Fürth:Fremdbestimmte Fürther Bürger

Kommune feiert ihre Erhebung zur "Stadt erster Klasse" im Jahr 1818

Bevor die erste Eisenbahn in Deutschland von Nürnberg nach Fürth fuhr, bevor Ludwig Erhard, Max Grundig und das Ehepaar Schickedanz die Stadt zu einer Hausnummer in der Nachkriegszeit machten, haben die Fürther Bürgerinnen und Bürger vieles erdulden müssen. Denn sie durften die Geschicke ihrer Stadt erst spät selbst bestimmen. Jahrhundertelang war Fürth an der Grenze dreier Territorien gelegen, deren Herren um die Macht in Fürth rangen. Zunächst hatte allein die Dompropstei Bamberg das Sagen gehabt, doch dann waren, vor allem über Gerichtsrechte, die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und die Reichsstadt Nürnberg hinzu gekommen.

Der permanente Streit soll aber nicht nur negative Seiten gehabt haben: In der Fürther Geschichtsschreibung heißt es jedenfalls, die Bürger hätten sich meisterhaft darauf verstanden, ihre rivalisierenden Herren gegeneinander auszuspielen: Was der eine nicht gewährte, habe man vom anderen geholt. So seien in Fürth Verhältnisse entstanden, die "freiheitlicher, liberaler und toleranter waren, als in irgendeinem anderen Ort in Bayern". Die Dreiherrschaft endete 1792, als der letzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth abdankte und Fürth vorübergehend in den Machtbereich Preußens gelangte, bevor es 1806 an Bayern fiel.

Trotz dieser Wirrungen feiern die Fürther ihre eigene Geschichte ausgesprochen gerne. Nachdem 2007 das Jubiläum "1000 Jahre Fürth" ausgiebig gefeiert wurde, geht es in diesem Jahr um 200 Jahre Eigenständigkeit: 1808 war Fürth erst vom Markt zur "Stadt zweiter Klasse" ernannt worden, die von Staatsbeamten verwaltet wurde, 1818 dann endlich zur "Stadt erster Klasse". Nun konnten die Bürger eine eigene Stadtverwaltung mit zwei Bürgermeistern, einem Magistrat und einem Gemeindekollegium einsetzen. Schnell entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen Industriestandort auf. Das Fürther Rathaus, das zwischen 1840 und 1850 entstand, drückt das Selbstbewusstsein aus, das durch diesen Aufstieg entstand: Das Gebäude mit seinem 52 Meter hohen Turm, nach Plänen von Friedrich Bürklein im klassizistischen Stil errichtet und vom Palazzo Vecchio in Florenz inspiriert, fällt aus dem umgebenden Stadtbild heraus.

Gedacht wird der Erhebung zur vollwertigen Stadt mit einem dicken Veranstaltungsprogramm, in dem sich Ausstellungen, Vorträge, Theatervorstellungen und Feste finden. Im ersten Quartal geht es noch recht gemächlich zu, den Höhepunkt wird das Jubiläumsjahr im Juli erreichen. (www.200-jahre-stadt.de).

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