Gesundheit:Private Klinik-Konzerne bedrohen Kassenärzte

Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) sieht die Kassenärzte vor allem durch die Geschäftspolitik privater Klinik-Konzerne bedroht. Insgesamt habe sich jedoch die Situation der rund 25 000 Kassenärzte und Psychotherapeuten im Freistaat in den vergangenen sechs Jahren spürbar verbessert, sagte Vorstandschef Wolfgang Krombholz am Samstag bei der Vertreterversammlung in München.

Krombholz, der auf der Versammlung in seinem Amt bestätigt wurde, sagte, es sei in der abgelaufenen Amtsperiode gelungen, die Bezahlung der Kassenärzte zu verbessern: "Da haben wir deutliche Änderungen erreicht." Vor sechs Jahren hatte er das Kassenarztsystem noch für so marode erklärt, dass er mit anderen Hausärzten kollektiv daraus aussteigen wollte. Inzwischen habe er aber gelernt, "dass man das System nicht so mir nichts dir nichts verlassen kann", sagte der Hausarzt aus dem Landkreis Erding. Die KVB habe aber nicht nur bei den Honoraren Verbesserungen erzielt. Auch bestehe für Ärzte kaum noch die Gefahr, dass sie Strafzahlungen leisten müssen, wenn sie überdurchschnittlich teure Medikamente verordnen. Ebenso sei die Belastung durch Bereitschaftsdienste durch verschiedene Maßnahmen der KVB geringer geworden. Krombholz und sein Stellvertreter Pedro Schmelz aus Unterfranken wurden in ihren Ämtern bestätigt. Die Interessen der Psychotherapeuten in der KVB vertritt künftig Claudia Ritter-Rupp aus München.

Schmelz warnte gleichzeitig vor der Geschäftspolitik privater Krankenhausbetreiber. Sie würden mit Medizinischen Versorgungszentren, die an Krankenhäuser angegliedert sind, versuchen, immer weiter in den Bereich der niedergelassenen Ärzte vorzudringen. "Die Klinik-Konzerne wollen den ambulanten Bereich übernehmen, und davor kann ich nur warnen", sagte KVB-Vize Schmelz. Für private Klinik-Ketten sei die Rendite oft wichtiger als das Interesse der Patienten. Ritter-Rupp will sich für eine bessere psychotherapeutische Versorgung in Bayern einsetzen. Die jetzige Bedarfsplanung, die festlegt, wo im Freistaat Kassen-Psychotherapeuten eine Praxis betreiben können, sei eine Fehlkonstruktion, sagte sie. Es gebe in Teilen Bayerns "eine scheinbare Überversorgung, obwohl faktisch ein gravierender Mangel herrscht".

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