Gabriele Pauli:Paradiesvogels Erzählungen

Gabriele Pauli steht vor politischem Aus

Bei den Freien Wählern schien nur kurz die Sonne über Gabriele Pauli.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Die einstige Latex-Lady aus Fürth muss ihre politischen Handschuhe an den Nagel hängen: In der kommenden Legislaturperiode wird Gabriele Pauli nicht mehr im Landtag sitzen. Zum Ende ihrer schillernden Politik-Karriere hat sie jetzt noch ein Buch geschrieben - eine Abrechnung mit dem Chef der Freien Wähler Hubert Aiwanger.

Von Katja Auer

Sie war die schöne Landrätin, die CSU-Rebellin, die Latex-Lady. Gabriele Pauli hat in den vergangenen Jahren immer wieder den politischen Betrieb aufgemischt, jetzt steht die inzwischen parteilose Landtagsabgeordnete vor dem Ende ihrer politischen Karriere. Dem Parlament wird sie in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr angehören. Zeit, ein paar Dinge klarzustellen, findet Gabriele Pauli. Deswegen hat sie jetzt ein Buch geschrieben.

Es ist eine recht persönliche Geschichte ihres Lebens und ihrer politischen Karriere geworden - immer mit dem Unterton, dass ihr die persönliche Überzeugung stets wichtiger gewesen sei als der Erfolg. Mit 32 Jahren wurde Pauli im Landkreis Fürth zur jüngsten Landrätin der Republik gewählt. Nach 18 Jahren, erfolgreichen Jahren, wurde sie zur CSU-Rebellin. Auch wenn sie zu einer solchen gar nicht geboren sei, schreibt sie.

Der Rest ist Geschichte. Edmund Stoiber stürzte, und Pauli selbst scheiterte fulminant bei ihrer Kandidatur als CSU-Vorsitzende. Und schließlich auch an ihrer neu erworbenen Bekanntheit. Sie tingelte durch die Talkshows und ließ sich für die Park Avenue mit Latex-Handschuhen ablichten. Aus der Rebellin war die Domina geworden. Pauli fühlt sich von der Redaktion getäuscht. Eine "seriöse Story mit hochwertigen Fotos" sei ihr versprochen worden, stattdessen sei sie getäuscht worden.

Wie auch von Hubert Aiwanger, dem Chef der Freien Wähler, bei denen sie nach ihrem Austritt aus der CSU anheuerte. Sie nennt ihn den "Meister der Intrige" und einen "bäuerlich geprägten Macho", der in ihr eine Konkurrentin gesehen habe, mit deren Popularität er nicht zurecht gekommen sei.

Pauli als Paradiesvogel

Das Verhältnis blieb auch nach dem Einzug in den Landtag angespannt, berichtet Pauli, und schließlich sei ihr auf sein Betreiben das Mandat zur Bundespräsidentenwahl entzogen worden, weil sie sich nicht festlegen wollte, Horst Köhler zu wählen. "Wir Freien Wähler waren keine freien Denker mehr, sondern eine Gruppe von Konformisten, bei der ich der Paradiesvogel war", schreibt sie.

Pauli kandidierte als Spitzenkandidatin zur Europawahl und sprach sich für die Kandidatur bei der Bundestagswahl 2009 aus. Dazu müsse man eine neue Partei gründen - "ich meinte natürlich eine Freie-Wähler-Partei", schreibt Pauli. Aiwanger jedoch habe die Gelegenheit genutzt, um sie loszuwerden. "Er stellte meine Pläne so dar, als ob ich eine konkurrierende Partei zu den Freien Wählern gründen wollte", schreibt sie. Das sei eine infame Lüge gewesen.

Gabriele Pauli wurde aus der Fraktion ausgeschlossen und versank als nun fraktionslose Abgeordnete in der letzten Reihe des Parlaments in der politischen Bedeutungslosigkeit. Der Ausschluss habe sie sehr geschmerzt, schreibt Pauli, ein erneuter Annäherungsversuch sei gescheitert. Die Schuld sieht sie bei Aiwanger, der auch andere prominente Zugpferde vergrault habe. Aiwanger habe "die schöne Idee der Freien Wähler verraten".

Pauli gründete die Freie Union - und scheiterte. Schon im Mai 2010 trat sie aus ihrer eigenen Partei wieder aus. Ihr Programm hat sie noch. "Visionen einer besseren Welt" hat sie die überschrieben und dort findet sich auch die Idee der Sieben-Jahres-Ehe wieder, mit der sie schon einmal Erregung auslöste. Jetzt will Pauli Seminare geben und Vorträge halten. Eine Partei, in der sie es aushalten könnte, gebe es zurzeit nicht.

Gabriele Pauli mit Manfred Otzelberger: Die rote Rebellin. Fortschritt braucht Provokation. Gütersloher Verlagshaus, 19,99 Euro.

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