Garmisch-Partenkirchen:Ehrenbürgerschaft für Laura Dahlmeier

Pyeongchang 2018 Winter Olympics

Da Laura Dahlmeier in Pyeongchang bereits Gold holte, wird sie automatisch Ehrenbürgerin in ihrer Heimatgemeinde Garmisch-Partenkirchen.

(Foto: Murad Sezer/Reuters)

Die Rivalität zwischen Garmisch und Partenkirchen endet bei der Olympiasiegerin: Eilig hat der Marktgemeinderat eine Art Ehrenbürger-Automatismus für Goldmedaillengewinner beschlossen.

Von Matthias Köpf, Garmisch-Partenkirchen

Der Druck war sowieso schon hoch auf die Favoritin, und der Marktgemeinderat wollte ihn nicht noch zusätzlich erhöhen. Also haben die Räte die Ehrenordnung der Marktgemeinde in ihrer Januar-Sitzung im Stillen und hinter verschlossenen Türen geändert. Durchgesickert ist es trotzdem, aber Laura Dahlmeier ließ sich am Ende nicht blockieren von dem Umstand, dass sie in Pyeongchang nicht nur um olympisches Gold fahren würde, sondern auch um die Ehrenbürgerwürde daheim in Garmisch-Partenkirchen. Die ist ihr sicher, denn der Rat hat eine Art Ehrenbürger-Automatismus beschlossen: Einzel-Gold bei Olympia für einen Garmischer oder für eine Partenkirchnerin zieht die Ehrenbürgerschaft zwingend nach sich.

Die Regel gilt natürlich auch für eine Garmischerin oder für einen Partenkirchner, und was Laura Dahlmeier betrifft, so stammt sie einerseits aus einer alten Partenkirchner Familie, ihr Elternhaus steht aber in Garmisch. Als Kind hat sie beim Skiclub Garmisch angefangen, aber weil die nordischen Disziplinen doch interessanter wurden, wechselte sie zum Skiclub Partenkirchen, weil es dort damals das passende Nachwuchs-Angebot gab. Die Rivalität zwischen den beiden Vereinen ist ebenso wie die Rivalität zwischen den beiden Ortsteilen längst vor allem folkloristischer Natur. Es gibt immer noch getrennte Gebirgsschützenkompanien, Holzhackervereine, Kolpingfamilien und Musikkapellen, auch bei den Trachtlern, den Josefivereinen, den BRK-Bereitschaften und natürlich bei den Feuerwehren herrscht friedlicher Dualismus. Dagegen haben sich die beiden CSUen tatsächlich mal vereinigt, und dass sich davon die CSB abgespalten haben, lag nicht an Ortsteil-Rivalitäten. In all diesen Organisationen mag es Menschen geben, die eine genaue und historisch exakte Grenze zwischen da und dort ziehen können, aber ob die gefühlte Grenze jetzt entlang der Partnach verläuft oder an den Bahngleisen, das bleibt oft offen.

Die Skiclubs sind ohnehin beide sportliche Schwergewichte: Der SC Garmisch veranstaltet unter anderem den Alpin-Weltcup auf der Kandahar-Strecke, der SC Partenkirchen das Neujahrsspringen. Er zählt neben Dahlmeier auch Felix Neureuther zu seinen Aktiven, und auch Ehrenmitglied Maria Höfl-Riesch fuhr für den SCP. Einen SC Garmisch-Partenkirchen gibt es auch, aber das sind die einst aus Geretsried importierten Eishockey-Frauen, die ihr Team vor zwei Jahren vom Spielbetrieb abgemeldet haben.

Doch Garmisch hin, Partenkirchen her: Auf Laura Dahlmeier können sich dort sowieso alle einigen, beim Public Viewing neulich haben sich um die 100 Zuschauer vor einem Fernsehgerät versammelt, weil der Videobeamer nicht in Gang kam. An diesem Donnerstag gibt es mittags noch einmal Gelegenheit, zusammen Biathlon zu schauen, und dann wird sich zeigen, wie viele Goldene ihnen ihre Laura am Ende heimbringt nach Garmisch-Partenkirchen. Ein offizieller Empfang im Rathaus ist für den 2. März geplant. Und die automatisch erlangte Ehrenbürgerwürde verlangt ja auch noch nach irgendeiner Art von Zeremonie.

Dahlmeier wird jedenfalls die erste Persönlichkeit aus dem Sport und erst die dritte Frau unter den dann 38 gemeinsamen Ehrenbürgern von Garmisch-Partenkirchen werden. Die Liste der lokalen Würdenträger ist erst im vergangenen Jahr deutlich kürzer geworden, als die Räte alle Verleihungen aus der Nazizeit pauschal zurückgenommen haben. Bis dahin hatte man sich gerne auf das verwaltungstechnische Argument zurückgezogen, dass die Ehrenbürgerwürde mit dem Tod des Betreffenden automatisch erlösche. Aus der Nazizeit stammt der ganze gemeindeinterne Dualismus: Garmisch und Partenkirchen hatten sich unabhängig voneinander und damit auch gegeneinander als Austragungsort für die Olympischen Spiele 1936 beworben - letztlich beide mit Erfolg: Hitlers Reichsregierung hat die beiden Marktgemeinden dafür dann gegen den Willen der damaligen Räte zwangsvereinigt.

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