Fürth:Die Zukunft des Fürther Nobelhotels wird nun vor Gericht verhandelt

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Der gläserne Bau sticht heraus aus der Architektur in Fürth. Der Glanz ist jedoch inzwischen verblasst, weger diverser Mängel ist das Haus geschlossen. (Foto: SZ Photo)
  • Die Glaspyramide in Fürth beherbergte einst ein Luxushotel. Das Betreiber-Ehepaar stellte den Betrieb wegen gravierender Bau- und Wartungsmängel im September ein.
  • Das Ehepaar Erras und der Eigentümer, die Investorenfirma Grand City Property, streiten sich inzwischen vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.

Von Claudia Henzler, Fürth

Diverse Bundeskanzler haben dort übernachtet, die brasilianische Nationalmannschaft, Show-Größen wie Heino oder Sarah Conner. Fürths ungewöhnliches Nobelhotel, untergebracht in einer 42 Meter hohen Pyramide am südlichen Stadtrand, war weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Derzeit wohnt niemand hinter der blau-spiegelnden Glasfassade, das Hotel ist zu. Vor dem Eingang steht ein Container mit Resten von Gips-Karton-Platten und der Anhänger einer Trockenbaufirma.

Als Petra und Heribert Erras den Betrieb im September einstellten, war das für ihre Gäste überraschend. Für den Herbst lagen längst Buchungen vor. Ausschlaggebend für die überstürzte Schließung war laut Petra Erras, dass zweifelhaft war, ob das Sicherheitstreppenhaus - einziger Fluchtweg des Hotels - im Notfall rauchfrei bleiben würde. Hinzu seien weitere gravierende Bau- und Wartungsmängel gekommen.

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Aus den Wasserhähnen kommt braunes Wasser und die Brandschutz-Technik funktioniert nicht. Die Betreiber des Hotels mussten ihren Gästen absagen.

Der Eigentümer, die Investorenfirma Grand City Property, widersprach dieser Darstellung. Die Hoteliers seien auf Räumung des Gebäudes verklagt worden, damit das Hotel neu positioniert werden könne. Die Investorenfirma betreibt selbst Hotels, etwa unter dem Namen Wyndham. Man habe den Plan, das Objekt aufzuwerten, teilt eine Sprecherin mit. Wann das Hotel wieder eröffnet wird, könne sie noch nicht sagen.

Inzwischen streiten sich die beiden Parteien vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. Grand City Property fordert von den Hotelbetreibern ausstehende Mietzahlungen samt Zinsen in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro. Die haben eine Gegenklage eingereicht. Die 55-jährige Hotelbetreiberin Petra Erras äußert den Verdacht: "Man hat versucht, uns zu entmieten."

1994 hatte sie das Hotel gemeinsam mit ihrem Mann eröffnet. Passend zur Form des Gebäudes gestalteten sie die Zimmer thematisch, es gab beispielsweise eine Cleopatra-Suite mit Whirlpool und Wasserbett. Höchsten Luxus versprach die 175 Quadratmeter große Pharaonensuite im obersten Stockwerk mit freistehender Badewanne und fahrbarem Tisch für ein ausgiebiges Frühstück im Bett. Zu den mehr als 100 Zimmern kamen gut 20 Tagungsräume. Im Wahlkampf 2002 tagte dort auch das SPD-Präsidium unter Kanzler Gerhard Schröder.

Von Anfang an wurde die Hotel-Pyramide vom Ehepaar Erras ohne Anbindung an eine Kette oder einen Konzern geführt. Es ist noch nicht lange her, dass die beiden das mit mehr als 500 Gästen und Stargast Joey Kelly feierten, beim 20. Jubiläum im November 2014. Damals schien nach außen alles gut zu sein, doch im Hintergrund lief offenbar schon ein zähes Ringen zwischen Eigentümern und Mietern.

Das Hotel ist Teil einer größeren Klinikanlage

Um den Rechtsstreit zu verstehen, hilft ein Blick in die Geschichte des Hotels. Die Pyramide ist Teil einer größeren Anlage, auf der auch eine Privatklinik steht. Das gepflegte Gelände hebt sich von der Umgebung ab, im Süden rauscht der Verkehr einer Schnellstraße vorbei, die Zufahrt verläuft über ein Gewerbegebiet mit Discounter und Baumarkt. Hotel und Klinik wurden zwar von Anfang an unabhängig voneinander betrieben, entstanden waren sie jedoch als gedankliche Einheit.

Damals hatten zwei befreundete Unternehmer ihren Traum verwirklicht, die größte Privatklinik Deutschlands zu gründen. Das Hotel war ein Baustein im Konzept dieser Euromed-Klinik. Die Gründer wollten Medizin und die Dienstleistung eines Luxushotels verbinden, versorgt wurden Selbstzahler und privat Versicherte.

Nach einem Jahrzehnt kam das Aus. Die Euromed AG als Klinikbetreiberin musste Insolvenz anmelden und ging 2006 in andere Hände über. Heute befindet sich an der Europaallee 1 ein Krankenhaus der Schön-Klinik-Gruppe. Auch der Grundbesitz wurde zum Fall für den Insolvenzverwalter, 2007 kaufte die Immobilienbeteiligungsgesellschaft Bavaria, eine Tochter der bayerischen Landesbank, das Areal mit Hotel und Klinik.

Erste Entscheidung soll am 18. Mai fallen

Aus Sicht von Petra Erras fingen die Probleme an, als die Immobilien im September 2012 erneut den Eigentümer wechselten. Die Bavaria verkaufte an Grand City Properties - laut Erras deutlich unter Wert, weil das Gebäude nach fast 20 Jahren Betrieb sanierungsbedürftig war. Beim Brandschutz seien beispielsweise Nachbesserungen notwendig gewesen. In den folgenden Jahren seien die Mängel nicht beseitigt worden.

"Die haben vier Jahre nichts gemacht", sagt Petra Erras. Stattdessen hätte mehrmals der Name der Eigentümergesellschaft gewechselt - es handelte sich aber immer um einen Ableger von Grand City Properties. Erras hat den Verdacht, dass Wartungsleistung und Kommunikation gezielt eingestellt wurden.

So seien immer mehr Mängel hinzugekommen: Rauchschutztüren, die nicht mehr schlossen, Wasser, das durch die Fassade tropfte, Heizungsausfälle. Im Oktober 2015 habe sie dann die Miete gekürzt, berichtet Erras. "Aber nicht, ohne vorher anzubieten, einen Gutachter zu beauftragen." Mangels Antwort habe man dann auf eigene Faust eine Gutachterin eingeschaltet.

Eine erste Entscheidung soll am 18. Mai fallen. Doch der Rechtsstreit wird sich deutlich länger hinziehen. Denn Grand City Properties hat ein spezielles und eher seltenes Verfahren angestrengt: einen Urkundenprozess. Dabei ist nur relevant, was als Urkunde vorgelegt werden kann. Beobachter gehen davon aus, dass die erste Entscheidung im Sinne des Klägers fällt. "Mängel kann man schlecht als Urkunde beweisen", erklärt ein Gerichtssprecher. Erst im Nachfolgeprozess wird es um Frage gehen, ob die Mietminderung vielleicht doch gerechtfertigt war.

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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