Geschichte:100 Jahre Mädchenabitur

Die katholische Ordensstifterin Maria Ward, 1621

Die englische Ordensschwester Mary Ward in Pilgerkleidung.

(Foto: oh)

Eine Ausstellung in München über die Ausbildung junger Frauen um 1910

Das Bayerische Hauptstaatsarchiv erinnert in einer kleinen Ausstellung an den ersten Abiturjahrgang, der an einer bayerischen Mädchenschule auf die Hochschulreife vorbereitet und dort im Juli 1916 geprüft wurde. Unter dem Titel "Die Englischen Fräulein und das Mädchenabitur. Ein Schritt in der Frauenbildung" sind vom 18. Mai bis 29. Juli in München etwa 40 Exponate zu sehen. Sie stammen überwiegend aus dem Staatsarchiv. Dazu kommen Leihgaben der Congregatio Jesu in Regensburg und Augsburg sowie der Bayerischen Staatsbibliothek.

Gleiche Ausbildungschancen für Buben und Mädchen mussten vor 100 Jahren auch in Bayern erst erkämpft werden, wie es in der Ankündigung heißt. Dazu gehörte die Zulassung zur Abiturprüfung. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts konnten Mädchen als Externe an Knabengymnasien die Abi-Prüfung ablegen, doch die Vorbereitungen dafür hatten sie privat zu organisieren und zu bezahlen. Die Absolventinnen des Instituts der Englischen Fräulein in Regensburg, die 1916 ihr Reifezeugnis entgegennahmen, waren die ersten Mädchen, die an der Schule ihre Ausbildung und ihre Prüfung machten.

Rechtlich möglich war dies durch den Erlass der "Schulordnung für die höheren Mädchenschulen in Bayern" von 1911 und die Änderung dieser Schulordnung 1916. Praktisch möglich aber wurde dies durch den Mut der Schulleitung, die schon vor Erlass der Ordnung mit der Ausbildung eines Jahrgangs begonnen hatte. Das besondere Engagement für die Mädchenbildung ist untrennbar verknüpft mit den Ordensprinzipien des Instituts der Englischen Fräulein. Der Orden war von Mary Ward (1585-1645) gegründet worden. Sie betonte stets den Wert der Erziehung der Mädchen zu gebildeten und selbständigen Frauen.

Mit diesem Konzept stieß Ward jedoch bei kirchlichen Würdenträgern auf Widerstand. Umso wichtiger war das Belobigungsschreiben der Konzilskongregation vom 10. April 1616. Darin werden den Englischen Fräulein der bischöfliche Schutz und die Obsorge zugesichert, die sie benötigten, um ihre Lehrtätigkeit auszuüben. Die Englischen Fräulein benannten sich 2004 in Congregatio Jesu um.

"Die Englischen Fräulein und das Mädchenabitur. Ein Schritt in der Frauenbildung", Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Schönfeldstr. 5, München, 18. Mai-29. Juli, geöffnet montags bis donnerstags 8.30-18 Uhr, freitags von 8.30-13.30 Uhr.

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