Freie Wähler:Trotz Krankheit im Bierzelt - zur "Wiedereingliederung"

Abgeordneter Günther Felbinger

Der FW-Abgeordnete Günther Felbinger steht in der Kritik.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Der Landtagsabgeordnete Günther Felbinger (Freie Wähler) hatte vor Kurzem eine Herzattacke. Nun ist er krankgeschrieben und pausiert im Parlament.
  • Kürzlich trat er in seiner Heimatregion in Franken aber bei einem Bierfest mit einem Maßkrug auf die Bühne. Das kritisieren manche aus der Partei.
  • Die Aufregung hört damit nicht auf: Im April hatte die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben, Felbinger soll den Landtag um Geld betrogen haben.

Von Lisa Schnell

Der Ärger bei den Freien Wählern um ihren Landtagsabgeordneten Günther Felbinger hört nicht auf. Zuerst die Aufregung wegen seiner Anklage. Felbinger soll den Landtag um etwa 50 000 Euro betrogen haben. Und jetzt schon wieder Negativschlagzeilen. Es geht um einen Auftritt von Felbinger in einem Bierzelt, über den sich einige in der Fraktion wunderten. Denn Felbinger ist krankgeschrieben.

Seit etwa sechs Wochen war er deshalb nicht mehr im Landtag. In seiner Heimatregion Main-Spessart aber besuchte er öffentliche Veranstaltungen. Bei der Eröffnung des Kirchweih- und Heimatfests posierte er mit einem Maßkrug in der Hand auf der Bühne. "Sehr unglücklich", nennt das sein Fraktionskollege Hans Jürgen Fahn. Ein anderer bedauert, dass in der Öffentlichkeit nun das Bild entstehe, Felbinger bekomme sein Gehalt als Landtagsabgeordneter, ohne etwas dafür zu tun.

Felbinger reagierte auf die Vorwürfe mit einer schriftlichen Erklärung. Er habe Ende April eine Herzattacke erlitten und leide unter einem Hörsturz. Nahezu jeden Tag sei er bei Behandlungen, weshalb er seiner Landtagsarbeit nicht nachgehen könne. Sein Auftreten bei einigen wenigen Terminen vor Ort sei auf Anraten seines Arztes erfolgt. Bewusst habe er Orte mit unterschiedlichen Lärmpegeln wie etwa ein Festzelt gewählt, was im Sinne einer üblichen Wiedereingliederung sei. Schnellstmöglich wolle er in den Landtag zurück. Noch sei er aber weiter krankgeschrieben.

Das Bierzelt als Wiedereingliederung? Fraktionskollege Benno Zierer kommt das seltsam vor. Dass es Felbinger aber nicht gut gehe, habe er selbst erlebt. Angenehm werde es für Felbinger dennoch nicht sein, wenn er zurück in die Fraktion kommt.

Aus der Fraktion wurde mehrmals die Forderung laut, Felbinger solle persönliche Konsequenzen aus der Anklage gegen ihn ziehen. Bei einem Rücktritt von seinem Landtagsmandat würde er seine Ansprüche auf die Altersversorgung verlieren. Manche in der Fraktion lasten es auch ihrem Vorsitzenden Hubert Aiwanger an, nicht hart genug durchgegriffen zu haben. Der hatte sich lange hinter Felbinger gestellt. Vor kurzem wurde ein Parteiordnungsverfahren eingeleitet, über den Fraktionsausschluss soll aber erst nach dem Prozess entschieden werden, der im Herbst beginnen soll.

"Man kann Leute auch zu schnell opfern", sagt Aiwanger. Sein Job sei es, seinen Leuten Rückendeckung zu geben, auch wenn die nicht endlos sei. Dass Felbinger sich für seine Krankheit erklären müsse, wundere ihn. Er wäre aber vielleicht gut beraten, sich nicht auf die Bühne zu stellen. Wenn er wieder gesund sei, erwarte die Öffentlichkeit, dass er in den Landtag zurückkomme und für sein Geld arbeite.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: