Geistliche aus Bayern ausgeraubt:Überfall im Pfarrhaus

Erst wurde der Pfarrer aus Tuntenhausen ausgeraubt, nun wurde auch noch der Geistliche aus Böbing Opfer von Kriminellen: Zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Wochen haben in Bayern Unbekannte einen Pfarrer überfallen, gefesselt und bestohlen.

Heiner Effern

Zum zweiten Mal innerhalb von gut vier Wochen haben maskierte Täter einen Pfarrer überfallen, gefesselt und ausgeraubt. In der Nacht auf Freitag drangen zwei Männer in das Pfarrhaus von Böbing ein und überwältigten den Pfarrer und die Haushälterin im Schlaf. Die beiden Opfer erlitten einen Schock und Schürfwunden. Die Täter entkamen mit EC-Karten und Bargeld in den Taschen.

Geistliche aus Bayern ausgeraubt: Nach ihm sucht die Polizei: Einer der Täter hob mit einer erbeuteten Geldkarte in Böbing Bargeld ab.

Nach ihm sucht die Polizei: Einer der Täter hob mit einer erbeuteten Geldkarte in Böbing Bargeld ab.

Einer von ihnen wurde später in einer Bankfiliale gefilmt, als er Geld abhob. Die Kriminalpolizei untersucht, ob es die selben Täter waren, die am 17. Juni den Pfarrer des Wallfahrtsortes Tuntenhausen auf fast identische Weise ausgeraubt haben.

Es muss gegen drei oder vier Uhr morgens gewesen sein, als die beiden maskierten Täter in das Pfarrhaus einstiegen. Sie überraschten die beiden Bewohner in ihren Zimmern und fesselten sie. Dann zwangen sie die Opfer, ihnen EC-Karten und Bargeld auszuhändigen und flohen. Gegen sechs Uhr morgens konnte sich der Geistliche selbst befreien.

Über eine dritte Person aus dem Ort wurde die Polizei verständigt. Die konnte am Freitagnachmittag schon einige Ermittlungsergebnisse vorweisen: So ist nach ersten Zeugenaussagen davon auszugehen, dass verdächtig erscheinende Männer eine Woche vor dem Überfall offenbar ihre Opfer ausgekundschaftet hatten. Die Kripo in Weilheim geht konkreten Hinweisen nach, dass noch ein dritter Mann am Überfall beteiligt war. Die drei Verdächtigen sollen mit osteuropäischem Akzent sprechen. Zwei sollen 35 bis 40 Jahre alt sein, der dritte etwa zehn Jahre jünger.

Der Überfall auf das Pfarrhaus erinnert bis in Details an die Nacht des 17. Juni, als der Pfarrer der Wallfahrtsbasilika von Tuntenhausen (Kreis Rosenheim) ausgeraubt worden war. Auch dort drangen zwei Männer in das Schlafzimmer ein, fesselten den 42 Jahre alten Amit Sinha Roy und stahlen EC-Karte sowie etwa 600 Euro Bargeld. Auch er konnte sich selbst befreien und die Polizei rufen.

Und noch eine Parallele: Auch am 17. Juni hoben die Täter unmittelbar nach dem Überfall an einem Bankautomaten Geld ab, und zwar im nahen Ostermünchen. Auch hier ist ein Mann mit einer karierten Kapuzenjacke auf einem Foto der Überwachungskamera der Bank zu sehen. Die Täter sind bis heute auf der Flucht, heißt es von der Polizei. "Das ist natürlich sehr auffällig", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim. "Es deutet einiges darauf hin, dass wir es mit den gleichen Tätern zu tun haben." Den Schritt, die Ermittlungen ausschließlich in diese Richtung zu lenken, habe man aber noch nicht tun können.

Dass ausgerechnet Pfarrer nahe prominenter Kirchen Opfer zweier ähnlicher Überfälle wurden, lässt möglicherweise auch Rückschlüsse auf die Denkweise der ortsfremden Täter zu.

Der Tuntenhausener Pfarrer Amit Sinha Roy ließ den Morgengottesdienst an diesem Tag wegen des Schocks noch ausfallen, in der Messe ein paar Stunden später betete er bereits für die Täter. "Wenn Papst Johannes Paul II. seinem Attentäter vergeben kann, dann sollte ich das auch tun", sagte der Geistliche.

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