Gesundheitsausschuss:Wieder mehr Drogentote

SPD-Fraktion will mit neuem Wirkstoff Leben retten

Die Zahl der Drogentoten in Bayern ist im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge angestiegen. 314 Menschen starben 2015. Damit liege Bayern seit eben jenen vier Jahren "bundesweit an der Spitze dieser traurigen Statistik", wie ein Vertreter der Suchthilfe-Organisation Condrobs am Dienstag im Gesundheitsausschuss des Landtags berichtete.

Die Gründe dafür seien vielfältig. Einerseits komme wieder mehr Heroin auf den europäischen Markt. Andererseits habe der "hohe Verfolgungsdruck" durch die Polizei sowie härtere Strafen seitens der Justiz zu einem Ausweichen auf Substanzen geführt, die alles andere als harmlos seien. Hinzu komme, dass sich Bayern gegen sogenannte Konsumräume sperre, in denen Fachleute im Falle einer Überdosierung sofort mit lebenserhaltenden Maßnahmen Todesfälle verhindern könnten.

Nach Angaben des Innenministeriums war die Zahl der Drogentoten im Freistaat auch schon höher. Langfristig gesehen seien erhebliche Schwankungen zu verzeichnen - "vergleichbar einer Wellenbewegung", wie ein Sprecher mitteilte.

Hoffnung verspricht sich die SPD-Fraktion von einer erprobten Initiative gegen den Drogentod, über die sich der Gesundheitsausschuss nun im Rahmen einer Expertenanhörung ein Bild machte. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Wirkstoff Naloxon. Der kann die Wirkung von Opiaten - wie etwa Heroin oder Fentanyl - "innerhalb weniger Minuten für eine gewisse Zeit aufheben", wie die Experten übereinstimmend versicherten. Die Nebenwirkungen von Naloxon seien indes selten und sehr gering. Am häufigsten trete Schwindel, Kopfschmerzen, erniedrigter oder erhöhter Blutdruck sowie Übelkeit und Erbrechen auf. Aber: Naloxon mache es möglich "eine lebensbedrohliche Opiatüberdosis zu überbrücken". Bei dieser nämlich wird die Atmung der Betroffenen langsamer und kann auch komplett aussetzen. Naloxon beschleunige die Aufwachphase "bei einer Atemdepression, beziehungsweise sie hebt die Atemdepression auf".

Das aktuell verschreibungspflichtige Mittel, darin bestand bei der SPD-Gesundheitsexpertin Kathrin Sonnenholzner schon vor der Anhörung kein Zweifel, könnte auch in Bayern mehr Leben retten. Sie will erreichen, dass die Substanz an geschulte medizinische Laien abgegeben werden kann. In Berlin läuft dazu seit 1998 ein Modellversuch. Sonnenholzner weiß indes, dass noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten ist. "Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns nun endlich Taten sehen", sagte sie nach der Anhörung.

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