Freiwillige Feuerwehren:Fahrermangel gefährdet Einsätze

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Brüsseler Bürokratie behindet Feuerwehreinsätze: Wer einen neuen Führerschein der Klasse B hat, darf nicht alle Einsatzfahrzeuge fahren. Das führt zu Verzögerungen, die im Notfall verheerende Folge haben können.

Man stelle sich vor es brennt - und keiner fährt hin. Dieses Szenario könnte mittelfristig Realität werden, wenn nicht jetzt an den EU-Führerscheinrichtlinien nachreguliert wird, warnt der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Bayern, Alfons Weinzierl.

Mit einem neuen Führerschein der Klasse B darf ein Feuerwehrmann noch lange nicht alle Einsatzfahrzeuge fahren. (Foto: Foto: ddp)

Der Grund: Wegen des seit 1999 gültigen EU-Führerscheins gehen den Freiwilligen Feuerwehren in den nächsten Jahren die Fahrer aus. Neue Inhaber der Führerschein-Klasse B dürfen Fahrzeuge über 3,49 Tonnen Gesamtgewicht nicht mehr bewegen.

Dass es sich nicht um ein rein theoretisches Problem handelt, berichtet Franz Untereichmeier, der seit zwei Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr im oberbayerischen Oberndorf aktiv ist. Mit dem Führerschein Klasse B dürfen der 18-Jährige und seine gleichaltrigen Kameraden nur einen Teil der Feuerwehrfahrzeuge fahren.

Dadurch gab es auch schon erste Verzögerungen. Zwei Kollegen hätten auf einen dritten warten müssen, weil sie für das benötigte Fahrzeug nicht zugelassen waren, berichtet Untereichmeier: "Es waren nur fünf Minuten. Aber die können sehr viel ausmachen."

Im konkreten Fall hatte die Verzögerung keine Folgen. Dennoch bleibt bei Untereichmeier und seinen Kameraden ein ungutes Gefühl: "Schließlich hängen Menschenleben davon ab."

Laut Weinzierl ist das vor allem für rund 3000 kleinere Ortsfeuerwehren ein Problem. Viele davon verfügten über nur ein Multifunktionsfahrzeug. "Immer mehr Fahrzeughersteller können diesen Wagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,49 Tonnen nicht mehr realisieren", sagt Weinzierl.

Erweiterung der Fahrerlaubnis gefordert

Die ersten Feuerwehrleute mit EU-Führerschein sind heute knapp 30 Jahre alt. Mit ihrem Pkw-Führerschein dürfen sie und alle jüngeren Kollegen nicht mehr hinters Steuer. Wenn nun die älteren Kameraden in den nächsten Jahren ausscheiden, könnte die Einsatzbereitschaft gefährdet sein. "Der Weg muss sein, die Gewichtsbeschränkung zu lockern", fordert Weinzierl. Der Landesfeuerwehrverband will daher für alle Pkw-Fahrer die Erweiterung der Fahrerlaubnis B von 3,49 Tonnen auf 4,25 Tonnen durchsetzen.

Aus diesem Grund hat der bayerische Feuerwehrverband Ministerpräsident Günther Beckstein und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) in einem Schreiben aufgerufen, die Initiative zu ergreifen und das Anliegen der Feuerwehren zu unterstützen.

Das Innenministerium bestätigte, dass ein Arbeitskreis der Innenministerkonferenz mit Fachleuten aus Bund und Ländern den Vorschlag prüfe. Da die Führerscheinrichtlinien an Bundes- und EU-Recht gebunden seien, müsse man jedoch eine bundeseinheitliche Lösung finden. Eine bayerische Initiative, die eine Sondergenehmigung für Feuerwehrleute und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen vorsah, ist nach Angaben des Innenministeriums zuvor von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) aus "Gründen der Verkehrssicherheit" nicht unterstützt worden. Sowohl Beckstein als auch Herrmann hätten sich für diese Lösung stark gemacht, sagte eine Sprecherin der Innenministeriums.

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