Freie Wähler:"Wenn Pauli kommt, bin ich weg"

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In Zusmarshausen haben die Freien Wähler vor allem über eines gestritten: einen potenziellen Übertritt von CSU-Landrätin Pauli. Landeschef Aiwanger wetterte gegen die CSU.

Stefan Mayr

Mit hochgekrempelten Hemdsärmeln und nass geschwitztem Haar steht Hubert Aiwanger am Rednerpult. Von seinen geröteten Wangen fließt Schweiß.

"Draußen auf dem Land wird dich bald, wenn du nicht jung und gesund bist, der Bruno fressen", schimpft der Landesvorsitzende der Freien Wähler. Der Frontalhieb auf die CSU-Politik für den ländlichen Raum trifft ins Schwarze, die 250 Delegierten im Saal des Schlossgasthofes brüllen vor Lachen und klatschen aufs allerheftigste.

Aiwanger peitscht bei der Landesversammlung im schwäbischen Zusmarshausen 40 Minuten lang seine Gefolgsleute auf die kommenden Wahlen ein. Wie immer ohne Redemanuskript und ohne Stottern, wie immer mit markigen Sprüchen. "Wir werden in den Landtag einziehen, und die CSU muss ernsthaft um die 50-Prozent-Marke kämpfen", ruft der 36-jährige Agraringenieur.

"Nicht ohne die Basis entscheiden

Eines lässt Aiwanger allerdings offen: Ob die Freien Wähler 2008 mit oder ohne die jetzige CSU-Landrätin Gabriele Pauli in die Wahlen ziehen werden. "Solange sie nicht wirklich bei uns anklopft und sich unserem Kurs anschließen will, ist das eine Phantom-Diskussion", sagt Aiwanger.

Die umstrittene Politikerin polarisiert offenbar nicht nur die CSU, sondern auch die Freien Wähler. "Wenn Pauli kommt, bin ich weg", ruft eine Delegierte in Aiwangers Rede hinein.

Der Zwischenruf wird sowohl mit Applaus als auch mit Unmutsäußerungen quittiert. Ein Zuhörer antwortet mit einem zaghaften "Pauli!"-Ruf. Aiwanger beeilt sich daraufhin klarzustellen: "Es wird nichts ohne die Basis entschieden."

Derzeit könne er nichts ausschließen, aber er wolle sich auch nicht festlegen. Armin Grein, der Ehrenvorsitzende der Freien Wähler, äußert sich ähnlich: "Wir müssen gegebenenfalls prüfen, ob Frau Pauli zu uns passt - und eventuell abstimmen lassen."

Ein Ortsvorsitzender aus der Oberpfalz ergreift dagegen für Pauli Partei: "Jeder, der gescheiter wird und die Seiten wechselt, ist uns willkommen."

"Stärker sein als 2004"

Aiwanger kündigt an: "Wir werden diesmal tausendprozentig stärker sein als 2004." Damals, bei ihrem ersten Anlauf, waren die FW mit vier Prozent der Stimmen knapp gescheitert.

"Unser Organisationsgrad steigt, die Unterstützung in der Fläche ist größer", sagt Aiwanger, "und wir werden ein Wahlprogramm haben."

Der Landeschef erläutert, welche Themen die FW besetzen wollen, um bei den Kommunalwahlen im März 2008 die 14 Landratsämter und die 850 Bürgermeisterposten zu verteidigen und bei der Landtagswahl die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen: "Wenn sich jemand glaubwürdig des ländlichen Raumes annehmen kann, dann sind das wir."

Er wolle die Staatsregierung an "ihrem Sündenregister" und die CSU an ihren Defiziten "festnageln, bis wir im Landtag sitzen und unsere Themen eins zu eins einbringen können".

Unter anderem fordert er das Ende der Transrapid-Pläne: "Statt dort Milliarden zu verbuddeln, muss das Geld in die Infrastruktur des ländlichen Raums investiert werden."

© SZ vom 30.04.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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