Gesundheitspolitik:Warum Arztpraxen schließen müssen

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Der Ärztemangel verschärft sich. (Foto: dpa)

Ein Gutachten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns soll die Frage beantworten. Aber nicht alle wollen es veröffentlichen.

Von Dietrich Mittler, München

Für viele Patienten auf dem Land ist es Fakt: Die Arztpraxis in ihrer Nähe schließt, weil Ärzte am Ende ihres Berufslebens keine Nachfolger finden. Gut 80 Hausarztpraxen machten deshalb 2015 in Bayern dicht. Bei den Fachärzten sieht es kaum besser aus - insbesondere bei konservativ tätigen, die keine aufwendige Apparatemedizin oder Operationen großen Stils anbieten. Fakt ist auch: Viele junge Fachärzte setzen mittlerweile auf eine Karriere im Krankenhaus, anstatt sich mit einer eigenen Praxis niederzulassen.

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) gab ein Gutachten in Auftrag, das belastbare Zahlen zu dieser Entwicklung liefern sollte. Es ist seit einem Jahr fertig, und seitdem wird intern um die Auslegung der Daten gerungen. Zwei Vorstandsmitglieder plädierten dafür, sie zu aktualisieren und sie dann der Öffentlichkeit verständlich in einer Broschüre zu präsentieren - als Werkzeug für die Verhandlungen mit den Kassen.

Erklärtes Ziel: mehr Geld, um junge Ärzte in die ambulante Versorgung zu bringen. Ilka Enger, Mitglied im KVB-Vorstand, ging das zu langsam. Auch stand wohl der Vorwurf im Raum, Fakten sollten unterschlagen werden. "Quatsch!", sagt der KVB-Chef Wolfgang Krombholz.

Enger ließ das Gutachten gegen den Willen der anderen zwei Vorstandskollegen auf eine Ärzte-Plattform im Internet stellen. Kurz darauf zog die KVB auf ihrer Homepage nach. Der Neumarkter Orthopäde Wolfgang Bärtl, im gleichen Verband wie Enger, hat einen Link zum Gutachten gelegt. Seine Frage: "Ist die fachärztliche Grundversorgung in Bayerns ländlichen Regionen am Absaufen?"

Niedergelassene Fachärzte müssten mit einer finanziellen Deckungslücke von 40 Prozent leben. Nun gehe es darum, schnell die Situation der Niedergelassenen in den Regionen zu stärken. In der KVB heißt es nun, es sei kein Zufall, dass das Gutachten gerade jetzt an die Öffentlichkeit gelangt sei, sind doch die Wahlen für das künftige Ärzteparlament voll im Gange. Einen solchen Zusammenhang bestreitet Bärtl jedoch.

© SZ vom 14.10.2016 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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