Fußball:"Ich habe eine ganze Saison lang damit gerungen"

Heute im Stadion

Deumling hat in 20 Jahren mehr als 500 Sendungen gemacht. Der Familie zuliebe ist nun Schluss.

(Foto: Christine Kellermann)

Nach 20 Jahren hört Christoph Deumling als Moderator von "Heute im Stadion" auf - und erinnert sich an den Moment, als er vom überzeugten Sechzger zum "Riesen-Bayernfan" wurde.

Interview von Gerhard Fischer

Christoph Deumling, 59, hat 20 Jahre lang "Heute im Stadion" moderiert, zuletzt im Wechsel mit Uwe Erdelt. Am Samstag, beim letzten Spieltag der Bundesliga, wird Deumling seine letzte Sendung machen. Nachfolger wird Philipp Eger, 38. Den BR-Klassiker "Heute im Stadion" gibt es seit 1964, zahllose Fußballfans sind mit den Radioreportagen aus den Stadien der Bundesliga groß geworden.

SZ: Herr Deumling, warum hören Sie auf?

Christoph Deumling: Ich möchte an den Wochenenden mehr Zeit für die Familie haben. An Samstagen, an denen ich "Heute im Stadion" moderiere, bin ich von zehn bis mindestens 20 Uhr außer Haus, und wenn ich mich morgens von meinen Kindern verabschiede, dann schaue ich da immer in große, traurige Augen.

Wie alt sind Ihre Kinder?

Die Tochter ist acht, der Sohn ist drei. Die haben an diesen Wochenenden nichts von mir - der Samstag ist weg und am Sonntag ist man platt, wenn man am Tag zuvor diese anstrengende Arbeit gemacht hat. Das ist ein hoher Preis. Ich bin ein später Vater, da hat man schon eine Verantwortung.

Viele junge Menschen in Bayern wuchsen mit "Heute im Stadion" auf - man saß vor dem Radio und hörte gebannt, was die Reporter aus den Stadien berichteten. Vermutlich war es bei Ihnen als Bub genauso. Da muss sich doch ein Kindheitstraum erfüllt haben, als Sie 1996 Heute-im-Stadion-Moderator wurden. Gehen Sie deshalb jetzt auch mit viel Wehmut?

Absolut. Ja, es war ein Traumjob und man hatte auch eine enorm hohe Reputation. Ich gehe mit Wehmut und einem leicht flauen Gefühl. Aber die Entscheidung ist nicht von heute auf morgen gefallen, ich habe eine ganze Saison lang damit gerungen. Als ich sie dann getroffen und kommuniziert hatte, war ich erleichtert. Ich gewinne an Lebensqualität und habe Zeit für meine Familie. Außerdem bleibe ich ja bei Bayern 1 - ich mache weiter die Vormittage im Radio und ich mache weiter die Abendschau, den Nockherberg und das Oktoberfest.

Mehr als 500 Sendungen in 20 Jahren - was waren Ihre schönsten Momente? Und welche waren die schlimmsten?

Große Fehler wie Schalke 05 sind mir Gott sei Dank erspart geblieben. Es gab geplatzte Interviews und abgerissene Leitungen, aber keine Katastrophen. Das unangenehmste Interview hatte ich mit dem Nürnberger Trainer Hans Meyer . . .

. . . der kommt doch immer so witzig rüber.

Ja, eigentlich schon, aber er ist offenbar ein schwieriger Charakter. Ich habe ihn einmal vor dem ersten Spieltag einer Saison interviewt, aber der hat mich nie ausreden lasen, der fuhr mir bei jeder Frage in die Parade, der hat mich nur belehrt, belehrt, belehrt. Das habe ich in ganz schlechter Erinnerung.

Und Ihre schönsten Erlebnisse?

Die brachte der Sport. Als Schalke 2001 für vier Minuten Meister war und dann Andersson noch das Tor in Hamburg machte, womit Bayern Meister wurde, da war das auch für mich als Moderator im Studio eine Eruption, eine Explosion. Da bin ich dann auch Fan, ein Riesen-Bayernfan.

Aber Sie sind doch eigentlich 1860-Fan.

Ja, schon, mein erster Stadionbesuch war 1966, die Löwen gewannen 4:0 gegen Tasmania Berlin. Da war ich halt dann ein Sechziger. Aber ich bin in erster Linie Fußballfan, und je näher ein Verein lokal ist, desto größer ist die Leidenschaft, das gilt auch für Ingolstadt, Augsburg oder Nürnberg.

Mit Hans Meyer hatte es ja nicht geklappt, was war denn Ihr bestes Interview?

(lacht) Vor einem Spiel habe ich mal mit Leverkusen-Manager Reiner Calmund ein Interview gemacht. Leverkusens Trainer war damals Christoph Daum, und ich meldete mich mit Christoph Deumling. Da hat Calmund gedacht, ich würde ihn verarschen. Ich musste versichern, dass es kein Witz sei, und auch kein Künstlername.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: