G8-Reform:Schule mit Frühwarnsystem

Der Unterrichtsstoff wurde in elf der 25 Fächer gekürzt, für schwache Schüler soll es eine spezielle Förderung geben: Nach den Sommerferien gilt an den Gymnasien ein entrümpelter Lehrplan. Sogar zusätzliche Lehrerstellen sind geplant.

Tina Baier

Nächsten Donnerstag fängt in Bayern die Schule wieder an. Für die rund 294 000 Schüler an den staatlichen Gymnasien sollen die Reformen des G 8, die das Kabinett vor den Sommerferien beschlossen hat, vom ersten Schultag an gelten. "Die Lehrer werden ab sofort nach dem neuen Lehrplan unterrichten, in dem der Stoff in elf von 25 Fächern gekürzt wurde", sagte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung.

G8-Reform: Das achtstufige Gymnasium in Bayern erhält zum neuen Schuljahr grundlegende Neuerungen. Die Abiturergebnisse der ersten beiden G8-Jahrgänge hatten den Reformbedarf aufgezeigt.

Das achtstufige Gymnasium in Bayern erhält zum neuen Schuljahr grundlegende Neuerungen. Die Abiturergebnisse der ersten beiden G8-Jahrgänge hatten den Reformbedarf aufgezeigt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für jedes betroffene Fach bekommen die Lehrer einen sogenannten Kontaktbrief, in dem unter anderem genau erklärt wird, was sie im Unterricht weglassen dürfen. In den modernen Fremdsprachen Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch und Russisch müssen die Schüler der Oberstufe zum Beispiel nur noch eine einzige Lektüre ganz lesen. Alles andere kann in Auszügen durchgenommen werden.

Auch im Geschichtslehrplan der Oberstufe hat sich einiges geändert. Zudem soll es von sofort an in der achten Klasse vier statt wie bisher drei Mathestunden pro Woche geben. Dasselbe gilt für Deutsch in der zehnten Klasse. Die Schulen sollen dafür Intensivierungsstunden verwenden.

Auch mit dem "Frühwarnsystem" für schwache Schüler, bei denen sich beispielsweise im Zwischenzeugnis abzeichnet, dass die Versetzung gefährdet ist, sollen die Schulen beginnen. Nach Auskunft aus dem Kultusministerium erproben in diesem Schuljahr 20 Prozent der staatlichen Gymnasien, wie schwache Schüler so gefördert werden können, dass sie den Anschluss wiederfinden.

"Vorstellbar sind beispielsweise wöchentliche Förderstunden - durchaus auch in Kleingruppen mit zwei oder drei Schülern - oder Blockseminare am Freitagnachmittag", sagt Adolf Präbst, stellvertretender Leiter der Gymnasialabteilung im Kultusministerium. Vorgesehen seien auch zusätzliche Stunden, in denen die Schüler Tipps bekommen, wie sie am effektivsten lernen und wie sie sich ihre Zeit am besten einteilen können.

Die Modellschulen sollen sich außerdem überlegen, wie das zusätzliche Flexibilisierungsjahr aussehen könnte, das Gymnasiasten der Mittelstufe in diesem Schuljahr anmelden und im nächsten in Anspruch nehmen können. Aufgrund der Erfahrungen der Modellschulen will das Kultusministerium zum Halbjahr ein "Umsetzungspaket" an alle Gymnasien verteilen. Darin soll beispielsweise erklärt werden, wie der Stundenplan eines Flexi-Schülers aussehen könnte, welche Förderangebote gemacht werden und welche Lehrer dafür eingesetzt werden können.

"Für das Flexibilisierungsjahr und die zusätzlichen Förderangebote wollen wir jedem staatlichen Gymnasium ab dem Schuljahr 2013/2014 eine halbe Lehrerstelle zusätzlich zur Verfügung stellen", sagte Spaenle. Voraussetzung sei, dass diese Stellen im Doppelhaushalt 2013/2014 genehmigt werden.

Zusätzliche Stellen soll es auch geben, um den Ausfall von Unterricht zu reduzieren. Für die "Mobile Reserve", mit deren Hilfe vor allem Lehrer ersetzt werden, die längerfristig ausfallen, gibt es dieses Schuljahr nach Auskunft aus dem Kultusministerium 250 zusätzliche Stellen. Zudem soll es an 25 staatlichen Gymnasien in diesem Schuljahr erstmals eine sogenannte Integrierte Lehrerreserve geben.

Das bedeutet, dass die Schulen einen zusätzlichen Lehrer bekommen, der sofort einspringen kann, wenn ein Kollege ausfällt - oder zumindest den einer Lehrerstelle entsprechenden Geldbetrag. Wenn das Kollegium vollständig ist, kann der Reservelehrer beispielsweise Förderstunden anbieten. Bis zum Schuljahr 2014/2015 sollen alle staatlichen Gymnasien eine solche zusätzliche Reservestelle bekommen.

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