Gewalttat in Franken:Was über den Amokläufer bekannt ist

  • In Mittelfranken schießt ein Mann auf Menschen, eine 82-jährige Frau und ein 72 Jahre alter Mann kommen ums Leben. Zwei Stunden später wird der 47-jährige Bernd G. festgenommen.
  • Eine Verbindung zwischen dem mutmaßlichen Täter und seinen Opfern gibt es nicht.
  • Der Mann war zuvor "kriminalpolizeilich nicht auffällig", heißt es in einer Pressekonferenz. Bei der Festnahme wirkte er psychisch verwirrt.

Von Katja Auer, Ansbach

Der Innenminister kommt spontan nach Ansbach, es ist ein außergewöhnlicher Tag. Deswegen steht ein halbes Dutzend Kameras im Landratsamt, das gibt es sonst nie. Ein Amokläufer hat zwei Menschen erschossen, aus einem Cabrio heraus.

Joachim Herrmann zeigt sich betroffen, vor sechs Jahren war er schon einmal da, damals hatte ein Amokläufer in einem Gymnasium mehr als ein Dutzend Menschen verletzt. "Umso entsetzter bin ich, dass es erneut einen Amoklauf gab", sagt er. Der Minister drückt den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Eine 82-jährige Frau und ein Radfahrer sind tot. Ein weiterer Mann wurde bedroht, ein Landwirt wurde beschossen, beide blieben unverletzt.

Mutiger Einsatz der Tankstellen-Mitarbeiter

Der mutmaßliche Täter sei 1968 geboren, sagt Herrmann. Die Mitarbeiter einer Tankstelle in Bad Windsheim überwältigten den Mann knapp zwei Stunden nach dem ersten Mord. Offenbar hätten die mutigen Mitarbeiter Schlimmeres verhindert, erklärt Herrmann. Der Verdächtige soll die Angestellten in der Tankstelle bedroht haben. Als er die Waffe kurz auf dem Tresen ablegte, nutzte eine Mitarbeiterin wohl die Chance und nahm die Waffe weg. Anschließend sollen andere Mitarbeiter den Mann überwältigt haben.

Vier Polizeihubschrauber waren am Vormittag im Einsatz, sagt der mittelfränkische Polizeivizepräsident Roman Fertinger. Kurz nach zehn Uhr sei der erste Notruf eingegangen, nach den Schüssen auf die alte Frau, direkt vor ihrer Haustür. Schon kurz darauf die Mitteilung, dass offenbar der gleiche Täter auch einen 72 Jahre alten Radfahrer aus Leutershausen erschossen hatte. Er war offenbar auf einer Irrfahrt durch den Landkreis, bedrohte anschließend eine weiteren Mann und schoss auf einen Traktorfahrer in der Nähe von Flachslanden.

Was man über den Täter weiß

"Es handelt sich um einen 47-jährigen Mann, der kriminalpolizeilich bisher nicht auffällig war", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Neuhof. Er stamme aus Ansbach. Bei seiner Festnahme habe der Mann psychische Auffälligkeiten gezeigt, im Polizeiauto habe er wirre Äußerungen gemacht. Deswegen sei sofort ein Psychiater zugezogen worden, der den Mann noch am Freitag begutachten sollte. Vom Ergebnis hängt ab, ob ein Haftbefehl erlassen oder die Unterbringung in der Psychiatrie angeordnet wird. Angaben zum Motiv oder ein Geständnis habe er nicht gemacht.

Autofahrer erschießt bei Amoklauf zwei Menschen

Neben einem Polizeiauto steht eine Markierung mit der Ziffer Zwei - an diesem Ort erschoss Bernd G. einen Radfahrer.

(Foto: dpa)

Bislang gebe es keinen Hinweis darauf, dass sich Täter und Opfer kannten. Man müsse wohl davon ausgehen, dass es sich um Zufallsopfer handle. Der Mann war Sportschütze, sagt Hermann Lennert, Leiter der Kriminalpolizei Ansbach, deswegen besaß er die Erlaubnis die zwei Waffen, einen Revolver und eine Pistole, zu besitzen - mit beiden soll er unterwegs gewesen sein. Da er aber keinen Waffenschein besitzt, hätte er die Waffen nicht in der Öffentlichkeit bei sich führen dürfen.

Der Bürgermeister von Leutershausen, Siegfried Heß, zeigt sich schockiert. "Bislang waren wir ein kleines, friedliches Städtchen", sagt er. "Die Tat wirft uns komplett aus der Bahn." Die alte Dame kannte er persönlich, im Oktober hätten sie und ihr Mann ihre Goldene Hochzeit gefeiert.

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