Gehaltsaffäre in der CSU:Punkteplan für die Großfamilie

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer

Ministerpräsident Seehofer: Mit dauerhaft zerknirschten Befehlsmpfängern könnte er wohl ganz gut leben

(Foto: dpa)

Gemütlichkeit fühlt sich anders an: Die Gehaltsaffäre erschüttert die christsoziale Großfamilie gewaltig. CSU-Chef Horst Seehofer will den Skandal so schnell wie möglich hinter sich bringen - doch was er verlangt können die Abgeordneten gar nicht so leicht erfüllen.

Von Frank Müller

In vielen bayerischen Familien sieht der Drei-Punkte-Plan für diese Woche folgendermaßen aus:

  • 1. Vatertag
  • 2. Brückentag
  • 3. Muttertag

Die entspannte Grundstimmung dieser familiären Ereignisse steht allerdings in erheblichem Gegensatz zum Geschehen in der bayerischen Großfamilie CSU. Für deren Kabinettsmitglieder hat Familienvater Horst Seehofer nun ebenfalls einen dreiteiligen Plan verkündet, der, wenn wir's recht verstanden haben, auf folgende Punkte hinausläuft:

  • 1. Zahlen
  • 2. Nicht zu knapp
  • 3. Und zwar flott

Cineasten kennen solche Angebote, die man nicht ablehnen kann, üblicherweise aus Filmen, in denen die Hauptrollen mit Marlon Brando oder Robert de Niro besetzt sind. Wenn es darum geht, dem Vater und damit der Familie zugefügte Schande aus der Welt zu schaffen, kennt Horst Seehofer vergleichbar wenig Gnade.

Nur Anfänger würden dabei die Chance auf eine langfristige Verunsicherung des Delinquenten dadurch verspielen, dass sie auf eine einfache Abfolge von Bußpredigt, Reue und Vergebung setzen. Solche simplen Muster sind in mildtätigen Organisationen wie der katholischen Kirche gut aufgehoben, aber nicht in den raffinierten Familienstrukturen der CSU.

Dort verlangte Seehofer erst von den Ministern eine finanzielle "Geste" und rügte sie, kaum erbracht, sofort wieder: weil etwa Minister Brunner nicht an die Staatskasse zurückzahlen, sondern das Geld stiften wollte. Wie man's auch macht - das Geld ist so oder so weg, und zwar ohne dass es dafür eine Rückkehr in Seehofers Sphäre des Wohlgefallens gäbe. Denn mit einem halben Dutzend auf Dauer zerknirschter Befehlsempfänger lebt es sich als Chef nicht schlecht. Sie sind auch bestens zu gebrauchen als Sündenböcke, falls für Seehofer am Wahltag etwas schiefgehen sollte.

Bis dahin fließt Geld, viel Geld. Am Montag kündigte mit Georg Winter ein weiterer CSU-Politiker an, ausgezahlte Gelder zurücküberweisen zu wollen. Am Ende kann Horst Seehofer so womöglich doch noch alle Staatsschulden bis zum Jahr 2030 tilgen. Aber das ist eine andere Geschichte.

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