Gesponserte Geburtstagsfeier:Kreidls Party teurer als bisher bekannt

Gesponserte Geburtstagsfeier: Ist sich offenbar keiner Schuld bewusst: CSU-Landrat Kreidl aus Miesbach.

Ist sich offenbar keiner Schuld bewusst: CSU-Landrat Kreidl aus Miesbach.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Offenbar war die Geburtstagssause von CSU-Landrat Kreidl wesentlich teurer als bislang angenommen. Von mehr als 100.000 Euro ist die Rede. Verständlich, dass die Kunden der Miesbacher Kreissparkasse stinksauer sind. Der Landrat selbst gibt sich unwissend.

Von Christian Sebald

Die umstrittene Geburtstagsfeier des Miesbacher Landrats und Präsidenten des Landkreistags, Jakob Kreidl (CSU), war offenkundig sehr viel teurer als bisher von dem Politiker eingestanden. Die von Kreidl am Donnerstag genannten Beträge seien Netto-Beträge gewesen, erklärte die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee am Freitag im Auftrag des Landratsamtes: "Hinzu kommen noch Steuern." Insidern zufolge betragen die tatsächlichen Kosten der Feier am 16. August 2012 im Bauernhofmuseum in Schliersee deshalb deutlich mehr als 90 000 Euro.

Sie reißen wahrscheinlich sogar die 100 000-Euro-Marke. Kreidl erklärte, er kenne die neuen Zahlen nicht, er könne nichts dazu sagen. Die bisher von ihm genannten Summen addierten sich auf 68 600 Euro. Die Angelegenheit ist ein wenig kompliziert. Eine Einladung zu einem großen Fest wie jenem von Kreidl gilt steuerlich als geldwerter Vorteil. Ein jeder Gast hat demnach einen Steuersatz zwischen 40 und 70 Prozent für die Teilnahme zu bezahlen. Natürlich will kein Gastgeber einer solchen Feier seine Gäste mit solchen Kosten belasten. Deshalb führt er die Zahlungen an den Fiskus ab. So auch bei Kreidls Fest, wie das Landratsamt und die Kreissparkasse am Freitag erklärten. Der Landrat hatte die Kosten seines Geburtstagsfests am Donnerstag folgendermaßen aufgeschlüsselt: Die Kreissparkasse habe 40 000 Euro bezahlt, der Landkreis 21 000 Euro und er selbst 7600 Euro. Rechnet man nun die anfallenden Steuern hinzu, die zumindest die Kreissparkasse und der Landkreis bezahlen müssen, dann schnellen die Ausgaben deutlich nach oben.

Für die Kreissparkasse summieren sie sich dann auf einen Betrag zwischen 56 000 und 68 000 Euro und für den Landkreis auf 29 400 bis 35 700 Euro. Ob und wie viele Steuern für den Landrat selbst anfallen sind, ist unklar. Dies sei eine Angelegenheit der Privatperson Kreidl, heißt es in der Presseerklärung. Seitens des Landratsamtes oder der Kreissparkasse könne es keine Auskunft dazu geben. Klar ist aber jetzt, dass die tatsächlichen Gesamtkosten das bisher genannte Volumen deutlich überschreiten - auch wenn es in der Presseerklärung seltsam beschwichtigend heißt: "Diese zu zahlende Steuer ist allerdings nicht verloren, sondern kommt im weitesten Sinn dem Bürger und auch dem Landkreis Miesbach zugute." Wenig verwunderlich, dass sich nicht nur über Kreidl, sondern auch über die Kreissparkasse Unmut ergießt. Viele Kunden lassen ihren Ärger auch an den Mitarbeitern des Geldinstituts aus - sei es am Telefon oder direkt an den Schaltern in einer der insgesamt 28 Filialen in der Region.

Ursprünglich noch teurer geplant

Zwar belassen es die meisten bei der sarkastischen Frage, ob die Sparkasse nun auch ihnen eine Geburtstagsfeier bezahle. Aber es fallen auch härtere Worte. Und natürlich sehen auch Sparkassen-Mitarbeiter das teure Sponsoring der Landratsfeier am 16. August 2012 sehr kritisch. Der Sparkassen-Vorstand Martin Mihalovits hat sich deshalb gegenüber seinen Mitarbeitern in einem Brief geäußert. Darin bekundet er sein "volles Verständnis" für die Verärgerung. Dann weist er darauf hin, dass "die Grundstrukturen für den Ablauf der Feier" bereits festgestanden seien, als er im April 2012 Vorstandschef wurde, und es nicht "möglich war, eine wesentliche Änderung herbei zu führen". Weiter heißt es: "Inzwischen würden aufgrund der Neuausrichtung unseres Hauses der Vorstand und der Verwaltungsrat eine Kostenbeteiligung in diesem Ausmaß nicht mehr zulassen."

Was sich wie ein Versuch des Vorstandschefs liest, seinen Anteil an der Affäre herunterzuspielen, hat einen wahren Kern. Es war tatsächlich Mihalowits' Vorgänger, der von Seiten der Kreissparkasse die Feier von Kreidls 60. Geburtstag im Bauernhofmuseum des Ex-Skistars Markus Wasmeier geplant und verantwortet hat. Aber nicht nur das. "Wenn die Feier so stattgefunden hätte, wie sie ursprünglich laufen sollte, wäre sie noch sehr viel teurer geworden", heißt es aus dem Verwaltungsrat. Dass es dazu nicht kam, sei Mihalovits zu verdanken. "Sowie der neue Vorstandschef erfahren hat, was da ursprünglich alles vorgesehen war, ist er eingeschritten", sagt ein Insider. "Er hat wirklich getan, was er noch tun konnte."

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