Friedberg:Schulleiter erteilt Sanitärfirma wegen dieser Werbung Hofverbot

Friedberg: Bisher haben die meisten Passanten über die Werbung gelacht, sagt Firmenchef Ulrich Gail.

Bisher haben die meisten Passanten über die Werbung gelacht, sagt Firmenchef Ulrich Gail.

Sie zeigt einen Mann mit heruntergelassener Hose hinter dem Steuer. Für seine Reaktion erhält der Direktor viel Spott.

Von Andreas Glas, Friedberg

Man vergisst ja gelegentlich, dass das Klo ein Ort der Bildung ist. Kaum irgendwo anders wird so viel gelesen wie am stillen Örtchen. Das Autofahren ist dagegen keine so verbreitete Nebentätigkeit beim Wasserlassen, weil ja kaum ein Klo mit Lenkrad, Gas- und Bremspedal ausgestattet ist. Es ist also nachvollziehbar, dass der Direktor des Gymnasiums im schwäbischen Friedberg irritiert war, als die Klempner der Firma Gail neulich ihren Kastenwagen auf den Pausenhof steuerten. Am Lenker saß ein Mann mit heruntergelassenen Hosen, der auf einer Kloschüssel saß und quasi im Vorbeifahren sein Geschäft verrichtete.

Um es gleich vorwegzunehmen: Bei der Kloschüssel handelt es sich lediglich um einen Aufdruck an der Fahrertür des Kastenwagens. Es schaut nur so aus, als könne der Fahrer die beruflichen nicht von seinen privaten sanitären Tätigkeiten trennen. Firmenchef Ulrich Gail hat also keinen an der Waffel, er hat einfach eine clevere Werbeidee gehabt, um seine Firma bekannt zu machen. Der Schuldirektor hat sich trotzdem direkt beim Landratsamt beschwert, das die Firma Gail mit Sanierungsarbeiten am Friedberger Gymnasium beauftragt hatte.

In seinem Beschwerdebrief beklagte sich der Herr Oberstudiendirektor über den "Firmenwagen, dessen ästhetische Gestaltung dem Bildungs- und Erziehungsauftrag eines Gymnasiums recht eindeutig widerspricht" - und bat das Landratsamt Aichach-Friedberg, die Sanitärfirma Gail "dahingehend zu verständigen", dass deren Fahrzeug während der Unterrichtszeit "nicht auf dem Pausenhof abgestellt werden" dürfe.

Nun hat der Friedberger Direktor natürlich recht: Es gehört nicht zu den Aufgaben eines Lehrers, seinen Schülern beizubringen, wie man die Toilette benutzt. Das sollten die Kinder spätestens beim Übertritt aufs Gymnasium schon drauf haben. Andererseits kann man halt drüber streiten, inwiefern ein so natürlicher Akt wie das Aufs-Klo-Gehen einen Verstoß gegen den guten Geschmack darstellen kann. Immerhin sollen ja selbst Oberstudiendirektoren hin und wieder mal Stuhlgang haben. Und dass Herr Gail so heißt wie er heißt und sein Name deshalb dick und fett auf dem Kastenwagen steht, da kann der Klempnermeister ja herzlich wenig dafür.

Kein Wunder also, dass die Klempner den Schuldirektor nun öffentlichkeitswirksam der Lächerlichkeit preis geben. Nachdem die Firma dessen Beschwerdebrief ans Landratsamt auf ihrer Facebookseite gepostet hat, berichten jetzt allerlei Zeitungen und Radiosender über die Klo-Posse am Friedberger Gymnasium - und stellen dem Humor des Direktors ein recht mittelmäßiges Zeugnis aus.

Zur Freude der Firma Gail, die auf Facebook noch mal gegen den Direktor nachtritt: "Ich hoffe Herr Schulleiter hat seine Schüler mit dem Bildungsauftrag 'lese jeden Morgen die Tageszeitung' konfrontiert. Denn nur so können sie lernen, dass es oft besser ist 'den Ball flach zu halten'". Man kann es nicht anders sagen: Die Beschwerde des Schuldirektors war ein ziemlicher Griff ins Klo.

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