt Unterschriften gegen sich selbst", sagte Westerwelle über die CSU-Forderung nach Wiedereinführung der von den Christsozialen einst mit abgeschafften Pendlerpauschale.

Ein Ministerpräsident, der gegen die eigene Politik eine Unterschriftensammlung mache, sei kein geeigneter Regierungschef, sondern "ein Fall für die medizinische Behandlung", so Westerwelle.

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Maget, Getty

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Franz Maget schlug in dieselbe Kerbe und warf der CSU Selbstgerechtigkeit und Hochmut vor:

"Die tun so, als hätten sie den Chiemsee persönlich ausgehoben und damit die Alpen aufgeschüttet."

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Maget, AP

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Genügend Stoff für die Politiker-Auftritte beim Gillamoos-Volksfest bot auch die Bundespolitik. Nach der spektakulären Neuaufstellung der SPD-Führung sieht SPD-Mann Maget in Frank-Walter Steinmeier und Franz Müntefering neue Hoffnungsträger:

"Wir haben einen super Kanzlerkandidaten, auf den wir stolz sind. Frank-Walter Steinmeier ist spitze!"

Über Müntefering sagte Maget: "Dieser Mann ist voller Saft und Kraft, ein Sozialdemokrat aus echtem Schrot und Korn."

Zugleich dankte er dem zurückgetretenen Parteichef Kurt Beck. "Ich finde, er hat seine Sache gut gemacht. Danke, Kurt Beck."

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Beckstein, Getty

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Günther Beckstein sieht die SPD dagegen weiterhin taumeln: "Ein neuer Parteivorsitzender bei der SPD ändert nichts!"

Die SPD habe ihr Verhältnis zur Linkspartei noch immer nicht geklärt: "Die Probleme der SPD werden sich also nicht bessern."

Für den gescheiterten SPD-Chef Kurt Beck fand der CSU-Mann tröstende Worte: "Herr Beck als Person war nicht unfähig."

Kleiner Aufreger am Rande des Polit-Spektakels: Becksteins Ehefrau Marga (links im Bild) kam auch zum "längsten Stammtisch der Welt" nicht im Dirndl. Das sorgte für Murren und Getuschel beim Volksfest-Publikum.

Der Gillamoos in der Spargelstadt Abensberg im Landkreis Kelheim hat eine jahrhundertealte Tradition und ist einer der größten und ältesten Jahrmärkte in Niederbayern.

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Westerwelle, dpa

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"Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich eines Tages zum Himmel rufe: Herr, gib mir meinen Edmund wieder."

FDP-Chef Guido Westerwelle über den ehmaligen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Edmund Stoiber

Im Nachbarzelt wurden Westerwelles Gebete erhört, denn ...

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Stoiber, Krebs, dpa

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... unter dem Jubel von etwa 2000 Menschen ist über das CSU-Tandem Beckstein und Huber ausgerechnet von Vorgänger Edmund Stoiber kübelweise Hohn und Spott ausgeschüttet worden. In seiner Paraderolle als ehemaliger Landesvater sprach Imitator Wolfgang Krebs den CSU-Granden Beckstein und Huber die Fähigkeit ab, die Menschen in Bayern zu erreichen.

Für den Fall, dass es mit der Politik der Christsozialen so weitergehe, malte der Parodist eine düstere Zukunft für den Freistaat: "Demnächst wird beim Einmarsch ins Bierzelt nicht mehr der bayerische Defiliermarsch gespielt, sondern Tri-Tra-Trullala."

Seinem Publikum, das den Auftritt immer wieder mit "Edi, Edi"-Sprechchören unterbrach, versprach das Stoiber-Double: "Haltet durch, ich komme bald zurück!"

Zum Schluss bekam der falsche Stoiber einen Taktstock überreicht und durfte die Blaskapelle dirigieren.

Foto: dpa

(Texte: sueddeutsche.de/dpa/buma/cmat)

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